Hamburg. Der Vorschlag der Bundesbauministerin ist für Mütter mit kleinen Kindern kaum umsetzbar. Sie müssen nah beim Arbeits- und Kitaplatz wohnen.
Die Idee von Bauministerin Klara Geywitz, Großstädter zum Umzug in kleinere Orte zu bewegen, hört sich nett an, ist aber gerade für die Klientel, mit der der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ zu tun hat, ein zu kurz gedachter Vorschlag. Der Verein fördert vor allem alleinerziehende Mütter, die oft jahrelang versuchen, eine neue, meistens größere Wohnung in Hamburg zu bekommen.
Vielle Alleinerziehende haben kein Geld für ein Auto
Alleinerziehende, für die es sowieso schwerer ist, einen qualifizierten Job zu ergattern, müssen möglichst ortsnah einen Kita- und Wohnplatz haben. Denn sie sollten nicht zu viel Zeit mit der Pendelei von einem Ort zum anderen verbringen. Zumal es einen Kita- oder Schulplatz, anders als in Hamburg, auch nicht in jedem kleinen Ort auf dem Land gibt.
Viele der Alleinerziehenden, die bei uns Anträge auf Möbel oder E-Geräte stellen, haben auch kein Geld für ein Auto, d.h., sie wären auf den öffentlichen Nahverkehr oder die Deutsche Bahn angewiesen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen – falls sie nicht das Glück haben, im Homeoffice arbeiten zu dürfen.
Es fehlen in Hamburg Tausende vor allem große und barrierefreie Wohnungen
Doch in einem wichtigen Punkt hat die Bundesbauministerin recht: Es fehlen Tausende Wohnungen in Hamburgs Metropolregion. Vor allem größere und barrierefreie Sozialwohnungen. Es ist ungerecht, dass es für Familien mit vielen Kindern Jahre dauert, bis sie adäquaten Wohnraum bekommen. Kinder haben auch ein Anrecht auf Privatsphäre, genauso wie ihre Eltern. Kinder brauchen einen ruhigen Ort, an dem sie Hausaufgaben machen können.
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Oftmals schlafen viele Kinder in einem Raum, die Eltern im Wohnzimmer
So wie ich es jedoch durch die Anträge erfahre, schlafen bei unserer Klientel oft mehrere Kinder in einem Raum und die Eltern oder die Mutter im Wohnzimmer auf dem Schlafsofa, weil die Familien bei den Angeboten für größere Wohnungen oft leer ausgehen. Wie sagte mir kürzlich eine sehr engagierte Mutter, die seit mehr als einem Jahrzehnt nach einer größeren Wohnung sucht – sie wohnt mit den Kindern in drei Zimmern: „Sobald ich mich als sechsfache, alleinerziehende Mutter vorstelle, geht die Klappe des Vermieters runter.“