Die anstehende Sparrunde in der Offenen Kinder und Jugendarbeit macht den betroffenen Sozialpädagogen Angst. Ende Juni wird entschieden werden, ob und gegebenenfalls welche Einrichtung schließen muss.
Wandsbek Die Mitarbeiter der Jugendclubs, Bauspielplätze und Mädchentreffs im Bezirk Wandsbek wollen Klarheit über ihre berufliche Zukunft und über die Perspektive der Einrichtungen, für die sie arbeiten. „Wir würden jetzt langsam gern wissen, ob es für uns weitergeht oder ob wir schließen müssen“, sagte Franziska Kraft vom Bauspielplatz Berne. Zusammen mit Sozialpädagogen aus sechs Wandsbeker Einrichtungen richteten sie im Wandsbeker Jugenhilfeausschuss ihre Fragen vor allem an die Vertreter der regierenden SPD.
Die Antwort fiel vorsichtig, aber doch optimistisch aus. „Wir gehen derzeit nicht davon aus, dass Einrichtungen schließen müssen“, sagte der jugendpolitische Sprecher der SPD, Marc Buttler. Letzte Klarheit aber werde es erst Ende Juni geben. SPD-Fraktionschefin Anja Quast hatte sich entschuldigen lassen. Der Wandsbeker Sozialdezernent Eric Laugell bestätigte, dass die entscheidenden Fragen noch offen sind: „Wir müssen uns erst über die Zahlen beugen und sehen, wie groß die Deckungslücke tatsächlich ist. Dann erst werden wir in einem ‚Manöver des letzten Augenblicks‘ reagieren können.“
Derzeit erwartet wird ein Fehlbetrag von 300.000 Euro. In diesen Tagen wird auch die laufende Evaluierung der Einrichtungen Ergebnisse zeitigen, so dass anhand dieser Auswertungen entschieden werden könnte, falls eine Einrichtung schließen muss. Wegen der Kündigungsfristen brauchen die freien Träger bis Ende Juni Klarheit, sollten sie Teile ihrer Arbeit ab Januar 2015 einstellen müssen.
Die Sozialbehörde schichtet derzeit Mittel für die Jugendhilfe um. Während die sozialräumlichen Angebote mit verbindlichem Charakter wachsen, werden die unverbindlichen Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zurückgefahren. Eigentlich hatten sich die beiden Konzepte gegenseitig ergänzen sollen, doch das hält der Senat nicht für finanzierbar. Die Kürzungen im offenen Bereich liegen derzeit bei zehn Prozent. SPD-Mann Buttler sprach von laufenden Gesprächen mit der Sozialbehörde und äußerte die Hoffnung, dass die früher gezahlten Tarifverstärkungsmittel künftig wieder gezahlt werden.
Tarifverstärkungsmittel gleichen die Mehrkosten aus, die durch tarifvertraglich bedingte Gehaltserhöhungen bei Sozialpädagogen in den Einrichtungen entstehen. Die Sozialbehörde trägt diese Mehrkosten seit 2013 nicht mehr, die freien Träger können seitdem aber nur noch durch Kürzungen bei Sachmitteln, Mieten oder Honoraren freier Mitarbeitern ihre Haushalte ausgleichen. Damit aber ist die Ausdünnung des Angebots programmiert.
Leo Kyllar vom Jugendkeller Großlohe: „Der Tarifvertrag wurde vom Senat verhandelt, geschlossen und gefeiert. Wie kann es sein, dass derselbe Senat hinterher nicht das Geld für die Umsetzung bereitstellt?“ Buttler sprach von der Schwierigkeit, unterschiedliche Ebenen der Verwaltung miteinander zu verzahnen. Die jugendpolitische Sprecherin der CDU Wandsbek, Franziska Hoppermann, ließ das nicht gelten: „Der Senat schließt den Tarifvertrag und der Senat bestimmt, was die Bezirke an Geld bekommen. Da gibt es kein Problem mit unterschiedlichen Ebenen.“
Weiter monierten die Vertreter der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, dass die neue Berufsagentur in Steilshoop entgegen ausdrücklicher Versprechungen der Sozialbehörde ihre Stellen zu Lasten der Jugendzentren rekrutiert hat. Sowohl das Haus der Jugend Steilshoop als auch das Haus der Jugend Volksdorf mussten je eine Stelle für die neue Berufsberatung abgeben, was zu Einschränkungen ihres Angebots führt.
Auch die Ganztagsbetreuung in den Schulen kostet die freien Träger bzw. die Anbieter offener Kinder- und Jugendarbeit Geld: Zwar ist behördlicherseits die Kooperation mit Schulen ausdrücklich erwünscht, aber bisher wird sie einfach nicht bezahlt. Das Bezirksamt Wandsbek hat deshalb die 54 betroffenen Einrichtungen freier Träger im Bezirk befragt und ermittelt, dass sie derzeit rund 8,9 Prozent ihrer Leistungen für die Schule erbringen. Das ergibt, gemessen am Wandsbeker Gesamtetat der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, 404.082,50 Euro. Hinzu kämen 15.694 Euro für Sachmittel.
Im Auftrag des Jugendhilfeausschusses hat das Wandsbeker Bezirksamt deshalb die Schulbehörde darum gebeten, „Mittel in entsprechender Höhe in die bezirklichen Rahmenzuweisungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zu übertragen oder eine anderweitige Kostenerstattung sicherzustellen.“ Die Globalrichtlinie sieht vor, dass die fraglichen Einrichtungen bis zu 25 Prozent ihrer Leistungen für Schule erbringen.