Hamburg. Dänischer Eigentümer des EKZ Steilshoop lehnt alles ab, was es attraktiver machen könnte. Im Stadtteil formiert sich Widerstand.

An ihm prallt alles ab. Was immer bis jetzt an Bitten, Angeboten oder auch Drohungen an Henrik Nygaard Johansen herangetragen wurde, es scheint ihn gar nicht zu erreichen. Der angeblich schwerreiche Däne und Eigentümer des Einkaufzentrums (EKZ) Steilshoop sehe seine Gesprächspartner kaum an und tue nichts zur Verbesserung der Lage, heißt es aus der Politik.

Seit Jahren schon verkommt sein Einkaufzentrum in der Mitte des Stadtteils, auch die dazugehörigen Wohnungen im Turm darüber sind schwer sanierungsbedürftig. Der Runde Tisch mit Johansen, Politik und Verwaltung im Frühjahr brachte keine Ergebnisse. Gegenüber abendblatt.de wollte sich Johansen nicht äußern.

Eigentümer will weder verkaufen noch sanieren

Kaufangebote lehnt er ab, sanieren will er auch nicht, sagen die Politiker. Mittlerweile stehen 50 Prozent der Läden leer, und von außen sieht das Gebäude aus, als würden morgen die Bagger für den Abriss anrücken. Dass im Innern noch Läden öffnen, signalisiert das Äußere des Gebäudes in keiner Weise. Nur der Aldi, der Ankermieter des EKZ, läuft immerhin so gut, dass der Discounter jetzt erweitert. Die Baugenehmigung liegt vor. Aber Aldi baut selbst. Das Centermanagement guckt da nur zu.

„Das Bezirksamt hat Jahre gebraucht, um überhaupt einen Termin bei Herrn Johansen zu bekommen“, sagt die Wandsbeker SPD-Fraktionschefin Anja Quast. „Der Mann scheint gar kein Interesse an irgendwelchen Verbesserungen oder Geschäften im Zusammenhang mit seinem EKZ zu haben.“ Politik und Verwaltung hätten sich am Runden Tisch für alles offen gezeigt. Sanierung, Neubau, Reduzierung der Einzelhandelsflächen zugunsten von Wohnungen oder Büros oder sozialen Angeboten – alles sei denkbar, hieß es aus dem Umfeld des Bezirksamtes. Aber Johansen ziehe nicht mit. Er lehne alles ab oder ergehe sich in Andeutungen.

CDU will massiv werden

„Es reicht“, sagt der CDU-Bezirksabgeordnete Sandro Kappe. Er will, dass das Bezirksamt „den Druck erhöht“ und den auslaufenden Mietvertrag des bezirklichen „Allgemeinen Sozialen Dienstes“ mit Johansen nicht verlängert. „Es ist nicht mehr hinnehmbar, dass das Bezirksamt mit seinen Mietzahlungen einen Eigentümer unterstützt, der eine positive Entwicklung Steilshoops blockiert.“ Das EKZ liegt im Herzen des Stadtteils und verstärkt dessen Abwärtstrend. In Steilshoop leben fast doppelt so viele Leistungsempfänger wie im Hamburger Durchschnitt.

Die Stadt hat schon den Platz vor dem EKZ erneuert, baut den in Rufweite des EKZ liegenden Campus Steilshoop neu und will Baurecht für weitere Wohnungen im Stadtteil schaffen. Die Wohnungseigentümer haben die zentrale Fuß- und Radwegeachse im Stadttel auf ihre Kosten erneuert. Für alle Bewohner wäre eine attraktive Mitte ein wichtiges Signal. Aber Johansen, so Parteien unisono, sende nichts als Ablehnung.

SPD sieht keinen Sinn im Konfrontationskurs

Für die SPD ist das trotzdem kein Grund, nun selbst auf Konfrontationskurs zu gehen. „Wenn der Allgemeine Soziale Dienst jetzt auch noch auszieht, haben wir noch weniger Laufkundschaft im EKZ“, sagt Quast, „und das wäre schlicht kontraproduktiv.“ Deshalb sei auch die Aldi-Erweiterung „auf jeden Fall ein Gewinn.“

Amtliche Druckmittel gegen Johansen gebe es praktisch nicht. „Die Verwaltung sieht in Fragen des Brandschutzes sehr genau hin und hat Johansen auch die eine oder andere Auflage für die Wohnungen gemacht“, sagt Quast. „Aber das ist einfach sachlich und fachlich erforderlich und kann das Blatt nicht wenden.“ 2016 hatte Johansen eine Erweiterung des EKZ und darüber massive Wohnungsneubauten durchsetzen wollen. Damals sagten Amt und Politik nein. Auch, weil man sicher gehen wollte, dass der Bestand nachhaltig saniert wird.

Stadtteil erwägt Sitzstreiks und Proteste

„Mit jedem normalen Eigentümer würde man in so einer Situation ins Geschäft kommen“, sagt Quast. Aber Johansen ist kein normaler Eigentümer.

Die Wut im Stadtteil wächst. Mittlerweile planen Bewohner eine Bürgerinitiative, die Johansen mit Sitzstreiks und Demonstrationen zum Verkauf bewegen will. „Wenn es denn hilft“, sagt Quast, „unseren Segen hätten sie.“