Hamburg. Der 49-Jährige war über den Kryptodienst Encro-Chat aufgeflogen. In seiner Wohnung fanden die Ermittler nicht nur Drogen und Geld.

Erneuter Schlag der Polizei Hamburg im Zuge der Encro-Chat-Ermittlungen: Beamte des Drogendezernats (LKA 62) haben am Montag einen mutmaßlichen Dealer verhaftet. "Neben Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge wurde in seiner Wohnung auch eine hohe Zahl mutmaßlichen Diebesguts gefunden", teilte Polizeisprecher Florian Abbenseth mit.

Ins Visier der Ermittler geriet der 49-jährige Mann aus Bulgarien durch die Entschlüsselung und Überwachung des Telekommunikationssystems Encro-Chat, in dem sich vorzugsweise Kriminelle austauschten. Inzwischen sind mehr als hundert mutmaßliche Verbrecher darüber aufgedeckt worden.

Encro-Chat: Polizei Hamburg verhaftet Drogendealer

"Er ist demnach verdächtig, zwischen März und Mai vergangenen Jahres mit insgesamt über anderthalb Kilogramm Kokain und drei Kilogramm Amphetamin Handel getrieben zu haben", so Abbenseth. Auf Grundlage der fortgeschrittenen Ermittlungsergebnisse hat die Staatsanwaltschaft Hamburg neben einem Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Tatverdächtigen in Eidelstedt auch einen Haftbefehl wegen bestehender Fluchtgefahr erwirkt.

Am Montag folgte dann der Zugriff: Im Umfeld des Eidelstedter Platzes haben Ermittler den Mann verhaftet. Mit dem Verdächtigen in einem Auto saß ein 54 Jahre alter Mann, der ebenfalls in Polizeigewahrsam kam und vorläufig festgenommen wurde. Bei dem mutmaßlichen Dealer fanden die Ermittler neben zwei Handys auch 3000 Schweizer Franken. Dessen Begleiter trug mehr als 1000 Euro Bargeld bei sich, außerdem ein Handy und den Schlüssel zu der Wohnung des mutmaßlichen Dealers.

Polizei Hamburg findet Drogen und Diebesgut

Dort beschlagnahmten die Beamten eine Tasche mit Haschplatten im Gesamtgewicht von mehr als 16 Kilogramm sowie gut 800 Gramm Haschisch, das an unterschiedlichen Stellen verteilt in der Wohnung gelegen hatte. Darüber hinaus wurden weitere 3800 Euro Bargeld gefunden und beschlagnahmt.

"Die Ermittler stießen aber auch auf ein hochwertiges Laservermessungsgerät, das bereits einem Diebstahl in der Schweiz zugeordnet werden konnte", so Abbenseth. Außerdem fanden sie mehr als 400 Sonnenbrillen, die laut Polizei gemäß Preisetikett einen Gesamtwert von mehreren Zehntausend Euro haben dürften. Auch dieses mutmaßliche Diebesgut sei beschlagnahmt worden.

Encro-Chat: Gerichte in Hamburg unter Druck

In der Wohnung hielten sich zwei weitere Männer aus Bulgarien im Alter von 46 und 58 Jahren auf. Auch sie wurden vorläufig festgenommen. Der Hauptverdächtige kam später direkt in Untersuchungshaft, "die drei anderen wurden jeweils erkennungsdienstlich behandelt und mangels Haftgründen wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen", sagte Abbenseth. Die weiteren Ermittlungen des Drogendezernats dauern an.

Derweil kommen die Gerichte kaum hinterher: Denn auch durch die Entschlüsselung des Kryptodienstes Encro-Chat und der Verhaftung vieler Verdächtiger, denen der Prozess gemacht werden soll, nimmt die Belastung der Hamburger Justiz immer weiter zu.