Sasel. Die Bürgerinitiative gegen das Überschwemmungsgebiet Berner Au macht die Siele selber sauber, weil die Stadt ihre Aufgabe nicht wahrnimmt.
Die Saseler Anwohner der Berner Au haben die Gräben, Zuflüsse und das Flüsschen selbst von Unrat, nicht vergehendem Laub und Ästen befreit und damit gegen die Umweltbehörde und ihre Pläne mit dem Flüsschen protestiert. Die Stadt sieht für das Gebiet um die Krögerkoppel eine Hochwassergefahr und will es per Rechtsverordnung zum Überschwemmungsgebiet (ÜSG) erklären. Nach Meinung der Anwohner will sie damit nur längst überfällige hohe Investitionen in die Gewässerpflege vermeiden.
In Überschwemmungsgebieten ist das Bauen nur mit Ausnahmegenehmigung erlaubt. Die im Fall der Berner Au besiedelten Flächen sollen als Überflutungsgebiete für Hochwasser dienen. Die Häuser würden demnach nicht geschützt, sondern preisgegeben, weil sie laut Umweltbehörde aufgrund ihrer Lage in einer Senke nicht zu verteidigen wären, wenn die Berner Au massiv über die Ufer tritt.
Zugrunde gelegt ist dafür ein errechnetes hundertjähriges Hochwasser (ein Hochwasser, wie es im statistischen Mittel alle 100 Jahre auftritt). Seit Bekanntwerden der Behördenpläne gelten die einst begehrten Immobilien im fraglichen Gebiet unter Maklern als nicht mehr verkäuflich.
Mit Forke und Gummistiefeln verteidigten die Anwohner ihre Grundstücke zunächst einmal gegen die Untätigkeit der Behörden: Sie befreiten das Abwassersiel der Berner Au gegen Verstopfungen, um es funktionsfähig zu halten. Eine Aufgabe der Stadt, die sie seit Jahren nicht mehr wahrnimmt. Erst für 2016 plant sie eine Entschlammung des Rückhaltebeckens, um es wieder fit zu machen für ein fünfjähriges Hochwasser.
Eine völlig unzureichende Planung, sagen die Anwohner. Denn die Regenwassersiele aus Volksdorf, die flußaufwärts in die Berner Au entwässern, sind für ein dreißigjähriges Hochwasser ausgelegt. Es wird also schon theoretisch mehr Wasser in das Flüsschen eingeleitet, als in Berne gestaut werden kann, um die Überschwemmung zu vermeiden. Schon das Rückhaltebecken würde überlaufen.
Die Bürgerinitiative „Kein ÜSG Berner Au“ hat immer wieder deutlich gemacht, dass die Berner Au ohne die Regenwassereinleitungen weiter Siedlungsgebiete in den Walddörfern gar kein Wasser mehr führen würde. Die infolge der starken Nachverdichtungen der letzten Jahre wachsenden Regenwassereinleitungen dürften nicht einfach auf Kosten der Alteingesessenen abgeleitet werden.
Die Stadt, durch Grundstücksverkäufe und neues Baurecht mitverantwortlich für die Nachverdichtung, habe durch neue Rückhaltebecken und bessere Gewässerpflege dafür zu sorgen, dass auch die Grundstücke in der Senke an der Krögerkoppel nicht absaufen.
Die Umweltbehörde blieb bisher hart. Auf die im Herbst letzten Jahres versprochene Bürgerbeteiligung warten die Saseler bis heute.