Die Einführung der sechsjährigen Primarschule zum Schuljahr 2010/11 ist das zentrale Reformprojekt der schwarz-grünen Koalition. Jungen und Mädchen...

Die Einführung der sechsjährigen Primarschule zum Schuljahr 2010/11 ist das zentrale Reformprojekt der schwarz-grünen Koalition. Jungen und Mädchen sollen in Zukunft die ersten sechs Jahre, statt wie bislang die ersten vier, gemeinsam unterrichtet werden. Erst am Ende der sechsten Klasse wechseln die Kinder auf eine weiterführende Schule - von 2010 an entweder ein Gymnasium oder eine Stadtteilschule, die aus der Zusammenführung von Haupt-, Real- und Gesamtschule entsteht.


Werden alle Grundschulen zu Primarschulen?

Das ist noch nicht entschieden. Derzeit erarbeiten Schulleiter, Lehrer, Eltern und Schüler in 22 regionalen Schulentwicklungskonferenzen Vorschläge für die künftigen Schulstandorte von Primarschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien. Die Vorschläge sind die Grundlage für die Standortplanung der Schulbehörde. Generell wird angestrebt, dass die Primarschulen dreizügig sind, also drei Parallelklassen haben. Andererseits muss die regionale Versorgung gewährleistet sein. Das heißt, dass es in den Randbereichen der Stadt auch kleinere Primarschulen geben wird.



Wie wählen die Eltern eine Primarschule für ihre Kinder aus?

Wie bislang gilt das Prinzip "Kurze Beine - kurze Wege". Die Eltern wählen eine Primarschule in der Nähe ihres Wohnortes aus. Wenn es mehr Anmeldungen als Plätze an einer Schule gibt, entscheidet die Länge des Schulweges über die Aufnahme.



Wie genau wird die Primarschule eingeführt?

Die neue Schulform startet zum Schuljahr 2010/11 mit den fünften Klassen. Das heißt: Alle Kinder, die jetzt in die dritte Klasse gehen, kommen dann als erster Jahrgang in die Primarschule und werden in der fünften Klasse weiter gemeinsam unterrichtet. Die Eltern dieser Kinder können eine andere Primarschule wählen - es muss nicht die bisherige Grundschule sein. Die jetzigen Viertklässler wechseln wie gehabt im kommenden Schuljahr auf eine weiterführende Schule.



Sind alle Primarschulen gleich organisiert?

Nein, es soll drei unterschiedliche Organisationsformen geben. Erstens: Die Primarschule unterrichtet alle Jahrgänge an einem Standort. Zweitens: Die Grundstufe (bis Klasse drei) bleibt am Standort der alten Grundschule, während die Unterstufe (Klassen vier bis sechs) am Standort einer kooperierenden Stadtteilschule oder eines kooperierenden Gymnasiums untergebracht ist. Grund: Viele Grundschulen haben nicht ausreichend Raumkapazitäten, um sechs Jahrgänge unterbringen. Drittens: Eine Primarschule kooperiert mit einer Stadtteilschule oder einem Gymnasium (sog. Langformschule). Allerdings sollen diese weiterführenden Schulen auch Schüler aus anderen Primarschulen aufnehmen.



Was wird aus dem Fremdsprachenunterricht - derzeit beginnt zum Beispiel der Unterricht in der zweiten Fremdsprache in Klasse sechs der Gymnasien?

Englisch soll grundsätzlich von der ersten Klasse an unterrichtet werden. Spätestens in der fünften Klasse sollen die Kinder mit der zweiten Fremdsprache beginnen. Laut Schulbehörde sollen die Primarschulen einer Region gemeinsam für die Bildungsangebote verantwortlich sein, die sich an der Nachfrage der Eltern orientieren. Wenn also zum Beispiel Latein in einer Region gewünscht wird, muss Latein angeboten werden.



Heißt das, dass sich Eltern bei der Wahl der Primarschule schon überlegen müssen, ob ihr Kind später Latein lernt oder nicht?

Im Prinzip ja, denn es ist nicht realistisch, dass alle Primarschulen Latein, Französisch oder Spanisch als zweite Fremdsprache anbieten, und ein Wechsel der Primarschule ist nicht vorgesehen.



Wer entscheidet darüber, ob ein Kind nach Klasse sechs auf die Stadtteilschule oder das Gymnasium wechselt?

Die Lehrerkonferenz entscheidet anhand der Schulleistungen und nach Gesprächen mit den Vätern und Müttern. Eltern können gegen die Entscheidung Widerspruch einlegen. Für diesen Fall ist ein Test vorgesehen. Anders als jetzt nach Klasse vier gibt es keine freie Elternwahl der Art der weiterführenden Schule.