HafenCity. Vor zwei Jahren wurde das ukrainische Begegnungszentrum eröffnet. Auf der MS Hanseatic feierten 80 Geflüchtete und das Unterstützer-Team.
„ich liebe die Elbe, es ist so schön, wenn eine Stadt an einem Fluss liegt“, sagt Iryna Tybinka,, während sie beobachtet wie die MS „Hanseatic“ der Elbreederei Abicht vom Hafenbecken am Baumwall ablegt und gemütlich flussabwärts fährt. Mit an Bord sind rund 80 Ukrainer mit ihren Kindern, die gemeinsam mit der ukrainischen Generalkonsulin, dem Team vom Schrödingers City Kids und Verein Hamburger Abendblatt hilft das Zwei-Jahres-Jubiläum des ukrainischen Begegnungszentrums im Schanzenpark feiern. Gespendet wurde dieser dreistündige Ausflug samt Essen, Getränken und DJ von Roman Abicht, Geschäftsführer der Elbreederei Abicht, und seinem Caterer, Thimo Schröder, die beide mit an Bord der abendlichen Rundtour durch den Hafen sind.
Elbreederei Abicht spendierte gemeinsam mit seinem Caterer die Feier
„Ich unterstütze gern soziale Projekte, deswegen habe ich sofort zugesagt, als Roman Abicht mich fragte, ob ich hier mitsponsern kann“, sagt Schröder, der seinen ukrainischen Küchenchef und mehrere ukrainische Servicekräfte mit an Bord hat. Und Roman Abicht, der gemeinsam mit seiner Familie zuvor schon viele Gutscheine für Hafenrundfahrten an das City-Kids-Projekt gespendet hat, ergänzt: „Für uns ist es immer besonders schön, wenn wir diesen geflüchteten Menschen ein paar Stunden Sorglosigkeit schenken können. Und ich freue mich besonders über die funkelnden Augen der Kinder hier.“
Und die gibt es zuhauf: Nachdem sich die rund 30 Kinder an Rotkohl, Putenbrust, Kartoffelgratin und den leckeren Vorspeisen satt gegessen hatten, dreht DJ Buzz-t, der über das Schrödingers engagiert worden ist, den Lautstärkepegel hoch und Klein und Groß tanzen zu ukrainischen und englischen Popsongs auf der Tanzfläche herum. Das sind die unbeschwerten Momente des Abends.
Großer Dank der ukrainischen Generalkonsulin an den Abendblatt-Verein und das City-Kids-Team
Denn zuvor hatte die Generalkonsulin in ihrer berührenden Ansprache über die Situation in ihrem Heimatland gesprochen, aber auch allen Beteiligten für ihre Hilfe vor Ort in Hamburg gedankt. „Der größte Dank gilt Ihnen, Frau Tesche, dem Verein Hamburger Abendblatt hilft und allen Beteiligten dafür, dass das Schrödingers City Kids seit zwei Jahren geöffnet ist, sich entwickelt und Kindern und Eltern Freude bereitet. Wenn ich mich nicht irre, war ursprünglich geplant, dass die Unterstützung für neu angekommene, ukrainische Frauen mit Kindern ein halbes Jahr dauern sollte“, sagt sie. Damals seien wir alle ein wenig naiv gewesen. „Wir haben uns nicht einmal vorstellen können, dass der Albtraum, den Russland in Europa begonnen hat, so lange andauern könnte“, so Iryna Tybinka.
Sie hatte als Schirmherrin des Projekts das Schrödingers City Kids am 18. April 2022, also nur wenige Wochen nach Beginn des Krieges, mit mehr als 1000 ukrainischen Besuchern eröffnet. Hauptkooperationspartner und finanzieller Unterstützer ist seither der Verein Hamburger Abendblatt hilft. Nach wie vor immer kommen an drei Tagen in der Woche von Dienstag bis Donnerstag 80 bis 100 Ukrainer ins Schrödingers, lernen intensiv Deutsch bei einem Deutsch-Russen, erhalten ein kostenfreies Mittagessen, Beratung durch Ehrenamtliche und Kinderbetreuung für die Jüngsten. Gerade läuft das Ferienprogramm für alle Kinder.
Für Svetlana Nikkheieva aus Charkiw ist das City Kids zur zweiten Heimat geworden. Sie ist seit April 2022 in Hamburg und seither fast täglich nachmittags dort. „Ich kannte niemanden, als ich mit meinen beiden Söhnen hier ankam. Inzwischen habe ich so enge Freundinnen gefunden und im City Kids meine ersten Worte auf Deutsch gelernt“, sagt die 44 Jahre alte Raumfahrtingenieurin auf Deutsch.
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Für viele ukrainische Geflüchtete ist das Schrödingers City Kids zur zweiten Heimat geworden
Im Mai wird sie ihren B2-Kurs beenden und sucht händeringend nach einem Job: „Ich bin zwar Ingenieurin, aber habe als Managerin zuletzt ein Textilunternehmen in der Ukraine geleitet.“ Ihr Sohn Kyryl möchte am liebsten in Hamburg bleiben. Der 17-Jährige geht in die 11. Klasse des Christianeums und sieht in Deutschland „so viel mehr Chancen für mich. Deutschland ist Teil von Europa, hier habe ich eine Zukunft“, sagt Kyryl in fließendem, fast akzentfreien Deutsch. Er hat viele deutsche Freunde auf dem Gymnasium gefunden, doch er ist froh für seine Mutter, „dass es das City Kids gibt. Das gibt ihr viel Halt.“
Nadine Mührer, geschäftsführende Vorständin beim Schrödingers-Verein, und Vorstandskollege John Schierhorn blicken auch mit gemischten Gefühlen auf die vergangenen zwei Jahre zurück. Sie haben in ihrem liebevoll gestalteten Norwegerhaus in der Schröderstiftstraße so viele schreckliche Geschichten von den Geflüchteten gehört: Von denen, die wochenlang in Mariupol eingesperrt waren, Müttern, die ihre Söhne und Ehemänner an der Front verloren haben, von Kindern, deren beide Eltern vom Bombenhagel tödlich getroffen wurden. Wie alle, hatten sie gehofft, dass der Krieg schnell beendet werden könnte.
Viele Ukrainer helfen inzwischen ehrenamtlich beim Schrödingers mit
„Ich finde es aber dennoch schön, dass wir nun nach zwei Jahren mit diesen Menschen, von denen viele zu unseren Freunden geworden sind, auf diesem Schiff der Abicht-Familie feiern können“, sagt Nadine Mührer. Und John Schierhorn ergänzt: „Ich freue mich sehr darüber, dass viele von unseren Gästen bei uns nun auch ehrenamtlich, zum Beispiel bei unserer Tafelausgabe am Montag oder beim Kochen des Mittagessens, mithelfen.“ Er habe inzwischen mehr als 1000 Kontakte in seinem Social-Media-Account: „Und wenn wir die Ukrainerinnen und Ukrainer für eines unserer sozialen Projekte um Mithilfe bitten, dann strömen sie in Scharen“, sagte Schierhorn.
Der Abendblatt-Verein bittet um Spenden für das wichtige Projekt
Für das Projekt werden nach wie vor Spenden benötigt, um es am Laufen zu erhalten. Jeder Cent hilft. Konto bei der Haspa: Hamburger Abendblatt hilft e.V., IBAN: DE25 2005 0550 1280 1446 66, Stichwort: City Kids.