Hamburg. Die „geilste Mannschaft der Welt“ und ihr Sponsor – das ist wie eine alte Ehe. Was der dänische Brauerei-Chef jetzt alles plant.

Sport-Sponsoring ist ja im Prinzip ein nüchternes Geschäft. Der eine Partner gibt das Geld, der andere seinen Namen, sein Gesicht, sein Image. Im Idealfall färbt das positiv auf das Produkt des Geldgebers ab. Funktioniert oft gut, manchmal nicht. Dann trennt man sich und sucht sich neue Partner. Bei Astra und dem FC St. Pauli ist so eine Trennung kaum noch vorstellbar. Das Bier und der Fußballclub, das ist wie Yin und Yang, wie eine alte Ehe mit ihren Aufs und Abs.

Gerade geht’s in Höhen, die man lange nicht erklommen hat: Mit dem

Aufstieg in die Fußball-Bundesliga

Bierdusche muss sein: St. Paulis Profis begossen ihren Trainer Fabian Hürzeler obligatorisch aus der Knolle des langjährigen Sponsors.
Bierdusche muss sein: St. Paulis Profis begossen ihren Trainer Fabian Hürzeler obligatorisch aus der Knolle des langjährigen Sponsors. © Imago/osnapix
Ein Anführer auch für den Platzsturm: Marcel Hartel und die Fans des FC St. Pauli lieferten nach dem 3:1-Sieg gegen Osnabrück eines DER Aufstiegsbilder.
Ein Anführer auch für den Platzsturm: Marcel Hartel und die Fans des FC St. Pauli lieferten nach dem 3:1-Sieg gegen Osnabrück eines DER Aufstiegsbilder. © Imago/Susanne Hübner
Marcel Hartel (M.) erzielte das 3:0.
Im Spiel hatte St. Paulis Toptorschütze zuvor mit seinem Treffer zum 3:0 den berühmten Deckel auf Sieg und Aufstieg gemacht. © Witters
Schon Minuten vor dem Abpfiff sehnten die Fans am Millerntor den Platzsturm herbei.
Schon Minuten vor dem Abpfiff sehnten die Fans am Millerntor den Platzsturm herbei. © Imago/Beautiful Sports
Platzsturm Richtung Erste Bundesliga: Nach dem Schlusspfiff gegen Osnabrück im Millerntorstadion gab es für die Fans des FC St. Pauli kein Halten mehr.
Platzsturm Richtung Erste Bundesliga: Nach dem Schlusspfiff gegen Osnabrück im Millerntorstadion gab es für die Fans des FC St. Pauli dann schließlich kein Halten mehr. © Imago/Lobeca
Tausende Fans stürmten das Spielfeld im Millerntorstadion.
Tausende Fans stürmten das Spielfeld im Millerntorstadion. © Diekmann
Nach dem Spiel wurden sogar von außen noch weitere Fans ins Millerntorstadion gelassen.
Sogar von außen wurden noch weitere Fans ins Millerntorstadion gelassen. © Funke Foto Service | Michael Rauhe
Die Tore mussten direkt dran glauben ...
Auf dem Platz mussten dann die Tore direkt dran glauben ... © Imago/osnapix
Da steht kein Tor aufm Flur! Nein, nein, kein Tor aufm Flur: Nach dem Aufstieg machten sich St. Paulis Anhänger vor allem an den Strafräumen zu schaffen.
Da steht kein Tor aufm Feld! Nein, nein, kein Tor aufm Feld: Nach dem Aufstieg machten sich St. Paulis Anhänger vor allem an den Strafräumen zu schaffen. © Funke Foto Service | Norman Raap
No Pyro, no Party: Feiern nach St.-Pauli-Art.
No Pyro, no Party: Feiern nach St.-Pauli-Art. © Imago/osnapix
Diese Fans dachten nach dem Aufstieg schon ein paar Schritte weiter – einziges Problem: Der 2. Juni 2026 fällt auf einen Dienstag. Da das Finale der Champions League für gewöhnlich an einem Sonnabend ausgetragen wird, ist dieses Szenario wohl doch eher unREAListisch ...
Diese Fans dachten nach dem Aufstieg schon ein paar Schritte weiter – einziges Problem: Der 2. Juni 2026 fällt auf einen Dienstag. Da das Finale der Champions League für gewöhnlich an einem Sonnabend ausgetragen wird, ist dieses Szenario wohl doch eher unREAListisch ... © Funke Foto Service | Holger True
Junger Vater des Erfolgs: St. Paulis Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler, 31.
Junger Vater des Erfolgs: St. Paulis Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler, 31. © Imago/osnapix
Auch dieser Fan huldigte dem Erfolgscoach.
Auch dieser Fan huldigte dem Erfolgscoach. © Imago/Beautiful Sports
Auch Kapitän Jackson Irvine wurden von St. Paulis Anhang auf Händen getragen.
Auch Kapitän Jackson Irvine wurden von St. Paulis Anhang auf Händen getragen.
Ein Traum? Nein, Realität! St. Paulis Aufstiegsheld Marcel Hartel im aktuellen Mottoshirt des künftigen Erstligisten.
Ein Traum? Nein, Realität! St. Paulis Aufstiegsheld Marcel Hartel im aktuellen Mottoshirt des künftigen Erstligisten. © Imago/Nordphoto
Nach dem Platzsturm begab sich die Mannschaft zum Feiern auf die Tribüne des Millerntorstadions.
Nach dem Platzsturm begab sich die Mannschaft zum Feiern auf die Tribüne des Millerntorstadions. © Witters
Zwei Aufstiegsgaranten des FC St. Pauli: Cheftrainer Fabian Hürzeler (l.) und Chefstratege Marcel Hartel (r.).
Zwei Aufstiegsgaranten des FC St. Pauli: Cheftrainer Fabian Hürzeler (l.) und Chefstratege Marcel Hartel (r.). © Witters
Der Aufstieg-Roaaaaar vom Millerntooooor: Jackson Irvine und er FC St. Pauli treten 2024/45 in der Beletage an.
Der Aufstieg-Roaaaaar vom Millerntooooor: Jackson Irvine und er FC St. Pauli treten 2024/45 in der Beletage an. © Witters
Und darauf noch eine Flasche Bier.
Und darauf noch eine Flasche Bier. © dpa
Da ist das Ding! Fabian Hürzeler mit der überdimensionierten Bier-Knolle.
Da ist das Ding! Fabian Hürzeler mit der überdimensionierten Bier-Knolle. © Imago/osnapix
Glückliche Gesichter und große Freude: St. Paulis Mannschaft lässt sich feiern.
Glückliche Gesichter und große Freude: St. Paulis Mannschaft lässt sich feiern. © dpa
Daumen hoch: Scott Banks (l.) und Aljoscha Kemlein.
Daumen hoch: Scott Banks (l.) und Aljoscha Kemlein. © Witters
St. Paulis Präsident Oke Göttlich feierte den Aufstieg ganz cool mit Sonnenbrille.
St. Paulis Präsident Oke Göttlich feierte den Aufstieg ganz cool mit Sonnenbrille. © Imago/Nordphoto
Einige Fans trugen als Souvenir gleich ein halbes Tor aus dem Stadion.
Einige Fans trugen als Souvenir gleich ein halbes Tor aus dem Stadion. © Funke Foto Service | Michael Rauhe
Ist mir doch Latte! Einige Fans bedienten sich in der Aufstiegs-Euphorie an den Torgestängen im Millerntorstadion.
Ist mir doch Latte! Einige Fans bedienten sich in der Aufstiegs-Euphorie an den Torgestängen im Millerntorstadion. © Funke Foto Service | Michael Rauhe
Hängengeblieben? Nicht doch – St. Pauli greift in der kommenden Saison eine Etage höher an.
Hängengeblieben? Nicht doch – St. Pauli greift in der kommenden Saison eine Etage höher an. © Imago/Noah Wedel
Ein Küsschen für Liga eins: Jackson Irvine bei seinem ganz privaten Feiermoment mit Partnerin Jemilla Pir.
Ein Küsschen für Liga eins: Jackson Irvine bei seinem ganz privaten Feiermoment mit Partnerin Jemilla Pir. © Imago/Nordphoto
Doppeltorschütze Oladapo Afolayan feierte mit seinem Daddy.
Doppeltorschütze Oladapo Afolayan feierte mit seinem Daddy. © Imago/Nordphoto
Shootingstar Elias Saad (2.v.l.) wurde gleich von einer ganzen Schar vertrauter Fans umringt.
Shootingstar Elias Saad (2.v.l.) wurde gleich von einer ganzen Schar vertrauter Fans umringt. © Imago/Noah Wedel
Auch die Spielerfrauen dürfen bei einer zünftigen Aufstiegssause natürlich nicht fehlen.
Auch die Spielerfrauen dürfen bei einer zünftigen Aufstiegssause natürlich nicht fehlen. © Imago/Nordphoto
Darunter auch diese besseren Hälften.
Darunter auch diese besseren Hälften. © Imago/Nordphoto
Celebrate the australian way: Jackson Irivine inmitten seiner ganz persönlichen Fangemeinde.
Celebrate the australian way: Jackson Irivine inmitten seiner ganz persönlichen Fangemeinde.
Auch Fabian Hürzeler jubelte natürlich nicht alleine
Auch Fabian Hürzeler jubelte natürlich nicht alleine. © Imago/Nordphoto
Blick Richtung Erste Bundesliga: St. Paulis Aufstiegsmanager Andreas Bornemann.
Blick Richtung Erste Bundesliga: St. Paulis Aufstiegsmanager Andreas Bornemann. © Witters
Co-Trainer Peter Németh gönnte sich eine dicke Aufstiegs-Zigarre.
Co-Trainer Peter Németh gönnte sich eine dicke Aufstiegs-Zigarre. © Imago/Nordphoto
Die Zweitliga-Meisterschaft ist für St. Pauli am letzten Spieltag sogar auch noch drin.
Die Zweitliga-Meisterschaft ist für St. Pauli am letzten Spieltag sogar auch noch drin. © Imago/Beautiful Sports
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ist nicht nur der Kiez-Club erstmals seit 13 Jahren wieder erstklassig, sondern das Kiez-Bier bekommt auch erstklassige Werbung: Der erste Freudenschluck des Trainers Fabian Hürzeler, die obligatorische Bierdusche, die Feiern im und rund ums Stadion – die braune Knolle und das Ankerherz-Symbol dominieren auf St. Pauli. Alles hunderttausendfach in die Wohnzimmer gesendet, auf Papier gedruckt und millionenfach im Netz verbreitet. Aus Sponsorensicht: unbezahlbar.

Brauerei-Chef erlebte St. Paulis Aufstieg im Stadion: „Super Erlebnis“

Entsprechend gut gelaunt ist auch Simon Mosegaard Fibiger. Der Däne ist vergangenes Jahr zum Vorstandschef von Carlsberg Deutschland aufgestiegen und durfte jetzt gleich den nächsten Aufstieg feiern. Beim entscheidenden Spiel gegen Osnabrück war er natürlich im Stadion: „Ein super Erlebnis – vor allem, als die Fans nach dem Schlusspfiff den Rasen gestürmt haben“, sagt er. Zum Treffen in der Holsten-Brauerei in Hausbruch hat er zwei Knollen aus der Sonderedition „1. Liga“ mitgebracht, fürs Foto...

Normalerweise sei er bei den Spielen vor allem vor Ort, um Geschäftskunden zu betreuen, erzählt der 39-Jährige. „Aber mittlerweile bin ich selbst ein Fan und gehe auch mal mit der Familie ins Stadion“, so der Vater von vier Kindern, der sich auch gern mit einem Satz zitieren lässt, der eigentlich aus der Carlsberg-PR-Abteilung stammt: „Wir gratulieren der Ersten Liga zur geilsten Mannschaft der Welt!“

Der Erfolg von Astra hängt auch mit den Erfolgen des FC St. Pauli zusammen

Die Euphorie kommt nicht von ungefähr. Denn von den vielen Biermarken, die der Konzern in seiner Brauerei in Hamburg abfüllt, ist Astra die wohl derzeit heißeste Aktie – und das hängt auch mit den Erfolgen des FC St. Pauli zusammen. „Das merken wir sofort“, sagt Mosegaard Fibiger. „Mit zunehmender Aufstiegseuphorie gab es erheblich mehr Bestellungen aus der Hamburger Gastronomie.“

Damit setzt sich ein Trend fort, der schon vor 25 Jahren mit der inzwischen legendären Kampagne „Astra. Was dagegen?“ eingeleitet wurde. Allein in den zurückliegenden sechs Jahren sei die Marke um mehr als 40 Prozent gewachsen und liege nun fast gleichauf mit der einst viel größeren Konkurrenz aus Altona, berichtet der Carlsberg-Chef. Je rund 50 Millionen Liter Holsten und Astra würden pro Jahr in der vor fünf Jahren eröffneten, hochmodernen Brauerei in Hausbruch abgefüllt.

Neue Sorten wie „Kleine Freiheit“ machen Astra bei jungen Leuten beliebt

Dass Astra sich in einem schrumpfenden Biermarkt derart gut behauptet, sei aber auch den vielen Innovationen zu verdanken, betont Mosegaard Fibiger: Neben dem klassischen Urtyp wurden passend zur Inszenierung als Kiez-Bier neue Sorten wie „Rotlicht“, „Rakete“ (mit Vodka-Aroma), „Kiezmische“ (Alsterwasser) und zuletzt „Kleine Freiheit“ (Helles) herausgebracht, die vor allem bei jungen Leuten ankommen. „Junge Menschen sind nicht auf eine Biermarke fixiert, sondern bereit, Neues auszuprobieren und eventuell auch etwas mehr dafür zu bezahlen“, sagt der Brauerei-Chef. „Das ist für uns eine Chance, in dem hart umkämpften deutschen Biermarkt zu wachsen.“

Eine coole Kampagne, neue Sorten und dazu ein perfekter Werbeträger, der gerade von Erfolg zu Erfolg durch die Republik tourt – so wurde aus dem einst als „Maurer-Brause“ verpönten Astra eine auch bundesweit angesagte Biermarke. Die Partnerschaft mit dem FC St. Pauli sei eine in der schnelllebigen Fußballwelt „einzigartige Ehe“, so Mosegaard Fibiger. „Ohne Ende in Sicht.“ Wobei: 2031 läuft der Sponsorenvertrag aus. Wer weiß, was dann ist.

Von „1. Liga“ bis „Aufstiegsrasen“ – Carlsberg nutzt die Gunst der Stunde

Daher nutzen die Carlsberg-Strategen die Gunst der Stunde und brennen jetzt ein Feuerwerk ab wie die „Boys in brown“ über weite Strecken der Saison: Vor dem Kick gegen Osnabrück wurde die Astra-Knolle mit limitiertem „1. Liga“-Sonderetikett präsentiert, nach geglückter Mission wurde „Aufstiegsrasen“ gebraut, ein auf 3000 Liter limitiertes Bier mit 30 Kilogramm Grün vom Millerntor (kein Scherz). Und natürlich „unterstützt“ Astra auch die Feierlichkeiten am Montag mit Empfang im Rathaus und anschließender Party auf dem Kiez.

Auf dem Kiez wird mit Knolle gefeiert: St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler (M.) und seine Spieler nach dem Sieg gegen Osnabrück, der den Aufstieg bedeutete.
Auf dem Kiez wird mit Knolle gefeiert: St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler (M.) und seine Spieler nach dem Sieg gegen Osnabrück, der den Aufstieg bedeutete. © imago/osnapix | IMAGO/osnapix / Hirnschal

Selbstverständlich liegen dem ganzen Brimborium handfeste wirtschaftliche Interessen auf beiden Seiten zugrunde. Dennoch hat die Liaison auch so etwas wie einen historischen Kern. Denn Astra wurde jahrzehntelang von der Bavaria-St. Pauli-Brauerei gebraut, nur einen Steinwurf vom Millerntor-Stadion entfernt. Die Nähe von Stadtteil-Bier und Stadtteil-Club war schon da, lange bevor daraus vor 40 Jahren eine offizielle Partnerschaft wurde.

Als der FC St. Pauli fast Pleite war, half Astra – heute profitiert das Bier vom Club

Vielleicht konnte sie nur auf dieser Basis so viele beiderseitige Zumutungen aushalten. Nach dem Höhenflug Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre, als der FC St. Pauli zum bislang einzigen Mal drei Jahre am Stück erstklassig war, musste der Sponsor mit ansehen, wie es nach einigen Aufs und Abs immer weiter runterging und der Kiez-Club schließlich in der dritten Liga um seine Existenz kämpfte. Doch die Partnerschaft hielt: Als 2001 der Trikotsponsor hinwarf, sprang Astra ein. Und 2003 trug die Brauerei mit der Aktion „Astra trinken – St. Pauli retten“ dazu bei, den Verein vor der Pleite zu retten. Heute gehört die Biermarke zum „Herz von St. Pauli“, einer Sponsorengruppe unterhalb des Hauptsponsors Congstar.

Auf der anderen Seite ging es ähnlich lebhaft zu: 1990 wurde die Bavaria-St. Pauli-Brauerei an die Brau und Brunnen AG verkauft, die 1997 beschloss, den Hamburger Standort dichtzumachen. Um das zu verhindern, erwarb die Stadt die Brauerei und reichte sie 1998 an Holsten weiter. Ausgerechnet der damalige HSV-Sponsor wurde damit Eigentümer der Kiez-Marke Astra. Das hatte zwei gravierende Folgen. Die positive war die „Was dagegen?“-Kampagne, die dem Bier das Image verpasste, von dem es bis heute zehrt.

Mittlerweile wird Astra bei Holsten gebraut, das wiederum zu Carlsberg gehört

Die negative: 2003 schloss die Brauerei den Standort auf St. Pauli und gab ihn zum Abriss frei. Seitdem stehen dort drei Hochhäuser, und Astra wird bei Holsten gebraut, das 2004 seinerseits vom dänischen Konzern Carlsberg übernommen wurde und sein Gelände später ebenfalls räumen musste. 2019 zog man von Altona in die neue Brauerei in Hausbruch um.

Carlsberg-Deutschland-Chef Simon Mosegaard Fibiger an der Abfüllanlage in der Holsten-Brauerei für die Flaschen der Marke „1664 Blanc“.
Carlsberg-Deutschland-Chef Simon Mosegaard Fibiger an der Abfüllanlage in der Holsten-Brauerei für die Flaschen der Marke „1664 Blanc“. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Auch für den FC St. Pauli hätte es also einige Anlässe gegeben, die Partnerschaft zu beenden – doch man blieb sich treu. Heute ist das Verhältnis inniger denn je. Längst hat das Totenkopf-Logo des Fußballvereins die Etiketten der Knolle geentert, und mancher fragt sich womöglich, wer hier wen sponsert. „Astra und den FC St. Pauli verbindet der gleiche Wertekanon: Echter Kiez statt purer Kommerz sowie Herz und Herzanker am richtigen, nicht rechten Fleck“, heißt es politisch korrekt aus der Carlsberg-Zentrale.

Mixgetränke sowie leichtes und alkoholfreies Bier sind auf dem Vormarsch

Dabei passt das typisch norddeutsche Bier mit seinem leicht herben Geschmack eigentlich gar nicht mehr in die Zeit. Der Absatz solcher Biersorten geht bundesweit zurück, stattdessen sind leichte Marken, Mixgetränke und alkoholfreies Bier auf dem Vormarsch – auch daher hat Carlsberg der Marke Astra Urtyp Sorten wie „Kiezmische“, „Rakete“ und „Kleine Freiheit“ zur Seite gestellt. Sie machen inzwischen rund 50 Prozent des Marken-Umsatzes aus.

Seit einigen Wochen wird diese Strategie um eine weitere Neuheit erweitert: „1664 Blanc“ rattert an diesem Freitag in Hausbruch kistenweise über das Band. Ein französisches Bier, noch dazu in blauen Flaschen und einem geradezu aristokratisch-weißen Etikett, abgefüllt in einer Hamburger Brauerei, deren Umpackanlagen (für Six-Packs) nach den lokalen Fußballgrößen „Uwe“ und „Stani“ benannt sind – wie kam es dazu?

Von Hamburg soll „1664 Blanc“ als Lifestyle-Bier Deutschland erobern

Ganz einfach: „1664 Blanc“ kommt aus der französischen Brauerei Kronenbourg, die wiederum zu Carlsberg gehört. Und da die Dänen diese Biersorte in vielen Ländern erfolgreich als besonders „stylish“ positioniert haben, wollen sie das Konzept nun auch auf Deutschland ausdehnen – von Hamburg aus. „,1664 Blanc‘ ist ein Lifestyle-Bier, welches wie eine Modemarke vermarktet wird“, heißt es dazu.

Ob „der milde Geschmack mit erfrischendem Citrus-Twist“ sich hierzulande durchsetzt, bleibt abzuwarten. Simon Mosegaard Fibiger ist jedenfalls optimistisch für den Biermarkt: „2024 könnte Bier sein Comeback feiern. In den ersten Monaten hat der Absatz schon zugenommen, und die Hauptsaison mit der Europameisterschaft kommt ja erst noch“, sagt der Carlsberg-Chef. „Aber wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir auch weiter mit Innovationen auf den Markt kommen und uns neue Zielgruppen erschließen.“

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Für Astra und den FC St. Pauli sind ja noch etliche Neuerungen denkbar – von „Klassenerhalt“ bis „Champions League“. Vor dem letzten Saisonspiel am Sonntag bleibt es aber bei der aktuellen Sonderedition „1. Liga“. Der „Aufstiegsrasen“ ist schon ausverkauft.