Hamburg. Tragflügelboote sollen Boxen mit 37 Stundenkilometern durch den Hamburger Hafen transportieren. Wie das Klima davon profitiert.

Die letzte Etappe des Containertransports schädigt das Klima am meisten. Wenn die Container mit den großen Schiffen aus Übersee in den Hamburger Hafen kommen, werden sie auf den letzten Kilometern bis zum Empfänger vielfach mit Diesel-schluckenden Lkw transportiert. Seit Jahren tüfteln Experten an Lösungen, bei denen kein CO₂ ausgestoßen wird. So schlägt ein Hamburger Experte den Einsatz einer Port Feeder Barge (schwimmende Transportplattform) mit umweltfreundlichem Antrieb vor.

Eine ganz neue Idee kommt jetzt aus der Schweiz: Kleine Transportschuten, die auf Tragflächen übers Wasser gleiten und so Container schnell an ihr Ziel bringen. Fly-Box heißt das System, und seine Erfinder beschreiben es vollmundig als „Revolutionierung des Güterverkehrs“. Im Grunde ist die Fly-Box eine Weiterentwicklung klassischer Tragflügelboote, die bei hoher Geschwindigkeit mittels des dynamischen Auftriebs ihrer unter Wasser liegenden Tragflügel (Hydrofoils) angehoben werden. An den Flügeln befinden sich schwenkbare Propeller, die für den Antrieb sorgen.

Hafen Hamburg: Schweizer entwickeln fliegende Containerboote

Vorteil: Aufgrund der geringeren Verdrängung und des abnehmenden Widerstands reduziert sich der Energiebedarf. Es werden auch weniger Wellen und Lärm erzeugt. In einem ersten Schritt sollen die Transportboote noch von Menschen bedient werden. In der zweiten Phase ist die Überlegung, mehrere Container in eng miteinander verbundenen Konvois zu transportieren.

Die fliegenden Container „sollen künftig große Hafen-Drehkreuze wie Hamburg, Rotterdam oder San Francisco mit kleineren Häfen entlang der Küsten verbinden, aber auch auf befahrbaren Flüssen einsetzbar sein“, versprechen die Macher. „Die Planungen für die Fahrzeuge seien fortgeschritten und könnten noch dieses Jahr abgeschlossen werden“, sagte ein Sprecher von Fly-Box Tech. Danach sollen Prototypen gebaut werden. „Mehrere Investoren haben bereits ihr Interesse angemeldet.“

Hafen Hamburg: Neuheit könnte 350.000 Lkw-Fahrten überflüssig machen

Gerade für die Hamburger Hafenunternehmen könnte das eine Lösung sein. Deren CO₂-Bilanz wird maßgeblich durch die vielen Hafenumfuhren getrübt. Rund 350.000 Container werden jedes Jahr im Hafen mit Lkw umherkutschiert, sei es zum Umpacken zu einem anderen Terminal, zu einem Lager oder zum Leerdepot.

Für den Hafen Rotterdam hat Fly-Box schon ein Presseplakat mit einer Kolonne der Tragflügelboote erstellt.
Für den Hafen Rotterdam hat Fly-Box schon ein Presseplakat mit einer Kolonne der Tragflügelboote erstellt. © Fly-BoxTech  | Fly-BoxTech 

Angetrieben werden sollen die fliegenden Containerschuten mit Strom oder nachhaltigem grünen Wasserstoff. „Das hängt vom Gewicht der Container ab“, so der Sprecher. Damit sollen die Tragflächenboote ihre tonnenschwere Last mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten transportieren können (umgerechnet 37 Kilometer pro Stunde).

Hafen Hamburg: Container fliegen mit 37 Kilometern pro Stunde über die Elbe

Erfinder des Systems ist der bekannte französische Segler und Unternehmer Alain Thébault. Er sagt, er habe es zusammen mit Luftfahrtexperten entwickelt. Auf der sozialen Plattform LinkedIn kündigte er eine Finanzierungsrunde von 20 Millionen Euro an, um Prototypen der „fliegenden Plattformen“ zu bauen.

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Thébault hat einen Trimaran (schnelles Segelboot mit drei Rümpfen) entwickelt, das 2009 sogar mehr als 50 Knoten schnell fuhr (umgerechnet fast 93 Kilometer pro Stunde). „Wir wollen, dass unser Unternehmen so schnell wie möglich nachhaltig und rentabel wird“, sagt Guillaume Dupuy d‘Angeac, der Finanzchef von Fly-Box.