Insa Axmann, Hamburg-Bergedorf: Ich als Mutter von drei Kindern - davon zwei Kinder, die direkt in die Einführung der Primarschule geraten - bin über die Entwicklung der Schulpolitik in Hamburg höchst besorgt und verärgert. Bezugnehmend auf das schlechte PISA-Abschneiden bleibt die dringende Frage, weshalb sich zum jetzigen Zeitpunkt auf eine erneute Schulreform gestürzt wird, statt Geld in die Qualitätsverbesserung der Schulinhalte, in die Frühförderung von Schülern mit Migrationshintergrund, in die Lehrerausbildung und nicht zuletzt in baufällige Schulgebäude zu investieren. Eine Schulreform, die übers Knie gebrochen wird, die in anderen Bundesländern in dieser Form scheiterte, ist bestimmt nicht das richtige Mittel, um Hamburgs PISA-Rang zu verbessern. Ganz im Gegenteil: Es wird ein riesiges Chaos entstehen, aus dem am Schluss in erster Linie die Kinder als Leidtragende herausgehen.
Rosa Pfafferott, Hamburg: Bei der seit 2003 beschlossenen Sprachfrühförderung bin ich seitdem zweimal gar nicht erst zur Untersuchung eingeladen worden. Absicht, da der Name so "einheimisch" klingt, oder aber einfach übersehen worden? Durch Gespräche weiß ich, dass dies auch anderen Familien passiert ist. Wie viele fallen da durchs Raster, womöglich solche, welche Unterstützung bräuchten? Sprachförderung gibt es dann bis zur ersten Klasse, aber danach? Ich erlebe jetzt, dass die Lese- und auch Deutschkenntnisse schon in der dritten Klasse sehr unterschiedlich sind. Frau Goetsch will mit dem Kopf durch die Wand , statt wohlüberlegt zu Werke zu gehen. Da wünscht man sich wirklich, dass Bildung Bundessache wird!
Antje Netz, Hamburg: Ihrem Kommentar ("Etwas gründlich schiefgegangen", 20. Nov. 2008) kann ich nur zustimmen, denn schon vor Jahren habe ich in einem Leserbrief an das Hamburger Abendblatt geschrieben: "Merke: Man kann niemanden integrieren, der nicht integriert werden will!" Statt gesunden Forderungen an Einwanderer, Eltern und Kinder, triefen SPD und GAL vor Verständnis für deren Schwierigkeiten. Jeder Austauschschüler in Amerika, Spanien, England, Frankreich muss die dortige Sprache erlernen, um in der Schule mitzukommen und das für ein Jahr und nicht für ein Land, in dem man ständig lebt. Zu Rechten gehören eben auch Pflichten.
Dr. Peter Warming, Halstenbek: Einen gravierenden Missstand von Schule und Gesellschaft haben Sie unfreiwillig in Ihrer Aufforderung um Lesermeinungen offenbart mit der Frage "was schiefläuft (oder was gut)": Bei uns wird überall immer nur nach Fehlern und Schwächen gesucht, das Normale fällt unter den Tisch, und das Gute wir allenfalls am Rande (in Klammern) erwähnt - erst in der Schule und später im Beruf. Genau umgekehrt müsste es sein: das Gute in den Vordergrund stellen, das Bemühen loben und am Rande bemerken, wo noch Verbesserungspotenzial ist. Mit Ihrer Serie "Yes we can" sind Sie da auf dem richtigen Weg.
Michael Edler, Verein zur Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts: Die schlechten PISA-Ergebnisse Hamburgs sollten Anlass geben, die derzeitige Schulpolitik noch einmal zu überdenken. Statt das Schulwesen mit großem Aufwand umzuorganisieren, täte es gut, die Probleme an den Stellen anzupacken, an denen sie auftreten. Es ist kein Wunder, wenn die Hamburger 15-Jährigen in den Naturwissenschaften um ein Jahr gegenüber ihren Altersgenossen aus Sachsen zurückliegen, wenn dort in Physik und Chemie im Durchschnitt ein Jahr früher mit dem Unterricht begonnen wird. Und vergleicht man die Hamburger Stundentafeln mit denen in Skandinavien, stellt man fest, dass dort wesentlich mehr Unterrichtszeit in die naturwissenschaftliche Ausbildung investiert wird.
Udo-E. Witzel, Hamburg: Die Diskussion um den letzten PISA-Test hat wieder einmal Emotionen hochkochen lassen - und das zu Recht! Die Einzigen, die einen Großteil dieses Dilemmas beseitigen könnten, wären unsere Bildungspolitiker. Nur sie sind diejenigen, die stolz darauf sind, dass wir in Deutschland 16 Bildungssysteme haben, eine der vielen und teuren Miseren des Föderalismus. Einerseits verlangen Manager, Firmenchefs und viele Politiker von den Arbeitnehmern größtmögliche Flexibilität, wenn es darum geht, sich von einem Bundesland in ein anderes versetzen zu lassen. Andererseits sind die Kinder die Dummen, die leider mitversetzt werden in eine Schule, die sie nicht verstehen und die sie nicht versteht. Ergebnis: Vater (und Mutter) wird versetzt, Kinder bleiben sitzen. Ich will mitnichten einem Bundes-Einheitsbrei in der Bildung das Wort reden, aber verbindliche Leistungsstandards in allen Fächern und am Ende jedes Jahrgangs sind doch wohl das Mindeste, das man verlangen kann.
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