Hamburg. Menschen mit unterschiedlichen Konfessionen leben im Ökumenischen Forum in der HafenCity. Ein Beispiel eines toleranten Miteinanders.

Im Sommer ist die Dachterrasse für die Ökumenische Hausgemeinschaft der wohl schönste Ort. Der Blick geht weit über die HafenCity zur Elbphilharmonie; Bänke und Tische unter Sonnenschirmen laden zum Verweilen zwischen Grünpflanzen ein. Sylvia Wolter lebt seit 12 Jahren in dieser christlichen Community. Sie sitzt gerade mit Hannah Hufnagel, Sprecherin der Hausgemeinschaft im Ökumenischen Forum in der HafenCity, in einer schattigen Ecke und sagt: „Wir brauchen hier Menschen mit der Fähigkeit zum Dialog auf Augenhöhe.“

14 Kinder leben in der Wohngemeinschaft in der HafenCity

50 Personen unterschiedlicher Konfessionen leben in diesem Haus in der Shanghaiallee. So getrennt der Alltag der Singles und Familien verläuft, so eng verbunden sind sie durch das Projekt gemeinsamen christlichen Lebens. „14 Kinder gehören dazu“, sagt Hannah Hufnagel, die selbst Mutter von vier Kindern ist. Das Altersspektrum reiche von einem bis zu 81 Jahren und die Glaubensrichtungen von evangelisch-lutherisch, russisch-orthodox, katholisch und reformiert bis zu charismatischen Bewegungen. Wie kann da Dialog und Verstehen gelingen?

Hausgemeinschaft
Sylvia Wolter und ihr Hund Fiete sowie Hannah Hufnagel mit Sohn Levi in der Kapelle ihrer Hausgemeinschaft in der Shanghaiallee. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

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„Funktioniert!“, sagen die beiden Frauen. Und sie führen das auf mehrere Gründe zurück. Zum einen gibt es trotz aller räumlichen Trennung regelmäßige Termine für Begegnungen. Dazu gehören monatliche Treffs, bei dem die Gastgeberinnen im Gemeinschaftsraum zum Essen bitten, und zwei Hauswochenenden am Ratzeburger See als gemeinsame Freizeit. In der Community wird auch gebetet und gesungen. Zum anderen gibt es den sogenannten Tiefsee-Dialog. „Hier besprechen wir Fragen des Zusammenlebens“, sagt Hannah Hufnagel. Und schließlich bietet eine Dialog-Gruppe das regelmäßige Forum für einen religiösen Austausch, zum Beispiel über Gottesbilder. „Wir sind alle Kinder Gottes. Wer sagt denn, dass ich recht habe“, beschreibt Sylvia Wolter die kommunikative Grundhaltung der Demut und wechselseitigen Wertschätzung, die wohl Grundkonsens in der gesamten Community ist. Jedenfalls halten sich alle daran und spielen nicht die Rolle eines Besserwissers.

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„Wir alle“, sagt Hannah Hufnagel, „sind kompromiss- und dialogbereit. Und wir respektieren bei Fragen des Zusammenlebens auch die Wünsche von Minderheiten“. Deshalb habe man das „Minderheiten-Votum“ erfunden. Was diese Gruppe wolle, werde dann einfach mal ausprobiert. „Wir vergeben uns ja nichts.“ Damit Gemeinschaft funktioniert, brauche es Räume der Begegnung – darin sind sich die beiden Frauen einig. Wie die Dachterrasse mit Hafenblick.