Hamburg. Neben dem besonders stark betroffenen “Alsterdomizil“ treten auch in mindestens einem weiteren Hamburger Heim Infektionen auf.

Im stark vom Coronavirus betroffenen Pflegeheim Alsterdomizil im Stadtteil Wellingsbüttel sind in der vergangenen Woche drei infizierte Bewohner gestorben. „Die drei Bewohner litten teils unter erheblichen Vorerkrankungen. Welche Rolle die Viruserkrankung bei der Entwicklung ihres Zustandes gespielt hat, ist also nicht konkret zu beurteilen“, teilte das Pflegeheim am Sonntag mit. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könnten keine näheren Angaben gemacht werden.

Nach Angaben der Heimleitung gegenüber der „Zeit“ ist die Zahl der infizierten Bewohnerinnen und Bewohner weiter gestiegen. Inzwischen sei von 45 Erkrankten auszugehen: 39 Bewohnern sowie sechs Pflegekräften. Laut Diaz Liedicke, leitender Direktor der Einrichtung, nimmt die Erkrankung bei den meisten Infizierten einen leichten Verlauf.

Coronafälle auch in Pflegeheim in Poppenbüttel

Das Coronavirus breitet sich auch in den Pflegeheimen Hamburgs aus. Am Wochenende wurden fünf Bewohnerinnen und Bewohner des Hospitals zum Heiligen Geist in Poppenbüttel positiv getestet. Betroffen ist das Haus Begonie mit 135 Plätzen. Insgesamt leben in der stationären Pflege im Hospital zum Heiligen Geist – verteilt auf mehrere Häuser – 700 Senioren, weitere 300 wohnen dort zur Miete im Service-Wohnen, früher auch Betreutes Wohnen genannt.

Zwei Infizierten geht es schlecht, bei den anderen dreien wird bislang ein mittlerer Krankheitsverlauf diagnostiziert. „Die zwei Wohnbereiche im Haus Begonie wurden sofort komplett getrennt und alle Kontaktpersonen identifiziert und Gruppen entsprechend den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts gebildet“, heißt es in einer Pressemitteilung der Einrichtung. Noch werden alle Infizierten im Heim medizinisch versorgt.

Einrichtung hatte früh Besuchsverbot verhängt

Die Coronafälle im Hospital zum Heiligen Geist zeigen, dass auch ein frühes Besuchsverbot das Infektionsrisiko nur eindämmen, aber nicht ausschalten kann: Der Vorstand hatte alle stationären Einrichtungen für Besucher bereits am 14. März geschlossen, also deutlich vor der entsprechenden Verfügung des Senats am vergangenen Dienstag für alle Heime.

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„Um die uns anvertrauten Menschen bestmöglich zu versorgen, ist das Gebot der Abstandsregeln nicht konsequent umsetzbar und enger Kontakt unvermeidbar“, sagt Vorstandschef Frank Schubert. Umso wichtiger sei die Versorgung der Pflegeheime mit Schutzkleidung. Mehrfach hatte Schubert wie andere Heimbetreiber in den vergangenen Wochen die unzureichende Zuteilung für seine Einrichtung öffentlich scharf gerügt. Dies wiederholte er im Gespräch mit dem Abendblatt am Sonntag erneut: „Wir benötigen dringend mehr Schutzkleidung. Und in der Zukunft muss sichergestellt werden, dass die Produktionsketten in Deutschland gebildet werden.“

Pflegeheimleiter: Bewohner bleiben nicht in Zimmer

In einem Pflegeheim in Tornesch sind bereits drei Menschen an Covid-19 gestorben, fast alle Bewohner der Einrichtung sind positiv auf das Virus getestet worden, weitere Altenheime im Kreis Pinneberg melden ebenfalls deutlich steigende Fallzahlen bei Bewohnern und Pflegepersonal.

In der Branche wird inzwischen intensiv diskutiert, ob man die Virusgefahr mit der energischen Aufforderung eindämmen kann, sich nur noch in den Zimmern aufzuhalten. Diaz Liedicke verweist jedoch auf das grundsätzliche Problem fast aller Heime: „Viele unserer positiv getesteten Bewohnerinnen und Bewohner können aufgrund von demenziellen Erkrankungen gar nicht dazu aufgefordert werden, in ihrem Zimmer zu bleiben. Das funktioniert einfach nicht.“