Hamburg. Um die Bushaltestelle am Meiendorfer Mühlenweg neu bauen zu können, will der Bezirk die Kreuzung umgestalten. Wen das gefährden könnte.
Jahrzehntelang war an der Kreuzung am Rand von Farmsen-Berne alles in Ordnung. Autofahrer, die über die Verlängerung des Ring 3 von Norden (Sasel) Richtung Süden (A1-Auffahrt Stapelfeld) wollten, nahmen die abknickende Vorfahrtstraße Meiendorfer Mühlenweg/Beim Farenland – oder umgekehrt. Der weitere Verlauf des Meiendorfer Mühlenwegs gen Osten blieb den Bewohnern des dortigen Wohngebiets vorenthalten. Für die Beschäftigten der an der Kreuzung liegenden Elbe-Werkstätten fuhr der HVV in den Stoßzeiten bis aufs Gelände, ansonsten hielt er an der nahen Bushaltestelle Nektarweg.
Doch eine Neuerung hat das verkehrliche Gleichgewicht im Nordosten von Hamburg durcheinandergebracht. Für die Nutzer der Veloroute 6 zwischen Innenstadt und Volksdorf, die unter anderem durch das Wohngebiet entlang des Meiendorfer Mühlenwegs führt, wurden etwas weiter südlich an der Straße Beim Farenland zwei Kontaktampeln eingerichtet. Sie springen für jeden einzelnen Fahrradfahrer auf Grün. Das führt zu teils langen Rückstaus für den Autoverkehr – und dazu, dass Google Maps diesen mittlerweile regelmäßig durchs Wohngebiet und dort über die Veloroute leitet.
Verkehr Hamburg: Kreisel in Farmsen-Berne könnte Radfahrer auf Veloroute 6 gefährden
Ein vom Bezirksamt Wandsbek forciertes weiteres Vorhaben dürfte aus Sicht der Anwohner endgültig ins Chaos führen – und die Radfahrer auf der Veloroute noch mehr gefährden. Denn 2026 sollen der Knotenpunkt Meiendorfer Mühlenweg/Beim Farenland und die Zufahrt zu den Elbe-Werkstätten neu angelegt werden. Geplant ist ein vierarmiger Kreisel für den Autoverkehr und der Rückbau der vorhandenen Haltestellen „Nektarweg“: HVV-Busse sollen künftig vor den Elbe-Werkstätten halten, der Haltestellenbereich aufwendig mit breiten Fußwegen und Wendehammer umgestaltet werden.
Gegen dieses Vorhaben, das schon seit einigen Jahren im Gespräch ist, hat sich schon früh eine Bürgerinitiative gebildet. Ihre Befürchtung: Durch den Kreisel wird die jahrelang geltende Vorfahrtsregelung obsolet. Der Verkehr dürfte sich also noch mehr auf die „Schleichwege“ durchs Wohngebiet verlagern: Andreasweg, Meiendorfer Mühlenweg und Saselheider Straße. Diese Straßen sind aber gleichzeitig Teil der Veloroute.
Farmsen-Berne: „Mögliche Auswirkungen auf die Veloroute wurden nicht geprüft“
„Die Kreiselregelung würde also die Fahrradfahrer, die dort unterwegs sind, massiv gefährden“, sagen Andreas Rüter, einer der Sprecher der Initiative. Was noch moniert wird: „Im 2021 erstellten Erläuterungsbericht zu dem Vorhaben ist die Rede davon, dass das Umfeld des geplanten Kreisels analysiert wurde. Aber die möglichen Auswirkungen einer geänderten Vorfahrtsregelung auf die Veloroute wurden gar nicht betrachtet.“ Zudem sollen weder die Verwaltung noch verantwortliche Politiker im Bezirk Wandsbek auf die seit drei Jahren vorgebrachte Kritik und die Anregungen der Initiative reagiert haben.
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Der Kreisel werde nur errichtet, um die Bushaltestelle zu verlegen und den Bereich vor den Elbe-Werkstätten fußgängerfreundlicher und barrierefrei zu gestalten, betont Rüter. Das sei aber gar nicht notwendig, da der Bus in den Stoßzeiten morgen und nachmittags ohnehin auf das Gelände fahre und die Beschäftigten dort aus- oder einsteigen lasse.
Hochbahn Hamburg hat eine Verlegung der Bushaltestellen bislang nicht beantragt
Doch gibt es aus Sicht des HVV dafür überhaupt Bedarf? Laut Hochbahn sei man in den Planungsprozess eingebunden, habe die Maßnahme aber nicht beantragt. Nach Abendblatt-Informationen müsste ohnehin die Verkehrsgewerbeaufsicht ihre Zustimmung für die Verlegung der Bushaltestellen geben. Und die soll bislang gar nicht in das Vorhaben mit einbezogen worden sein – obwohl sie die „personenbeförderungsrechtliche Genehmigungsbehörde“ in Hamburg ist.
Dem Vernehmen nach würde sie der vom Bezirk Wandsbek angestrebten Änderung des Linienverkehrs auch gar nicht zustimmen. Denn weil die geplante Ersatzhaltestelle etwas abseits liegt, hätten die Anwohner einen längeren Fußweg, und die Fahrzeit der Busse würde sich durch den Umweg um mindestens zwei Minuten verlängern. Das Bezirksamt konnte eine Stellungnahme zum aktuellen Stand der Planungen nicht fristgerecht abgeben.