Hamburg. Die sogenannte Schaufensterkrankheit gilt als unterschätztes Volksleiden. Chefarzt klärt auf, welche Therapie wirklich hilft.

„Schaufensterkrankheit“, wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) gern umgangssprachlich genannt wird, klingt fast ein bisschen verniedlichend für ein Leiden, das bei den weltweit knapp 240 Millionen Betroffenen schwere Schmerzen verursacht.

„Die Patienten können manchmal keine 50 Meter schmerzfrei gehen. Um das zu tarnen und den Beinen eine Pause zu gönnen, tun sie dann so, als schauten sie sich die Auslage an“, sagt Privatdozent Dr. Alexander-Christian Behrendt von der Asklepios Klinik Wandsbek.

Medizin Hamburg: Viele Risikofaktoren für PAVK-Erkrankung

Ursachen für diese Erkrankung, die meist Menschen ab dem 65. Lebensjahr zu schaffen mache, gebe es mehrere. „Hauptgrund ist aber sicher die Verkalkung der Gefäße“, sagt der Chefarzt für allgemeine und endovaskuläre Gefäßchirurgie. Über die Jahre sammele man quasi Risikofaktoren, darunter Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes. Irgendwann seien die Ablagerungen in den Gefäßen dann so stark, dass Symptome entstünden und das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall „enorm“ steige.

„Insofern sind Aufklärung und Prävention extrem wichtig“, sagt der Spezialist. Es sei nie zu spät, das Rauchen aufzugeben, sich gesünder zu ernähren und den Blutdruck richtig einstellen zu lassen. Dies alles gelte auch nach einem erfolgreichen Eingriff. „Wir Ärzte könne ja immer nur die Symptome lindern, aber nicht die Ursache bekämpfen.“

PAVK: Eine „unterschätzte Volkskrankheit“

Die PAVK sei längst eine „unterschätzte Volkskrankheit“, sagt der gebürtige Berliner. „Unterschätzt deshalb, weil wir immer nur die Spitze des Eisbergs sehen, also jene Patienten, die ins Krankenhaus kommen. Aber es gibt Millionen, die schon mit fortschreitender Gefäßverkalkung zu tun haben.“

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Doch welche Therapieoptionen stehen zur Verfügung? Neben den klassischen Bypass-Verfahren, die immer noch einen hohen Stellenwert in der Behandlung einnähmen, spielten katheterbasierte Methoden mittlerweile eine größere Rolle. „Da wird das Gefäß zum Beispiel mit einem Ballon aufgedehnt und womöglich noch ein Stent als Gefäßstütze gesetzt, damit diese Dehnung eben auch erhalten bleibt“, sagt der verheiratete Vater von zwei kleinen Kindern.

Therapieoptionen lassen sich kombinieren

Es sei wichtig, gemeinsam mit dem Patienten individuell den besten Behandlungsweg zu finden. „Oft kombinieren wir auch Schnitt und Gefäßstütze.“ Kürzlich erst sei es mit dieser Kombination aus offener Chirurgie und Katheter-Behandlung gelungen, das Bein eines noch recht jungen Patienten zu erhalten. „Die PAVK war sehr fortgeschritten, es sah nach Amputation aus. Dass wir das als Team in dieser sechsstündigen OP verhindern konnten, war ein großer Erfolg.“