Hamburg. Statt 450.000 Euro soll die Sanierung des Hauses der Jugend jetzt zwei Millionen kosten. Gesamtlösung kommt nicht in Gang.
Bramfeld geht hoch. Die U-Bahn kommt, im Zentrum des Stadtteils entstand die Dorfpassage neu, der Marktplatz wurde gemacht, dazu neben der Kulturinsel Wohnungen für die neue Mitte hochgezogen. Aber die öffentlichen Bauten an der Südseite des Marktplatzes – Kundenzentrum, Bücherhalle, Haus der Jugend, Freiwillige Feuerwehr und Polizeiwache – stammen aus den 1960er Jahren. Die Gebäude sind sanierungsbedürftig bis marode und passen nicht mehr zum Maßstab von Einkaufzentrum und Passage. Trotzdem tut sich seit 2016 nichts.
„Die Stadt ist im Begriff, eine große Chance zu vertun“, sagte der Bramfelder CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe. In Politik und Verwaltung herrscht Einigkeit darüber, dass Neugestaltung und zusätzlicher Wohnungsbau der Südseite des Marktes auf das Programm der „Stärkung von Bezirkszentren“ einzahlen würde. Und darüber, dass dieses Programm in keinem anderen Stadtteil des Bezirks so nachhaltig umzusetzen wäre wie in Bramfeld, wo durch den Verkauf zentraler Grundstücke im „Dorfkern“ die Verbindung von Markt und Dorfplatz möglich wurde.
Antrag der CDU kassierte eine Abfuhr
Seit 2016 ist klar, dass das Haus der Jugend umfänglich saniert werden muss. Seitdem stellt sich die Frage, ob man nicht besser das gesamte Ensemble überplanen soll mit dem Ziel, die Neubauten mit zusätzlichem Wohnungsbau gegen zu finanzieren und die vielen oberirdischen Parkplätze unter die Erde zu bringen.
Die CDU beantragte genau das und holte sich im Frühjahr 2019 eine Abfuhr, die keine war: SPD und Grüne lehnten den Vorstoß zwar ab, erklärten aber im gleichen Atemzug, dass die Ideen der Konkurrenz „in die richtige Richtung gehen.“
Viele Akteure müssen ins Boot geholt werden
Trotzdem geschah nichts. „Es sind sehr viele Akteure, die ins Boot geholt werden müssen“, sagt der Chef der SPD-Bezirksfraktion, Marc Buttler und wies auf die diversen beteiligten Dienststellen der Stadt hin. Dass letztlich alle Gebäude bis auf das Kundenzentrum in städtischer, also einer Hand sind, ließ er nicht gelten. „Es gibt keinen akuten Handlungsbedarf“, sagte Jan-Hendrik Blumenthal vom grünen Koalitionspartner mit Blick auf das wieder dichte Dach im Haus der Jugend. „Wichtig ist, dass etwas passiert“, resümierte Buttler, „es muss aber nicht morgen sein.“ Es sei sinnvoll, alles anzusehen. „Das Ergebnis der Prüfung kann dann auf eine Gesamtplanung hinauslaufen.“ Aber das Arbeitsprogramm sei voll.
Derweil produziert die Saga immer neue Kostenschätzungen für die Sanierung, die 2017 mit 450.000 Euro veranschlagt wurde, sich 2019 auf 1,275 Millionen verteuerte und jetzt auf Anfrage des CDU-Abgeordneten Kappe vom Senat mit rund zwei Millionen angegeben werden. Zugleich erklärte der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage von Kappe, die Saga wolle lieber sanieren als neu bauen. Weil das schneller gehe. Sind die Würfel also gefallen?
Kostenschätzung für Sanierung wird geprüft
Buttler und Blumenthal wollten das nicht bestätigen. Von Gesprächen mit den „vielen Akteuren" aber konnten sie auch nicht berichten. Laut Saga-Sprecher Michael Ahrens wird die gutachterliche Kostenschätzung für die Sanierung derzeit geprüft und ausgewertet. „Anschließend wird es dazu Gespräche mit der Haus der Jugend und der Stadt geben, um das weitere Vorgehen zu erörtern“, sagte Ahrens. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir darüber hinaus zum laufenden Prozess keine Wasserstandsmeldungen abgeben.“
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Sollte die Saga sanieren, stehen dem Bezirk satte Mieterhöhungen ins Haus, die den Fortbestand des Hauses der Jugend in Frage stellen. Auch darüber sind sich Politik und Verwaltung einig. Der Vertrag zwischen Stadt und Saga, der noch bis 2063 läuft, sieht vor, dass die Saga „kostendeckend“ vermietet, also die Sanierung umlegt. Zumindest dieses Problem müsste die Bezirkskoalition zeitnah lösen.