Hamburg . Sie sieht aus wie ein Park – doch die Grünanlage an der Osterbek ist kein öffentliches Gelände. Anwohner appellieren an den Bezirk.

Die Grünanlage am Rückhaltebecken der Osterbek in der Wandsbeker Gartenstadt ist ein Idyll: Auf einem breiten Weg können Spaziergänger den kleinen See umrunden – vorbei an meterhohem Schilf, einer Schleuse, einer hölzernen Brücke und ein paar Graugänsen. Im Sommer werden auf den Liegewiesen genauso die Grills angezündet wie im Hammer Park oder dem Stadtpark. Nur der Müll, der bleibt an der Osterbek liegen.

Der Grund: Die Umgebung des Rückhaltebeckens wurde zwar 2007 aufwendig zur Erholung der Anwohner umgestaltet, eine offizielle Grünanlage ist es aber nicht – und damit beginnen auch die Probleme. Denn weder Bezirk noch die Stadtreinigung haben das Erholungsgebiet auf dem Plan.

„Stadt sollte ihre kleinen grünen Oasen besser schützen“

Ein breiter Weg führt durch viel Grün um das Rückhaltebecken. Anwohner Harry Thiel sammelte hier jahrelang Müll
Ein breiter Weg führt durch viel Grün um das Rückhaltebecken. Anwohner Harry Thiel sammelte hier jahrelang Müll © Marco Dittmer/Wochenblatt

Es steht kein einziger Mülleimer bereit. Der von Besuchern achtlos weggeworfene Müll bleibt hier einfach liegen. Bisher pflegten ein paar engagierte Anwohner das Idyll. Vier Jahre lang sammelte Rentner Harry Thiel zusammen mit zwei weiteren Anwohnern den Müll aus Gebüschen und vom Ufer, stellte selbstgebaute Mülleimer neben Parkbänke und entsorgte die vielen Einweggrills im Sommer. Jetzt hört der 75-Jährige altersbedingt auf und schon nach wenigen Tagen sammelt sich wieder haufenweise Abfall in der Grünanlage.

„Es ist sehr traurig, wenn man sieht, wie diese Grünanlage vermüllt“, sagt der Rentner. Anwohnerin Susann Bork setzt sich ebenfalls für die Pflege des Erholungsgebietes ein. „An allen Stellen wird gebaut. Die Stadt sollte ihre kleinen grünen Oasen besser schützen und pflegen“, sagt die 52-Jährige. Doch der Weg zum Bezirksamt ist eine Sackgasse in Sachen Osterbek.

Anwohner hoffen auf eine Art Gnadenakt des Bezirkes

Der Grund ist eine Formalität. Denn das Grundstück ist laut Bezirksamt kein öffentliches Gelände, sondern gehört der Wasserwirtschaft. Auf den breit angelegten Wegen werden somit Spaziergänger nur geduldet. Auch die Wiesen am flachen Ufer laden zwar durch die regelmäßige Pflege zum Liegen und Grillen ein, sind aber ebenfalls Eigentum des Fachamts, das zum Bezirk Wandsbek gehört.

Trotz der ganzen Formalitäten blieb die langjährige Arbeit von Harry Thiel nicht unbemerkt. So bewilligte ihm die Verwaltung, ein E-Bike im Wert von bis zu 4900 Euro anzuschaffen, mit dem er die Abfälle aus dem Park hätte transportieren können. Doch wo er die vielen Abfalltüten entsorgen kann, sagte ihm keiner. Thiel nahm sie dann meist mit nach Hause und füllte so die heimische Tonne – sehr zum Ärger seiner Ehefrau.

Nun hoffen viele Anwohner des Erholungsgebietes auf eine Art Gnadenakt des Bezirkes oder der Stadtreinigung, die das Gebiet in ihre Pflege mitaufnehmen. Vielleicht würde ein Besuch der Verantwortlichen bei der Entscheidung helfen, ob das Rückhaltebecken der Osterbek nun ein Park ist oder nicht.