Hamburg. Seit 30 Jahren richten die Bundesliga-Tänzer vom GFG Steilshoop Turniere aus. Jetzt soll das unzulässig sein. Sportbund reagiert bestürzt.

Die Sportstadt Hamburg bringt die GFG Steilshoop in Teufels Küche. Per sofort erklärten Schulbau Hamburg, Finanzbehörde und Bezirksamt die Regional- und Dreifeldhalle am Gropiusring für nur noch eingeschränkt nutzbar. Sie sei "keine Versammlungsstätte". Es dürften maximal noch 200 Personen auf einmal in der Halle sein.

"Das zieht uns den Boden unter den Füßen weg", erklärte der verzweifelter GFG-Vorsitzende Günter Boldt. "Seit 30 Jahren tanzen unsere Jazz- und Modern-Dance-Tänzerinnen und Tänzer in eben dieser Halle Formation vor Publikum. Und jetzt soll das alles nicht mehr möglich sein?" Der Hamburger Sportbund (HSB) reagierte bestürzt. "Das ist wirklich eine schlimme Nachricht für den Vereins- und Verbandssport", sagte HSB-Vorstand Bernhard Kössler. "Die Großhallen am Gropiusring sind elementar für den Wettkampfsport mit hoher Zuschauerbindung."

GFG Steilshoop: Ohne Turniere kein Bundesliga-Tanzen mehr

Als Bundesligaverein muss die GFG etwa drei Turniere im Jahr ausrichten. Dazu kommen Mitgliederveranstaltungen. Zur Refinanzierung und für die Lust am Tanz braucht sie Publikum. 400 Zuschauer waren bislang die Regel. Boldt: "Wir haben bei solchen Events aber schon 150 bis 200 aktive TänzerInnen. Und das bedeutet: Es ist jetzt auf einmal gar kein Publikum mehr zugelassen!" Es wäre das Aus für den Tanz in Steilshoop.

Grund für den plötzlichen Sinneswandel der Stadt sind Untersuchungen, die Schulbau Hamburg im Rahmen des Neubaus des Campus Steilshoop in der Halle vornehmen ließ. Demnach gab es diverse Brandschutzprobleme, die "zum größten Teil abgearbeitet" seien. Ferner wurde laut dem Schulbau-Schreiben, das der Redaktion vorliegt, die "mögliche Nutzung der Halle als reine Sportstätte" neu definiert, so dass Veranstaltungen mit mehr als 200 Personen baurechtlich unzulässig seien. "Wir bitten, dies bei der Planung zu berücksichtigen", beschied Schulbau Hamburg und verblieb "mit sportlichen Grüßen".

Stadt Hamburg blieb ein Angebot zur Güte schuldig

Eine Übergangsregelung oder ein Ersatzquartier oder eine Zeitspanne, innerhalb derer die beanstandete Sicherheitsstandards verbessert und wieder Zuschauer zulassen werden, nannten die Stadt und ihr Landesbetrieb nicht. Auch ein Angebot zur Erstattung der nun wegbrechenden Einnahmen des Vereins legte sie nicht vor.

Den Tag der Offenen Tür, zu dem die GFG für den 14. November eingeladen hatte, wird Boldt, der als Ehrenamtler den Verein mit seinen derzeit 600 Mitgliedern seit 38 Jahren führt, wohl absagen müssen. "Dabei brauchen wir die Strahlkraft solcher Veranstaltungen für die Mitgliederwerbung", sagte Boldt.

Kann wenigstens eine Veranstaltung gerettet werden?

Das bezirkliche Sportamt Wandsbek signalisierte ihm, dass er zunächst für diese Veranstaltung die Sporthalle Wandsbek bekommen könne. Sie wird viel von Handballern genutzt und bietet (zulässigen) Platz für mehr als 1000 Zuschauer. Aber sie ist für Steilshooper natürlich weit weg (Wandsbeker Markt) und hat nur sechs Umkleidekabinen für die 200 Tänzer und Tänzerinnen. Die Halle am Gropiusring hat 14. Außerdem ist die Frist fürs Umdirigieren der TänzerInnen und Besucher sehr kurz.

Boldt: "Wir prüfen das Angebot und versuchen alles. Aber entscheidend für uns ist natürlich, dass wir für die Zukunft eine Bleibe haben, die für modernen Tanz geeignet ist." Ob dafür eine für den Verein trag- und finanzierbare Lösung gefunden werden kann, scheint derzeit völlig offen. Das Bezirksamt verwies auf die Finanzbehörde und den dort angegliederten Landesbetrieb Schulbau Hamburg, formal Eigentümer der Halle. Beide antworteten noch nicht auf die entsprechende Abendblatt-Anfrage.

Tänzerinnen der GFG Steilshoop in ihrem Element. Mit dem Publikumsverbot steht der Verein vor dem Aus.
Tänzerinnen der GFG Steilshoop in ihrem Element. Mit dem Publikumsverbot steht der Verein vor dem Aus. © Andreas Hofmann

Laut HSB-Vorstand Kössler wird "der Prozess zur Wiederherstellung der Versammlungsstätte, wenn das denn überhaupt möglich ist, kostspielig und langwierig sein." Zur Kompensation regte er mehr sogenannte Sondermittel und Ersatzzeiten in anderen Großhallen an. "Leider haben wir davon nicht viele."

Schon der zweite Nackenschlag für Steilshoops Tänzerinnen

Die GFG hat gerade erst einen wichtigen Trainingsplatz eingebüßt: Die Stadt ließ die Sporthalle der zum Campus umgezogenen Schule am Bramfelder See abreißen, obwohl es keinen Ersatz für sie geben und das Grundstück für den Wohnungsbau noch gar nicht gebraucht wird (wir berichteten).