Weil kein Geld für den Unterhalt da ist und der Mietvertrag 2026 ausläuft, will das Bezirksamt keine neue Brücke zur Ortsdienststelle Rahlstedt haben. Die Besucher nutzen den Hintereingang. Das wollen die Rahlstedter nicht hinnehmen. Sie sammeln jetzt Spenden.

Hamburg. Sie wirkte immer etwas hölzern und eher unelegant. Aber sie machte das Überqueren des Wandse-Flüsschens vor der Rahlstedter Ortsdienststelle zum Vergnügen. Trotzdem ist die Fußgängerbrücke vor dem Amt Vergangenheit. Ihre hölzerne Natur wurde ihr zum Verhängnis. Die Auflager vergammelten im trüben Wasser der Wandse, und sie wurde abgerissen. Zum Ärger vieler Rahlstedter, denn die Brücke sparte ihnen 400 bis 500 Meter Weg. Jetzt soll eine Spendenaktion sie neu erstehen lassen.

„Ich muss jetzt einen Handwerker finden und eine Zahl haben. Dann wollen wir mal sehen, was wir auf die Beine stellen können“, sagte Karl-Heinz Böttger, Senior-Chef des Rahlstedter Baustoffhandels und Familienunternehmens Karl Böttger GmbH.

Er selbst will einen namhaften Betrag geben, damit das Amt wieder durch den Vordereingang betreten werden kann. Denn seit die Brücke verschwunden ist, nehmen die Besucher lieber den Hintereingang an der Rahlstedter Straße, da sie sonst ganz um das Gebäude herumlaufen müssten. Auch das „Bündnis für Rahlstedt“, eine Vereinigung fast sämtlicher Vereine und Institutionen im Stadtteil, will mittun und Spenden sammeln.

Doch die Verwaltung hat die Hürden hochgelegt. 60.000 Euro hatte die Bezirksversammlung für eine Sanierung der Brücke schon bewilligt, doch das Bezirksamt winkte ab. Es teilte der Kommunalpolitik mit, die Sanierung sei nicht realistisch, und für einen Neubau reiche das Geld nicht. Auch sei der Unterhalt des Bauwerks in den Folgejahren nicht gesichert. Zudem laufe der Pachtvertrag für die Ortsdienststelle in zwölf Jahren aus, und der Grundstückseigentümer könne dann den Rückbau der Brücke verlangen. Mit anderen Worten: Auch geschenkt wäre die Brücke zu teuer. „Weil die Verwaltung auf den Unterhaltskosten sitzen bleibt“, sagte der Regionalbeauftragte Cornelius Bechen, „und im Zweifel den Abriss der Brücke auch noch bezahlen muss.“

Im „Bündnis für Rahlstedt“ stieß diese Haltung auf Unverständnis und Verärgerung. „Sollen wir jetzt zwölf Jahre lang durch den Hintereingang in die Ortsdienststelle gehen?“, fragt ihr Sprecher Peter Slama. „Offenbar will die Verwaltung die Brücke einfach nicht, sonst würde sie sie nicht so teuer rechnen. Aber es ist bloß eine kleine, vielleicht zehn Meter lange Fußgängerbrücke, kein Brückenbauwerk.“ Baukosten von 96.000 Euro für eine Holzkonstruktion, 159.000 Euro für die Variante in Stahlbeton hatten Experten im Amt errechnet, wobei die letztere wegen der längeren Lebensdauer vorzuziehen sei.

Aber da ist ja der Mietvertrag, den die Stadt vielleicht gar nicht verlängern will oder kann. Die amtliche Mitteilung resümiert: „Schon vor dem Hintergrund der möglicherweise auf zwölf Jahre begrenzten Nutzungsdauer lässt sich die Wirtschaftlichkeit eines Brückenneubaus haushaltsrechtlich nicht begründen.“ Die entstandenen Umwege seien zumutbar, die Brücke werde für „wasserwirtschaftliche Zwecke nicht gebraucht“, und ihr Neubau „entzieht sich den bestehenden Zuständigkeitsregeln“. Die Verwaltung hatte zwar drei Kandidaten für eine mögliche Zuständigkeit ausgemacht, aber alle drei für unzuständig befunden. Auch an dieser Front müsste also investiert werden. Aber das Amt hat die Planungen bereits eingestellt.

Peter Slama will sie wieder aufgenommen sehen. Er hält die Umwege nicht für zumutbar. „Wir haben mehrere Altenheime in unmittelbarer Nähe.“ Auch würden die Besucher der Ortsdienststelle zumeist über das Grundstück des Altrahlstedter Männerturnvereins (AMTV) laufen, um die mangels Brücke unverhofft zum Haupteingang gewordene Hintertür zu erreichen. „Auf die Dauer geht das nicht, zumal die Leute auch auf unserem Parkplatz parken.“ Böttger warf der Verwaltung vor, die Bürokratie in den vergangenen Jahren immer weiter auf die Spitze getrieben zu haben. Die amtlichen Planungen für die Brücke seien abwegig. „Ich glaube die Kosten nicht.“

Das Argument mit dem auslaufenden Mietvertrag halten die Rahlstedter für vorgeschoben. Auch halten sie es für undenkbar, dass das Amt 2026 ausziehen will. „Warum hat das Bezirksamt nicht längst geklärt, was der Vermieter will?“ In der Mitteilung des Amtes hieß es, die Anfrage laufe noch.

Der Eigentümer alstria office REIT-AG verwaltet in Deutschland 912.000 Quadratmeter Büroimmobilien im Wert von 1,6 Milliarden Euro und setzt vor allem auf langfristige Mieter. Dem Abendblatt sagte ihr Sprecher Ralf Dibbern: „Wir wollen einen Brückenneubau keinesfalls behindern. Von uns aus kann die Stadt gern bauen. Wir würden später auch keinen Abriss verlangen, selbst wenn die Stadt den Mietvertrag nicht verlängern sollte.“

Die alstria erinnert sich gern an eine gelungene Kooperation in Rahlstedt. Als vor drei Jahren die kupferne Eva-Statue vor der Ortsdienststelle von Metalldieben gestohlen worden war, haben sich die Rahlstedter zusammengetan. Ohne ihre Eva wollten sie nicht sein. 30.000 Euro Spenden haben sie gesammelt, den Künstler um einen neuen Guss der Figur gebeten und sie am Ende der Schweriner Straße auf dem neuen Platz postiert. Unter den Spendern von einst waren die Akteure von heute: die alstria, Böttger, das „Bündnis für Rahlstedt“ und die Bürger des Stadtteils.