345 Flüchtlinge sind schon da. Nebenan könnte für noch einmal 350 Flüchtlinge neu gebaut werden. Entschieden sei noch nichts, sagen die Behörden. Die Farmsener reagieren verschnupft auf die Pläne.

Farmsen. An der Farmsener August-Krogmann-Straße wird eine neue Unterkunft für Flüchtlinge geplant. Das Bezirksamt Wandsbek und die federführende Sozialbehörde bestätigten dem Abendblatt, dass es ein „erstes Beratungsgespräch“ gegeben habe, aber „noch nichts entschieden“ sei. Der Farmsener Bürgerverein, die CDU und der „Runde Tisch“, der sich um die bereits bestehende Unterkunft am gleichen Standort kümmert, äußerten Unverständnis über das Vorgehen von Sozialbehörde und Bezirksamt.

Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) bescheinigte jetzt seinen Kritikern, mit „Falschmeldungen“ und „reinen Spekulationen“ zu operieren. Sein Amt gehe „transparent mit den Entwicklungen um“.

Die neue Unterkunft soll 350 Plätze haben. Die bestehende, die wegen des geplanten Wohnungsbaus bis März 2016 befristet ist, beherbergt 345 Wohnungslose. Derzeit ist offen, ob die neue Unterkunft die bestehende ersetzen soll oder als zusätzliche Bleibe gedacht ist.

„Es hieß immer, solche Unterkünfte sollten klein gehalten werden, um die Integration der Bewohner zu erleichtern“, sagte der Vorsitzende des Farmsener Bürgervereins, Hans-Otto Schurwanz. „Alle Parteien haben sich in dieser Richtung geäußert und schon die Zahl 100 als grenzwertig eingestuft. Dass man jetzt überlegt, bei uns fast 700 Menschen zu massieren, hat mit den Politiker-Reden nichts mehr zu tun.“

Ritzenhoff bestritt, dass eine Aufstockung der Flüchtlingsunterkunft an der Farmsener August-Krogmann-Straße geplant sei. Erste „Vorüberlegungen“ seien noch keine „Planungen“. Er sprach von „gestreuten Gerüchten“, die „verantwortungslos und fahrlässig Bedenken aufbauen“.

Der Farmsener CDU-Vorsitzende Huy-Tam Van kritisierte, dass die Stadt die versprochene Befristung der öffentlichen Unterbringung offensichtlich wieder einkassieren wolle. Er wandte sich gegen eine Aufstockung des Standorts, der mit 345 Plätzen heute schon zu groß sei. Schurwanz monierte, dass der Runde Tisch in Farmsen nicht informiert wurde. „Zusammenarbeit sieht anders aus“, sagte Schurwanz.

Die Vorüberlegungen zum Standort Farmsen waren bei einer SPD-Fahrradtour durch Farmsen eher zufällig bekannt geworden, weil der Betreiber der Flüchtlingsunterkunft freimütig von den Erwägungen zur neuen Dauerunterkunft berichtet hatte.

Die Sozialbehörde verwies auf ihre Notlage. „Derzeit kommen 500 Flüchtlinge im Monat. Wir können nicht mehr lange überlegen“, sagte Behördensprecherin Nicole Serocka. Hamburg braucht noch in diesem Jahr 4000 neue Plätze für Wohnungslose.