Repräsentative Abendblatt-Umfrage setzt den Senat unter Druck. Aktuell würden dennoch 51 Prozent der Wähler für die SPD stimmen.
Hamburg. Es ist ein schwerer Schlag für die Politik von Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD): Eine klare Mehrheit der Hamburger ist für den kompletten Rückkauf der Energieversorgungsnetze durch die Stadt. Scholz und die allein regierende SPD lehnen die rund 1,5 Milliarden Euro teure Rekommunalisierung ab.
Parallel zur Bundestagswahl am 22. September werden die Hamburger voraussichtlich aufgerufen, per Volksentscheid über den Rückkauf der Netze zu entscheiden. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Abendblatts sind 64 Prozent der Befragten für den Rückerwerb der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze zu 100 Prozent. Nur 20 Prozent sprechen sich dagegen aus. Lediglich 14 Prozent der Befragten sind unentschieden. Hamburg ist derzeit im Besitz von 25,1 Prozent der Netze.
Scholz hält die Minderheitsbeteiligung für ausreichend, um Einfluss auf die Netzebetreiber und Energieversorger zu nehmen. Doch ausgerechnet im Lager der SPD-Wähler ist der Widerstand gegen diese Position beinahe am größten. Unter den SPD-Wählern sind sogar 72 Prozent für den Rückkauf der Netze, selbst im Spektrum der Grünen, die für den Rückerwerb sind, sprechen sich nur 62 Prozent dafür aus. Am stärksten ist die Zustimmung für die Rekommunalisierung im Lager der Linken mit 88 Prozent, am geringsten bei der FDP mit 46 Prozent.
Dagegen ist die generelle Unterstützung für die Politik von Olaf Scholz und der SPD ungebrochen. Wenn am Sonntag Bürgerschaftswahl wäre, würden 51 Prozent der Hamburger die SPD wählen. Der Wert ist damit seit der letzten Umfrage vor einem Jahr (52 Prozent) fast unverändert. Nur leicht verbessern konnte sich die CDU, die auf 23 Prozent (2012: 21) kommt. Die Grünen legten um einen Prozentpunkt auf 13 Prozent zu. Dagegen würden sowohl die FDP mit zwei Prozent (2012: zwei) als auch die Linken mit vier Prozent (sechs) und die Piraten mit zwei Prozent (vier) den Einzug in die Bürgerschaft verpassen.
Im Detail: So benoten Hamburger ihre Politiker
Wenn der Erste Bürgermeister in Hamburg direkt gewählt werden könnte, läge Scholz mit großem Abstand vorn. Für den Amtsinhaber sprechen sich 62 Prozent der Befragten aus. Für Oppositionschef Dietrich Wersich (CDU) votieren dagegen nur 15 Prozent. Immerhin 15 Prozent der Hamburger halten keinen der beiden für den Richtigen, neun Prozent machen keine Angabe oder wissen es nicht. Den größten Rückhalt hat der 54 Jahre alte Scholz mit 71 Prozent in seiner eigenen Altersgruppe - den 50- bis 64-Jährigen. Bei SPD-Wählern liegt die Zustimmung bei 92 Prozent. Für Wersich sprechen sich 62 Prozent der CDU-Wähler aus.