Hamburg. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich an Verstorbene zu erinnern. Durch Sprachnachrichten, Fotos und seit Neuestem auch mit KI.
Letztens habe ich im Fernsehen eine ZDF-Dokumentation über Frauen gesehen, die mittels künstlicher Intelligenz (KI) mit ihren verstorbenen Angehörigen sprechen. In dem einen Fall war es die durch Suizid gestorbene Tochter, mit der sich die Mutter noch einmal per Chat unterhalten und so Abschied nehmen will. Der andere Fall war eine alleinerziehende Mutter, die eine Conversational AI von sich erstellen möchte: ein digitales Video von sich selbst, mittels dessen sich ihre kleine Tochter auch nach dem Tod mit ihrer Mutter unterhalten könnte.
KI ermöglicht Sätze zu erstellen, wie sie der Verstorbene formulieren würde
Das mutet erst einmal seltsam und hört sich wie ein Science-Fiction-Format an. Aber ich denke, alles was tröstet, ist gut und richtig. Natürlich kann man auch durch KI keinen Menschen mehr lebendig werden lassen, aber sie ermöglicht, ähnliche Sätze wie die der Verstorbenen zu erstellen. Andere hören sich Hunderte Male Sprachnachrichten von dem oder der Toten an, blättern in Fotoalben oder Videoaufnahmen.
Je älter wir werden, umso mehr Angehörige und Freunde um uns herum versterben
Das Wichtigste von allem ist, dass man über seine Trauer offen sprechen kann und sich nicht alleine mit ihr fühlt. Und je älter ich werde, umso mehr beklagen Freunde um mich herum den Tod ihrer Eltern und leider auch Partner. Auch meine Eltern sind alt, und ich kann mir kaum vorstellen, wie es ohne sie einmal sein wird.
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Doch die meisten Menschen können nicht permanent trösten, manche können mit der Trauer ihrer Bekannten und Freunde nur schwer umgehen – sie wollen nach vorne schauen und in einer aktuellen Welt voller Krisen und Kriege nicht noch mehr Negatives hören. Deswegen rate ich oft dazu, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Dort treffen Trauernde auf Männer und Frauen, die Ähnliches durchgemacht haben. Dort gibt es immer ein offenes Ohr – und das ist in jedem Fall menschlich.