Wandsbek. Auf 2,1 Kilometern sollen Radler für sich sein. Am Ende lieferte die Innenbehörde feinste Munition für die Fahrradstraßengegner.

Der Gegenwind, bekanntlich der ärgste Feind des Fahrradfahrers, war beträchtlich. Aus dem erweiterten Umfeld der Walddörferstraße waren gut 250 Bürger zur Experten- und Bürger-Anhörung des Wandsbeker Verkehrsausschusses gekommen, um das Schicksal ihrer Straße in die richtige Richtung zu drücken. Die Vertreter von Handelskammer, Innenbehörde, Hochbahn, Bezirksamt, vom Gutachterbüro Argus, ADFC und die Fahrradbeauftragte des Senats erläuterten ihre Sicht auf die Dinge.

Die Fahrradlobby war defensiv angetreten. Nicht ihre Wunschvorstellung, die ganze, 7,5 Kilometer lange Strecke vom Bahnhof Friedrichsberg zum Bahnhof Farmsen stand zur Diskussion, sondern nur die vorsichtige Variante aus der Konzeptstudie der Verkehrsgutachter vom Büro Argus, der 2,1 Kilometer lange Abschnitt zwischen Stephanstraße und dem Übergang in den Berner Heerweg. Doch eine sehr klare Mehrheit der Bürger wollte nichts davon wissen.

Im ersten Abschnitt zwischen Friedrichsberg und Stephanstraße haben die Gutachter Radfahrstreifen angedacht, für den zweiten ist die Fahrradstraße vorgeschlagen, für den dritten Abschnitt (Berner Heerweg) ist Mischverkehr mit Tempo 30 vorgeschlagen. Der derzeitige Zustand der Straße ist eher desolat, die Gehwege sind in schlechtem Zustand, die Radwege zum großen Teil gar nicht vorhanden. Dass etwas getan werden sollte, war unstrittig. Damit aber endete der Konsens.

Einrichtung müsse "gerichtsfest" sein

Feinste Munition für die Fahrradstraßengegner lieferte der Vertreter der Innenbehörde. Er wies darauf hin, dass die Fahrradstraße beklagt werden könne, ihre Einrichtung daher „gerichtsfest sein muss“. Zur Abwicklung des Radverkehrs sei sie jedoch weder erforderlich, noch geeignet oder verhältnismäßig. Die für die erklärtermaßen klagewillige Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden auftretenden Anwälte der Kanzlei Klemm & Partner hörten mit Freude, dass die Walddörferstraße mit 6000 bis 15.000 Fahrzeugen im oberen Bereich zu viel befahren sei, der Radverkehr nicht „vorherrschend“ und die „Beeinträchtigungen“ wie Tempolimit und Zwangsabbieger für die etwa 250 Gewerbetreibenden „nicht verhältnismäßig“. Im Übrigen sei eine Fahrradstraße nicht erforderlich, die Radler dürften auf der Straße fahren, der Radverkehr laufe „ohne Probleme“.

Die Argumente der Radler verpufften. Die Förderung des Radverkehrs, vom ADFC als unverzichtbar für eine umweltgerechtere und anwohnerfreundlichere Mobilität gepriesen, überzeugte in Wandsbek nur wenige. Auch der Hinweis, dass der „Straßenraum“ gerechter verteilt werden müsse, wurde weit überwiegend nur akkustisch aufgenommen.

Der Vertreter der Hochbahn führte noch aus, dass die Buslinie 116 in der Walddörferstraße ein großer Erfolg sei und der Takt in mutmaßlich näherer Zukunft von 20 auf 10 Minuten in der Hauptverkehrszeit verdichtet werde. Eine Fahrradstraße aber würde die „Reisezeit“ deutlich verlängern und mutmaßlich dazu führen, dass mehr Fahrzeuge die Linie bedienen müssten. Ein Kostenfaktor, der auch den Hochbahn-Vertreter zu einem Nein bewog mit dem Hinweis, man habe keinerlei Erfahrungen mit der Kombination von Bus- und Fahrradverkehr in einer Fahrradstraße und könne die Auswirkungen daher nicht absehen. Man solle einen derartigen Versuch doch „besser an anderer Stelle durchführen“.

Nun muss die Wandsbeker Politik entscheiden, wie es weiter gehen soll. Die CDU forderte die sofortige Einstellung der Fahrradstraßenplanung, Die rot-grüne Koalition, die sich auf eine schnelle Radwegeverbindung zwischen Farmsen und Friedrichsberg festgelegt hat, will in die „vertiefte Prüfung“ einsteigen. Als Varianten im Spiel bleiben Fahrradstreifen, Mischverkehr bei Tempo 30 und die „Null-Lösung“. Der Wandse-Wanderweg ist für eine schnelle Verbindung keine Alternative.