Nachdem CDU und SPD Wandsbek ihre Ideen zur Verkehrspolitik präsentiert haben, wittern die Grünen Morgenluft für die Stadtbahn. Aber sie wollen zuerst Steilshoop besser anbinden.
Wandsbek. Die Wandsbeker Grünen begrüßen die von der CDU und der Wandsbeker SPD angestoßene neue Debatte um den Bau einer ersten Stadtbahntrasse in Hamburg. „Die Stadtbahn ist aus sozialen, ökologischen und finanziellen Gründen ein wichtiger Baustein für eine moderne Verkehrspolitik“, sagt Dennis Paustian-Döscher, Kreisvorsitzender der Grünen. Die Stadtbahn würde Barrierefreiheit garantieren und zum Klimaschutz beitragen. Zudem könnte das Stadtbahnnetz deutlich kostengünstiger ausgebaut werden als durch jede U-Bahn. Der Stopp der Stadtbahnplanungen durch den Senat war laut Paustian-Döscher ein schwerer Fehler. Es sei mehr als deutlich, dass allein mit einem Busbeschleunigungsprogramm die steigenden Fahrgastzahlen beim HVV nicht bewältigt werden können.
Die SPD Wandsbek hatte kürzlich ihr mit wissenschaftlicher Begleitung erstelltes Diskussionspapier „Wandsbek Impuls“ präsentiert. Es setzt vor allem auf die Förderung des Radverkehrs und will strategisch in der Stadt „geschlossene Mobilitätsketten“ herstellen. Sie bündeln an Knotenpunkten mit Bahnhof Fahrrad- und Autoverleih sowie Busanbindungen bzw. eben auch die Stadtbahn. Das soll den Verkehr besser verteilen und insgesamt den Autoverkehr verringern. Die SPD Wandsbek hatte eine Stadtbahn von Bergstedt entlang der Chaussee bis in die Hamburger Straße und die City angeregt und war damit bei der stadtbahnkritischen Landes-SPD auf wenig Gegenliebe gestoßen. Die Bezirks-SPD wollte mit ihrem Trassen-Vorschlag auch eher eine Diskussion darüber anstoßen, wie schneisenartig ganze Stadtviertel durchtrennende Hauptstraßen als Lebensräume zurückgewonnen werden könnten. Die CDU hatte nach Ihrer Klausur in Jesteburg noch keine Trasse vorgeschlagen. „Da müsste sie konkreter werden“, sagte Paustian-Döscher.
Die Grünen wollen in erster Linie die Stadtbahn-Diskussion wieder aufnehmen. „Es ist wichtig, jetzt eine Mehrheit für den Bau der Stadtbahn in Hamburg zu organisieren“, sagt Harry von Borstel, Grünen-Verkehrspolitiker im Kreisvorstand. Dafür sei aber nicht die frühe Festlegung auf eine Trasse, sondern der Wettbewerb unterschiedlicher Trassenführungen hilfreich. So sehen die Wandsbeker Grünen im Zusammenhang mit dem Bau der S4 jetzt auch die Notwendigkeit, Rahlstedt an ein künftiges Stadtbahnnetz anzubinden. Die Eimsbütteler Grünen schlagen eine Stadtbahn entlang der Metrobuslinie 5 von Burgwedel via Univiertel bis zum Hauptbahnhof vor.
„Aber für uns Wandsbeker hat die Schienenanbindung von Bramfeld und Steilshoop weiterhin die höchste Priorität“, sagte Paustian-Döscher. Nach über vier Jahrzehnten müsse das Versprechen einer Schienenanbindung für diese Stadtteile endlich umgesetzt werden. Die rot-grüne Bezirkskoalition habe die mögliche Trasse freigehalten. Aber die Grünen wollen die Stadtbahn, nicht die U4 nach Steilshoop und Bramfeld führen. Für den vom SPD-Senat ins Spiel gebrachten Ausbau der U4 sehen sie keine realistische Finanzierungschance. „Die Menschen in Steilshoop brauchen keine unhaltbaren Versprechungen, sondern einen Schienenanschluss“, sagte der Steilshooper Paustian-Döscher.
Im Bezirkswahlkampf wollen die Grünen vor allem die Gleichberechtigung von Fahrrad und Auto propagieren. „Das Radfahren muss deutlich attraktiver werden“, fordert Harry von Borstel. So setzen sich die Grünen in ihrem Programmentwurf für eine Fahrradschnellstraße von Farmsen zur S-Bahn Friedrichsberg sowie für die Schaffung von mehr Radfahrstreifen ein.