Sasel. Seit 1717 besteht das Gasthaus am Alsterlauf, seit zwei Jahren ist es geschlossen. Jetzt übernimmt Familie Kleinhuis vom Baseler Hof.
Die „Mellingburger Schleuse“ ist nicht nur eines der traditionsreichsten Hamburger Ausflugslokale, sondern auch eines der ältesten Gasthäuser Norddeutschlands: 1717 wurde das kleine bis heute erhaltene Strohdachhaus eröffnet. Im kommenden Jahr wird der 300. Geburtstag gefeiert. Aus dem kleinen Lokal, wo einst die Treidelschiffer ihre beschwerliche Fahrt auf dem Alsterlauf unterbrachen und auf der Ofenbank schliefen, ist über die Jahre ein stattlicher Gebäudekomplex inklusive Hotel mit 47 Zimmern geworden.
Für Wohnungsbau und Flüchtlingsheim im Gespräch
Doch hinter der „Mellingburger Schleuse“ liegen auch bewegte Zeiten: Seit Ende 2013 ließ Inhaber Peter J. Lehfeldt den Betrieb ruhen. Damit endete auch eine Ära. Der Vollblutgastronom hatte mehr als 50 Jahre die Geschicke des Hauses geleitet. Eigentlich sollte sein Sohn das Geschäft übernehmen, doch der lebt im Ausland und entschied sich gegen das Traditionshaus in Sasel. In der Folge wurde die Zukunft der „Mellingburger Schleuse“ auch ein Thema in der Bezirksversammlung Wandsbek. Die Partei Die Linke forderte die Stadt auf, das nicht mehr genutzte Viersternehotel temporär anzumieten und dort Flüchtlinge unterzubringen. Auch Wohnungsbau auf dem Filetgrundstück war ein Thema.
Doch nun haben sich all diese Diskussionen erledigt. Die bekannte Hoteliersfamilie Kleinhuis, die seit mehr als 100 Jahren den Baseler Hof an der Esplanade in der Innenstadt führt, hat gemeinsam mit ihrem Direktor und Gesellschafter Niklaus Kaiser von Rosenburg, die „Mellingburger Schleuse“ gekauft. Das bestätigte Kaiser von Rosenburg auf Abendblatt-Anfrage: „Wir setzen auf Tradition und wollen die ,Mellingburger Schleuse‘ als Ort der Gastlichkeit für die Hamburger wieder erlebbar machen.“ Die Lage direkt am Alsterlauf sei einzigartig, und ein Haus mit dieser Geschichte habe Seltenheitswert.
Wiedereröffnung im Mai geplant
Die Wiedereröffnung soll schon im Mai sein. Der Kaufvertrag wurde vor Kurzem unterschrieben: „Ich freue mich, dass ich jetzt einen Nachfolger gefunden habe und die ,Mellingburger Schleuse‘ nun als Hotel und Restaurant weitergeführt wird“, sagte Peter J. Lehfeldt.
Symbolisch übergab der Hotelier den neuen Eigentümern jetzt einen „goldenen“ Schlüssel. Lehfeldt will seinen Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Unterdessen ist Karina Voß-Kleinhuis voller Tatendrang. Noch arbeitet sie im Baseler Hof, wird aber künftig als Direktorin die „Mellingburger Schleuse“ führen: „Ich setzte auf den Kontakt mit den Gästen und werde mich persönlich um jedes Detail kümmern, damit die Kunden sich bei uns wohlfühlen.“
Restaurant soll Viersterneniveau bieten
In den kommenden Wochen wird das Hotel renoviert. Die meisten der 47 Zimmer werden neu gestaltet. Auch nach der Wiedereröffnung soll das Haus ein Viersterneniveau bieten.
Die Gast- und Veranstaltungsräume erhalten einen neuen Anstrich, und es stehen einige Umbaumaßnahmen an. So soll in die Hotelhalle eine Bar und ein Kamin integriert werden. Und Niklaus Kaiser von Rosenburg kündigte an: „Wir werden hier behutsam nach und nach einiges verändern. Dieses Juwel bietet viele Möglichkeiten, sich gestalterisch zu entfalten.“ Das teils antike Mobiliar, die Ölgemälde, die historischen Kacheln und die knarrenden Dielen sollen bleiben.
Das Restaurant „Alt Mellingburg“ und der „Wintergarten“ sind seit Jahrzehnten ein Begriff für Wildspezialitäten. Diese soll es auch künftig geben: „Natürlich setzen wir auf regionale Küche und werden dabei Lebensmittel aus ökologischem Anbau verwenden“, sagte Kaiser von Rosenburg. Aber die Speisekarte wird auch neue Akzente setzen: Künftig soll zum Beispiel ein Lachsforellenburger mit Reibekuchen und Wildkräutersalat oder auch Lauwarmer Salat vom Ochsenbäckchen im Glas angeboten werden. Außerdem ist eine eigene Backstube geplant, damit nachmittags hausgemachter Kuchen angeboten werden kann.
Es gibt in Hamburg kaum noch Häuser wie die „Mellingburger Schleuse“. In der Hansestadt ist die Ketten-Hotellerie auf dem Vormarsch, doch davon will Kaiser von Rosenburg nichts wissen: „Familiengeführte Privathotels sind heute eine Seltenheit, aber wir halten an dieser Tradition fest.“
Auch das 70er-Jahre-Schwimmbad soll bleiben
Die nächste Generation steht theoretisch schon bereit. Darunter Lena Kleinhuis, die sich um das Thema Nachhaltigkeit im Baseler Hof kümmert, und den Kauf der „Mellingburger Schleuse“ befürwortet: „Unsere Familie setzt auf ein langfristiges Engagement und auf Wachstum“, sagte Lena Kleinhuis.
Wer sich auf eine Reise in die Vergangenheit begeben möchte, der sollte die Schwimmhalle besuchen. Der Raum mit der Holzdecke und den orangefarbenen Fliesen lässt die 70er-Jahre wieder aufleben. Hier soll wieder geschwommen werden. Das Design bleibt erhalten. Neueigentümer Kaiser von Rosenburg: „Mit so einem Schwimmbad im Retrolook haben wir in Hamburg ein Alleinstellungsmerkmal.“