Senat greift Pläne der alten schwarz-grünen Landesregierung auf. Schulsenator: Auf Wunsch kostenlose Betreuung der Kinder von 13 bis 16 Uhr.
Hamburg. Familie und Beruf sollen in Hamburg bald noch besser vereinbar sein. Der SPD-Senat will innerhalb von drei Jahren an allen Grundschulen ein Ganztagsangebot aufbauen. Im Anschluss an den Unterricht, der bis 13 Uhr läuft, sollen die Kinder kostenlos und auf freiwilliger Basis bis 16 Uhr betreut werden.
Der Senat greift Pläne der alten schwarz-grünen Landesregierung auf, die die Zusammenführung von Schule und Hort bereits vorsahen. Das Konzept schließt auch eine Betreuung vor 8 Uhr und nach 16 Uhr sowie während der Ferien in der Schule ein. Dieses Angebot muss allerdings bezahlt werden. Ebenfalls kostenpflichtig wird das Mittagessen sein. Sozial gestaffelte Gebührenordnungen sind noch in Arbeit. Schulsenator Ties Rabe (SPD) sicherte gestern zu, dass niemand nach der Reform mehr zahlen müsse als derzeit für die Hortbetreuung.
Laut Rabe geht es neben der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch darum, Bildungsbenachteiligungen zu überwinden. Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) sagte: "Wir gehen konsequent den Weg weiter, allen Kindern gleiche Startchancen zu verschaffen. Der Bildungserfolg des Kindes darf nicht mehr von der sozialen Lage seines Elternhauses abhängen."
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Seit Schuljahresbeginn erproben bereits 21 Grundschulen die Nachmittagsbetreuung im eigenen Haus, offiziell als ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen (GBS) bezeichnet. In den nächsten beiden Schuljahren sollen mehr als 100 Grundschulen nachziehen. Weitere 59 Standorte sind schon gebundene Ganztagsschulen, an denen es Unterrichtsangebote bis 16 Uhr gibt.
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Bislang nehmen rund 20 000 Kinder das Hortangebot wahr. Die Senatspläne sehen vor, dass mittelfristig 40.000 Jungen und Mädchen nachmittags an Schulen betreut werden. Das entspricht einer Quote von rund 60 Prozent. Der schwarz-grüne Senat hatte lediglich eine Beteiligung von rund 40 Prozent vorgesehen. "Wir gehen einen mutigen Weg", sagte Rabe. Und der kostet Geld. Rund 30 Millionen Euro zusätzlich will der SPD-Senat für den Ausbau der Ganztagsschulen pro Jahr bereitstellen. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 115 Millionen Euro.
Laut Rabe sollen die Gruppengrößen der Nachmittagsbetreuung der Grundschul-Klassengröße entsprechen. Das heißt, in sozialen Brennpunkten sollen nicht mehr als 19 Kinder, in allen anderen Stadtteilen nicht mehr als 23 Kinder gemeinsam betreut werden. Wahrscheinlich wird die reale Gruppengröße noch geringer sein und den 17er-Gruppen der jetzigen Hortbetreuung entsprechen. Ein Grund: Eltern nutzen die Nachmittagsbetreuung im Durchschnitt nur an vier Tagen der Woche, während die Finanzierung auf fünf Tage ausgelegt ist.
Die Grundschulen sollen mit einem Jugendhilfeträger eine Vereinbarung über das künftige Angebot an ihrem Standort schließen. "Die Arbeit der sehr unterschiedlichen Partner Schule und Jugendhilfeträger bekommt so eine solide Grundlage", sagte Gabi Brasch von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände. Robert Heinemann (CDU) begrüßte zwar die Übernahme der Pläne des schwarz-grünen Senats, kritisierte aber die Bezeichnung Ganztagsschule für die Nachmittagsbetreuung als "Etikettenschwindel".