Hamburg. Die Passage am Bramfelder Dorfplatz liegt in einer Sackgasse. Ein Durchgang zum Marktplatz soll laut Senat “zeitnah“ gebaut werden.
Die Ladenbesitzer in der „BraDo-Passage“ am Bramfelder Dorfplatz fürchten um ihre Existenz. Noch immer fehlt ein barrierefreier Durchgang von der Passage zum Marktplatz. „Selbst an vollen Markttagen bleiben die Leute lieber beim Bäcker oder im Einkaufszentrum, weil sie nicht zu uns durchkommen oder nicht wissen, dass es uns gibt“, sagt Simone Amores, der das Café amorebelle gehört. „Wir wollen, dass es schön wird hier. Wir haben Bänke organisiert und Beete gepflanzt, sichtbarer werden wir so aber nicht.“
Die 42-Jährige hat im Frühjahr 2019 den Vertrag unterzeichnet. Davor sei ihr mehrmals versprochen worden, dass ein barrierefreier Durchgang zum Marktplatz zeitnah gebaut wird. Auch Café-Besucherin Petra Klaucke wäre für diese Abkürzung dankbar. Die Bramfelderin sitzt im Rollstuhl. Jedes Mal, wenn die 66-Jährige einen Kaffee in der Passage trinken möchte, muss sie einmal um das Einkaufszentrum fahren. „Das geht gar nicht, der Weg ist außerdem viel zu schmal“, sagt sie.
BraDo-Passage: Durchgang von Dorfplatz zu Marktplatz fehlt
Mit der Achse zwischen Marktplatz und Dorfplatz wirbt auch der Projektentwickler auf der Internetseite der BraDo-Passage. Mittlerweile wurde das Projekt für etwa 40 Millionen Euro an die Fondsgesellschaft Aberdeen Asset Management Deutschland verkauft. Bauherr ist aber die „Grundstücksgesellschaft Bramfeld Quartier mbH“, ein gemeinsames Unternehmen von „cds Wohnbau Hamburg GmbH“ und „HTG Hoch und Tiefbau Gadebusch“.
„Dieser Durchgang war die Grundidee“, sagt Frank Gedaschko von der cds Wohnbau Gruppe. Wir haben uns damals darauf geeinigt, dass wir die Fläche zum Durchgang ausbauen, wenn die Stadt die Flächen innerhalb einer bestimmten Frist kauft“, so Gedaschko. „Jetzt ist die Stadt gefragt“.
Ladenbesitzer fürchten Corona-Winter
Das zuständige Bezirksamt Wandsbek verweist auf die Antwort des Senats auf eine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe (CDU). „Die Freie und Hansestadt Hamburg steht kurz davor, auch das letzte erforderliche Grundstück zu erwerben“, heißt es in der Antwort. Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) habe den erforderlichen Kaufvertrag bereits final verhandelt und strebe eine zeitnahe Beurkundung des Vertrags, „voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte“, an. Ein konkretes Datum für den Baubeginn kann jedoch weder das Bezirksamt noch die Finanzbehörde nennen.
Die Café-Besitzerin stellt diese Antwort nicht zufrieden. Zu oft wurde sie vertröstet. „Wer weiß, wie lange das noch dauert“, sagt sie. Der Vermieter habe die Miete bereits um 20 Prozent gesenkt, für die 42-Jährige wird es dennoch finanziell eng: „Jetzt trifft uns natürlich auch der Corona-Winter, weil man nicht mehr draußen sitzen kann“.
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Läden in BraDo-Passage bald "eingekesselt"?
Auch der Inhaber des Brautmodensalons in der Passage ist sauer. René Lehmann ist im April 2019 eingezogen, viele Hamburger hätten die Eröffnung aber nicht miterlebt. „Selbst Bramfelder kennen die Passage nicht“, so der 35-Jährige. Ähnlich geht es Sebastian Männel, der den Unverpackt-Laden in der Passage führt. „Mir wurde bei der Vertragsunterzeichnung gesagt, dass der Durchgang zeitnah gebaut wird“, sagt der 33-Jährige. Auch ihm fehle die Laufkundschaft. „Das ist schon existenzgefährdend“, sagt er.
Und die Situation der Inhaber könnte sich noch verschlechtern. Voraussichtlich 2021 soll am Bramfelder Dorfplatz der Bau der U5 beginnen. „Dann sind wir eingekesselt“, so Amores.