Hamburg. Stadtteilkonferenz und Anwohner lehnen Bauprojekt am Jenfelder Bekkamp ab. Es sei rücksichtslos. Wie die Verwaltung reagiert.
Am Jenfelder Bekkamp sollen auf der Freifläche neben dem zehngeschossigen Hochhaus drei Gebäude mit fünf, sechs und sieben Geschossen und insgesamt 55 Wohnungen entstehen. Sehr zum Ärger der Nachbarn, die dann in 15 Metern Entfernung statt grüner Landschaften neue Baumassen erblicken würden. Sehr zum Ärger auch der Jenfelder Stadtteilkonferenz, die eine so massive Nachverdichtung in dem ohnehin schon hochverdichteten Gebiet strikt ablehnt.
„Jenfeld liegt am Stadtrand, nicht im Zentrum“, hieß es in der Stellungname des Gremiums. Trotzdem sei das Gebiet um Bekkamp, Schweidnitzer, Oppelner und Kreuzburger Straße jetzt schon „höchstverdichtet“. Außerdem sei in der Charlottenburger Straße bereits ein Neubau mit bis zu 150 Wohneinheiten geplant. Nochmal 55 Einheiten mehr sind „nicht hinnehmbar“, schrieb die Stadtteilkonferenz an das Bezirksamt Wandsbek.
Kritik in Jenfeld: Bau vernichte Grün und Parkplätze
Die Linkspartei schloss sich der Kritik an. Weiter heißt es im Schreiben der Stadtteilkonferenz: „Bezirkspolitiker, die sich im Zusammenhang mit diesem Projekt öffentlich auf ein ‚Wohnen mit viel Grün‘ freuen und, wie schon bei anderen Plänen, vorgeben, ein ‚nachhaltiges und attraktives Wohnen‘ zu entwickeln, würden wir gern zum Ortstermin nach Jenfeld einladen.“ Die Nachverdichtungspläne seien rücksichtslos gegenüber den Bewohnern des Bekkamp 19 und dem ohnehin belasteten Stadtteil insgesamt.
Der Bau vernichte Grün und Parkplätze, verschatte die Nachbarhäuser und beeinträchtige den Sportverein. Auch schaffe die Nachverdichtung weitere Sozialwohnungen in einem sozialen Brennpunkt des ohnehin schon einkommensschwachen Stadtteils.
Neubau in Jenfeld – alle Stellungnahmen waren negativ
Man erwarte eine „Überprüfung“ des Bebauungsplanverfahrens. „Jenfeld muss lebenswert bleiben.“ Dessen ungeachtet empfiehlt die Wandsbeker Bezirksverwaltung dem Stadtplanungsausschuss, in seiner Sitzung am kommenden Dienstag (12. Januar) für die Fortsetzung des Verfahrens zu stimmen. Die dem Amt vorliegenden Kritikpunkte „werden im weiteren Verfahren zu behandeln sein“, hieß es.
Es ist davon auszugehen, dass die rot-grüne Mehrheit im Bezirk der amtlichen Anregung Folge leisten wird. Ein Kritikpunkt am Vorgehen der Verwaltung bleibt damit unberücksichtigt. Die Stadtteilkonferenz und auch die Linkspartei monierten, dass die gesetzlich vorgeschriebene Öffentliche Plandiskussion, formal der erste Schritt im Planverfahren, nicht ordnungsgemäß gelaufen sei.
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„Es gab nur Plakate, die dazu aufforderten, innerhalb von zehn Tagen coronabedingt online eine Stellungnahme abzugeben“, sagte der Wandsbeker Linken-Politiker Frank Hiemer. „Da ist kein Kontakt, kein echter Austausch gewesen, nur ganz wenige haben das wahrgenommen.“ Insgesamt 23 Stellungnahmen gingen bei der Verwaltung ein, laut Hiemer ein Bruchteil dessen, was Präsensveranstaltungen generieren. Eine weitere Jenfelder Besonderheit: Alle 23 Stellungnahmen waren negativ.