Wer Sportplätze saniert, dem droht die Lärmfalle. Denn ohne „Altanlagen-Bonus“ gelten viel strengere Grenzwerte. In Steilshoop werden die Sportplätze erneuert, aber laut Senat ist die Lärmfrage offen .
Steilshoop. Die Planung für die Neuorganisation der Sportstätten in Steilshoop sei schon im Ansatz verfehlt. Statt zuerst unter stadtplanerischen Gesichtspunkten die Flächen neu zu ordnen müsste im ersten Schritt geklärt werden, wie die Sportplätze unter Lärmgesichtspunkten liegen müssten, damit die verschärften gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden können. Das sagte der sportpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Frank Schira. In der Antwort auf seine Kleine Anfrage hatte der Senat erklärt, die „lärmtechnischen Auswirkungen“ der bereits existierenden fünf Planungsvarianten erst „nachfolgenden Verfahren vorbehalten“ zu wollen.
Auch von fachanwaltlicher Seite war die dringende Empfehlung zu hören, als allererstes zu klären, was unter lärmtechnischen Fragen als realisierbar angesehen werden kann.
Der Senat will das alte Bildungszentrum abreißen und für 35 Millionen Euro neu bauen: Der „Campus Steilshoop“ soll im Herzen des Stadtteils Grundschule, Stadtteilschule und Quartierszentrum mit Produktionsküche, Café, sozialen und kulturellen Einrichtungen vereinen. Mit der neuen Ausrichtung des Zentrums sollen auch die benachbarten Sportplätze von insgesamt drei Vereinen neu geordnet werden und etwas zusammenrücken. Der neue Campus wird zwar kleiner als das alte Bildungszentrum, aber die frei werdenden Grundstücke sollen dem Wohnungsbau zugeführt werden. Im Gespräch sind 300 Einheiten: Reihenhäuser da, wo jetzt noch die Schule am See steht, Geschosswohnungen auf der anderen Seite des Bildungszentrums.
„Wenn hier Planungsfehler gemacht und in deren Folge Grenzwerte nicht eingehalten werden, droht dem Sport in Steilshoop eine jahrelange Dauermisere“, sagte Schira. Der Sport ist der größte Integrationsfaktor im sozialen Brennpunkt Steilshoop. „Ich habe den Eindruck, dass Lärmemissionsfragen derzeit gar kein Thema bei den Planern ist“, sagte Schira. „Das wird uns einholen.“ Er forderte, die Planung unter Lärmgesichtspunkten unverzüglich vorzuziehen.
Die Überschreitung von Lärmgrenzwerten hat in den letzten Jahren immer wieder zu massiven Nutzungseinschränkungen für Sportanlagen geführt. Jüngstes Beispiel ist der TSC Wellingsbüttel der auf neuem Kunstrasenplatz hinter einer 6 Meter ohne Lärmschutzwand nur eingeschränkt spielen kann. Werden, wie in Steilshoop vorgesehen, alte Sportanlagen erneuert, entfällt in der Regel der sogenannte „Altanlage-Bonus“ mit dem Ergebnis, dass die Lärmemissionen mehr als halbiert werden müssen. Das gilt auch dann, wenn eigentlich nur saniert wird.
In Steilshoop sind der Bramfelder SV, der 1. FC Hellbrook und der THC Forsthof mit Sportplätzen von den Neuplanungen betroffen, die Gymnastik- und Freizeitgemeinschaft (GFG) Steilshoop nur mit Hallenzeiten. Vertreter aller Vereine erklärten, dass der Lärmschutz im Gespräch mit dem Planungsbüro bisher „nur am Rande ein Thema“ war. „Man hat uns gesagt, er sei kein Problem“, sagte Helmut Daum, Vorsitzender vom THC Forsthof.
Das Bezirksamt Wandsbek erklärte dagegen, der stadtplanerische Gutachter kooperiere „mit einem qualifizierten Lärmgutachter, um mögliche Konflikte bereits frühzeitig aufzuzeigen.“ Aus dem Planungsbüro hieß es, die Lärmproblematik sei intensiv untersucht worden und fließe in die Bewertung der Planungsvarianten ein. Dass der Sportlärm kein Problem sei, habe niemand gesagt. Der Schlussbericht befinde sich in Arbeit.
Die Vereine in Steilshoop kämpfen um ihre Räume. Mit dem Neubau des Campus Steilshoop sollen die Sportler etwas zusammenrücken und nach derzeitigem Stand die Sporthalle der abzureißenden Schule am See ersatzlos verlieren. „Eigentlich müssten die Sportflächen aber eher wachsen“, sagte THC-Chef Daum, „schließlich soll Steilshoop ja nachverdichtet werden, so dass auch mehr Leute die Anlagen nutzen werden.“