Wellingsbüttel. Hamburgs wohl kleinste Hundephysiotherapeutin Caterina Kölln wirbt selbst mit diesem Slogan. Jetzt hat sie ihre eigene Praxis eröffnet.
Die Menschen sind manchmal etwas verwundert, wenn sie Caterina Kölln zum ersten Mal sehen. 1,25 Meter Größe sind eben nicht die üblichen Maße. Na und? „Ein kleiner Mensch, ganz groß“, hatte ihr Lehrer zum Ende der Schulzeit in einem persönlichen Brief geschrieben. Das passt, findet die 25-Jährige. Jetzt hat die Hundephysiotherapeutin ihre eigene Praxis eröffnet und bietet wohl wie keiner ihrer Kollegen eine Behandlung auf Augenhöhe.
Hundephysiotherapie: Kölln geht pragmatisch mit ihren Maßen um
Mit diesem Slogan „Begegnung auf Augenhöhe“ wirbt Caterina Kölln selbst auf ihrer Homepage. Und das zeigt, wie pragmatisch sie mit ihren Maßen umgeht. Caterina Kölln ist eine, die ihre körperliche Erscheinung weder als Einschränkung sieht noch für sonderlich erwähnenswert hält. Als sicherlich kleinste Hundephysiotherapeutin Hamburgs ist sie aber eben doch etwas Besonderes. Und vielleicht ist das manchmal auch gut so.
„Für mich spielt meine Größe nicht so eine Rolle. Aber für den Hund ist es sicherlich etwas anderes, ob ich ihm auf Augenhöhe begegne oder ob er einen Zwei-Meter-Mann gegenüber hat“, sagt sie. Ihr größter Patient war bislang ein Labrador. Entscheidend ist natürlich nicht die Größe, „sondern dass ich einen Draht zum Tier habe.“ Und wie sie diesen hat.
Caterina Kölln braucht kräftige Hände für ihren Job
Zumindest ist Patientin Emma an diesem Vormittag tiefenentspannt. Die zehnjährige Labradorhündin hat Hüftprobleme und kommt regelmäßig zur Therapie zu Caterina Kölln in die Wellingsbütteler Praxis im Souterrain eines Mehrfamilienhauses. Dann wird Emma massiert. „Tierphysiotherapie ist viel Handarbeit“, sagt Caterina Kölln. Ihre Hände mögen klein sein, kräftig sind sie allemal. Sie sucht bei Emma nach Verhärtungen und versucht, sie dann zu lösen durch Massagen und verschiedene Handgriffe. Massagen wirken entspannend, steigern die Durchblutung und regeln den Muskeltonus, Massagen dehnen und mobilisieren das Gewebe. Wie beim Menschen auch.
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Während ihrer Ausbildung gab es nur wenige Momente, in denen ihre kurzen Gliedmaßen als Kleinwüchsige hinderlich waren – zumindest im allerersten Moment. „Ich mache Dinge dann eben anders, aber nicht schlechter“, sagt Caterina Kölln, die ihre Praxis nicht anders eingerichtet hat als ihre größeren Kollegen. Dass sie für das Waschbecken einen kleinen Tritt braucht, um an den Wasserhahn zu gelangen, ist nichts Neues. Das war schon immer so. Und auch der mächtige Physioball stellt für sie kein Problem dar.
Nach ihrem Abitur an der Walddörfer Stadtteilschule stand nach einer kurzen Pause der Berufswunsch schnell fest. Denn obwohl Caterina Kölln nie einen eigenen Hund hatte, mag sie diese Tiere besonders. „Hunde waren schon in meiner Kindheit das Größte für mich. Überall, wo ich Hunde gesehen habe, wollte ich hin, um sie zu begrüßen. Auch sie scheuten sich nicht davor, da sie mir auf Augenhöhe begegneten. Sie sind die besten Freunde, die man sich vorstellen kann.“
Zur Tierphysio kam sie durch eine Freundin, deren Hund Fiete starke Rückenprobleme (Spondylose) hatte. „Er hat es genossen, wenn ich ihn besucht und ihn massiert habe.“ Wie beim Menschen sind Rückenprobleme bei Hunden inzwischen ein weit verbreitetes Problem. Da ist Clive, der Border Collie mit Rückenverspannungen und Arthrose, oder Border Collie-Hündin Liv, die regelmäßig vorbeikommt, um ihre Balance zu üben und zu trainieren. Neben der Tierphysiotherapie gibt es auch in der Tiermedizin längst Weiterentwicklungen, wie die Osteopathie oder Chiropraktik oder die Akupunktur.
Wer regelmäßig behandelt wird,hat auch weniger Schmerzen
Immer geht es um das Wohlergehen der Tiere – darum, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ihre Einschränkungen und Beschwerden zu lindern. „Die Physiotherapie bildet die Grundlage“, sagt Caterina Kölln. Ziel ist es, die Beweglichkeit der tierischen Patienten wiederherzustellen oder zu verbessern oder diese zu erhalten und die anderen körperlichen Funktionen zu unterstützen.
Wer regelmäßig behandelt wird, hat auch weniger Schmerzen. Zu den üblichen physiotherapeutischen Behandlungstechniken zählen verschiedene Handgriffe und Massagetechniken, es werden auch Trainingsgeräte eingesetzt, um die Kraft und Beweglichkeit zu verbessern. Es gibt Bewegungstherapien – aktiv und passiv – Wärme- und Kältebehandlungen.
Nach einer Stunde ist Emmas Therapie an diesem Vormittag beendet. Solch eine Behandlung ist für Therapeut und Tier gleichermaßen anstrengend. Emma wird gut schlafen, und auf Caterina Kölln wartet schon bald der nächste Patient.