Monatlich kommen 500 Flüchtlinge aus Kriegsregionen nach Hamburg. Die Sozialbehörde sucht dringend Quartiere. Im Bezirk Wandsbek hat sie jetzt Platz für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gefunden.

Wandsbek. An der Rahlstedter Straße 119 und am Saseler Petunienweg 100 wollen die Sozialbehörde und der „Landesbetrieb Erziehung und Beratung“ minderjährige unbegleitete Flüchtlinge unterbringen. Der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Wandsbek signalisierte jetzt Zustimmung zu den Vorlagen der Sozialbehörde. Die CDU kritisierte die Aufstockung in Sasel. Die Behörde nutze die Gutwilligkeit der Anwohner aus, sagte CDU-Fraktionschef Eckard Graage. Es müsse Rücksicht genommen werden auf das „Sicherheitsempfinden“ der Bürger.

In Rahlstedt will der Wohnungsbauunternehmer Neuhaus ein Haus mit sechs kleinen Zweizimmerwohnungen bauen. Der Landesbetrieb will das Objekt langfristig mieten und zehn junge Menschen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren einquartieren. Pädagogische Fachkräfte vor Ort helfen bei der Eingliederung und der eigenverantwortlichen Gestaltung des Tages. Eine durchgängige 24-Stunden-Betreuung gibt es aber nicht. Wann das Haus bezugsfertig wird, ist noch unklar.

Am Saseler Petunienweg sollen jetzt 36 statt der ursprünglich geplanten 18 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge wohnen. Neben der schon bestehenden Einrichtung, die Mitte September bezogen werden soll, ist der Bau eines weiteren Hauses geplant. Es soll auf zwei Geschossen weiteren 18 Flüchtlingen Platz bieten und bis November fertig werden. Die Minderjährigen sollen hier im Rahmen einer Erstversorgung rund um die Uhr betreut werden. Die Unterbringung ist auf die Dauer des Mietvertrages begrenzt, der laut Behörden-Mitteilung auf „zunächst fünf Jahre“ befristet ist. Zu einer möglichen Verlängerungsoption sagte die Behörde nichts.

CDU Fraktionschef Graage will die Befristung grundbuchlich abgeischert sehen und erklärte, die Behörde habe die Frage der Verträglichkeit ihrer Aufstockung um das Doppelte gar nicht gestellt. „Die Entscheidung wurde bereits vor der öffentlichen Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort im Alleingang getroffen“, sagte Graage. „Dieses Vorgehen dient nicht dem Bestreben, eine Willkommenskultur für Flüchtlinge zu schaffen.“ Er forderte einen höheren Betreuungsschlüssel und eine regelhafte medizinische Feststellung des Alters der Asylsuchenden, um Missbrauch vorzubeugen.

Zur Aufstockung der Flüchtlingszahl am Petunienweg hatte auch die Schiffszimmerer-Genossenschaft Bedenken angemeldet, weil sie gegenüber ihren Mietern in den benachbarten Wohnungen mit der Zahl von maximal 18 Bewohnern der Einrichtung im Wort sei. Die SPD-Fraktionschefin Anja Quast ließ die Kritik nicht gelten und verwies auf die „hervorragende Infrastruktur“ in Sasel und die Notsituation der Stadt. „Es kommen monatlich 500 Flüchtlinge nach Hamburg, da sollten wir an dieser Stelle nicht lange streiten.“ Die Flüchtlinge fänden ein intaktes Wohngebiet vor und könnten auch Sportanlagen mit nutzen. So gute Voraussetzungen für eine Integration sind selten in Hamburg.