Oftmals kann keine individuelle Diagnose von Krankheiten bei Flüchtlingen betrieben werden. Auf einen Ebola-Test wird verzichtet.

Hamburg. Nach vermehrten Erkankungen von Flüchtlingen mit Krätze (Scabies) wird die Unterkunft am Jenfelder Moorpark mindestens bis zur Mitte des Monats keine neuen Flüchtlinge aufnehmen. „Die Beseitigung der verantwortlichen Milben ist mit größerem Zeitaufwand verbunden, wir rechnen mit zwei bis drei Wochen“, sagte Susanne Schwendtke von der städtischen Gesellschaft Fördern & Wohnen.

Wie berichtet, sollen alle 700 Bewohner von Ärzten untersucht, ihre Kleidung ausgetauscht und auch alle Zelte von Krätzmilben befreit werden. Seit Donnerstag ist jeden Tag ein Ärzteam vor Ort. Die erkrankten Bewohner werden mit Medikamenten behandelt. „Wir haben in Jenfeld auch erlebt, dass sich Mediziner aus der Umgebung melden , um ehrenamtlich zu helfen“, sagte Schwendtke. „Dieses Engagement ist auch im Umfeld anderer Unterkünfte in der gesamten Stadt herausragend“.

Fördern & Wohnen hatte die Verfügbarkeit von Ärzten zuvor selbst als „nicht zufriedenstellend“ bezeichnet. Wie mehrere Kleine Anfragen von FDP und CDU in der Bürgerschaft ergaben, kann aufgrund der großen Zahl von Flüchtlingen oftmals keine individuelle Diagnose von Krankheiten betrieben werden. So wird nach Senatsangaben bei Flüchtlingen aus Staaten wie Liberia kein dezidierter Test auf Ebola-Viren vorgenommen. Die Ergebnis der Erstuntersuchung, die bei allen Flüchtlingen nach der Ankunft in Hamburg vorgenommen wird, liege „im Durchschnitt nach einer Woche vor“. In der Zwischenzeit werden die Flüchtlinge einquartiert und dazu befragt, ob sie mit einem Infekt belastet sein könnten.

Isolierräume fehlen

Die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Jennyfer Dutschke bezeichnete dieses Vorgehen als völlig unzureichend. „Wenn die Stadt keine Maßnahmen ergreift, besteht die Gefahr, dass sich in den Flüchtlingslagern noch viel schlimmere Krankheiten als die Krätze ausbreiten“, sagte Dutschke. Sozialarbeiter hatten gegenüber dem Abendblatt beklagt, dass Isolierräume fehlten. Senatsvertreter sehen die Versorgung dagegen auf dem „maximalen Standard, den die derzeitige Situation zulässt.“

Die städtische Fördern & Wohnen hat eine Kooperation mit einem ärztlichen Trainingszentrum geschlossen, um schnell zusätzliche Mediziner für die Erstuntersuchung zu rekrutieren. Neben dem Krätzebefall in Jenfeld kam es in Hamburger Erstaufnahmen seit Jahresbeginn zu gehäuften Fällen von Tuberkulose und Hepatitis B. Bis zum vergangenen Wochenenden musste zuvor aber kein Aufnahmestopp verhängt werden.