Hamburg. Apple of Eden setzt auf deutsch-portugiesische Partnerschaft. Nach schwierigen Jahren zieht das Geschäft wieder an. Nächstes Ziel: USA.
Friedrich Lüning nimmt einen Schuh vom Regal. Ein Ledersneaker, sportlich und mehrfarbig in verschiedenen Grüntönen. Besonders ist die dicke Sohle, die ein bisschen an Wellen erinnert. „Das Design ist gerade angesagt“, sagt der Chef der Schuhmarke Apple of Eden.
Genau dieser Schuh ist allerdings noch nicht zu kaufen. Das, was gerade im Showroom des Unternehmens in der Hamburger Speicherstadt steht, kommt erst mit der Herbstkollektion in den Schuhhandel: Stiefel, Stiefeletten und Boots im Western- oder Biker-Stil, dazu Retro-Turnschuhe und Ballerinas in bunten Farben sowie Loafers mit und ohne Absatz. Und weitere Varianten der Sneaker mit den Wellen-Sohlen.
Hamburger Schuhmarke trotzt der Krise in der Branche
Im Vergleich zu anderen ist Apple of Eden ein eher kleiner Hersteller. Der Hamburger Friedrich Lüning hat das Schuhlabel vor 14 Jahren mit seinem portugiesischen Partner Nelson Gomes gegründet. „Wir machen Schuhe für modebewusste Frauen, die hochwertig, tragbar und bezahlbar sind. Mit viel Liebe zum Detail“, sagt der 73-Jährige, der unter anderem für Görtz, Ecco und als freier Handelsvertreter gearbeitet hat.
Verkauft werden die Modelle im Schuh-und Modefachhandel, über große E-Commerce-Anbieter wie Otto, About You und Zalando sowie im eigenen Onlineshop. Das lief lange gut, aber die Konsumflaute der letzten Jahre hat auch Apple von Eden zugesetzt. Dazu kommt die Krise im Schuhhandel mit Insolvenzen von deutschen Branchengrößen wie Görtz, Reno und Salamander. Inzwischen sieht Unternehmer Lüning wieder optimistisch in die Zukunft: „Die Talsohle ist durchschritten.“ Die Kunden kauften mehr ein. „Die Umsätze steigen spürbar.“
Hamburger Schuhmarke produziert ausschließlich in Portugal
Bei seiner Prognose spielt das Geschäftsmodell des deutsch-portugiesischen Unternehmer-Duos eine wichtige Rolle. „Wir sind ein kleines, wendiges Boot in einem Teich von großen Anbietern“, sagt Friedrich Lüning. Während große Player wie Rieker, Gabor oder Tamaris mehrere Millionen Schuhe im Jahr absetzen, verkauft Apple of Eden mit 20 Beschäftigten in Bestzeiten 200.000 Paar Schuhe im Jahr. Die Kollektionen umfassen pro Saison 60 bis 70 Modelle.
Produziert wird ausschließlich in Schuhfabriken in der Region Porto. Alle Komponenten, von der Sohle bis zum Schnürsenkel, kommen aus einem Umkreis von 50 Kilometern. Unter anderem deshalb kann Apple of Eden den Angaben zufolge als einzige deutsche Schuhmarke seit Neuestem einen vom renommierten Kaizen Institute geprüften Nachhaltigkeitsreport vorweisen. „Um heute wettbewerbsfähig zu sein, ist eine Nachhaltigkeitsstrategie unabdingbar“, sagt Gründer Lüning.
Nachbestellungen von Schuhen brauchen drei bis vier Wochen
Hergestellt wird nur, was bestellt wurde. „Das macht uns flexibler als große Schuhmarken, die in Asien produzieren lassen“, sagt Co-Gründer Lüning. Nachbestellungen dauerten drei bis vier Wochen. Dadurch sei auch für die Schuhhändler das Risiko bei der Order geringer. Offenbar liegen die Hamburger mit ihrer aktuellen Frühjahrs- und Sommerkollektion richtig. „Die Nachbestellquote ist deutlich höher als 2023.“
Die Schuhbranche in Deutschland ist seit Jahren im Umbruch. Das hat mit Umsatzeinbrüchen während der Hochphase der Corona-Pandemie mit monatelangen Geschäftsschließungen und der Konsumflaute infolge von Ukrainekrieg und Inflation zu tun, aber nicht nur.
Zwar sind die Umsätze nach Angaben des BTE Handelsverbands Textil Schuhe Lederwaren im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 11,6 Milliarden Euro gestiegen. „Der Umsatz liegt damit aber immer noch knapp 1,5 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019“, sagte BTE-Geschäftsführer Axel Augustin vor Kurzem im Rahmen der Düsseldorfer Fachmesse Shoes.
2000 weniger Schuhgeschäfte in Deutschland als vor zehn Jahren
Eine Entwicklung ist allerdings überraschend. Nach mehreren Jahren, in denen sich größere Teile des Geschäfts in den Onlinehandel verlagert hatten, hat 2023 vor allem der stationäre Schuhhandel zugelegt. Nach BTE-Schätzungen sind die Umsätze in den Schuhfachgeschäften um fast acht Prozent gestiegen, liegen allerdings immer noch etwa sechs Prozent unter 2019. Aktuell gibt es bundesweit etwa 2600 stationäre Schuhläden. 2013 waren es laut Umsatzsteuerstatistik noch 4640 Unternehmen.
Für Apple von Eden war die Insolvenz der Hamburger Schuhkette Görtz im September 2022 ein schwerer Schlag. Über Jahre standen die Schuhe der Marke in den einst 160 Görtz-Filialen bundesweit. „Nach der Insolvenzanmeldung konnten wir das Geschäftsverhältnis nicht fortführen“, sagt Lüning. Die Folge: Apple von Eden war schlagartig weniger präsent im stationären Handel. Jetzt hofft Lüning, dass Görtz nach dem Abschluss des Insolvenzverfahrens im vergangenen Jahr und mit neuem Besitzer wieder durchstartet.
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Der Fachhandel ist für die Schuhe der Hamburger mit Preisen zwischen 100 und 200 Euro pro Paar eine wichtige Absatzquelle. Apple von Eden ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in diversen Nachbarländern vertreten. „Wir profitieren davon, dass die Einzelhändler gute Erfahrungen mit uns gemacht haben“, sagt er. Dazu kommt: Dadurch, dass die Zahl der Schuhhersteller europaweit zurückgeht, konzentrierten sich alle auf die, die es noch gibt.
Hamburger Schuhmarke trotzt der Krise und startet in den USA
In den vergangenen Wochen war Schuhexperte Lüning wieder viel unterwegs, um die neuesten Modetrends aufzuspüren. Gerade hat er auch einige Wochen in Portugal verbracht und an der neuen Kollektion mitgearbeitet. Sneaker, Ballerinas, Sandalen und Sandaletten für Frühling und Sommer 2025.
Ruhestand ist für ihn keine Option. Im Sommer plant er eine Reise zu einer wichtigen Schuhmesse in den USA. „Wir wollen auf den amerikanischen Markt und glauben, dass wir dort mit unseren Schuhen erfolgreich sein können.“