Hamburg. Ins Visier der Ermittler geriet der Verdächtige durch Überwachung des Telekommunikationssystems Encro-Chat.

Es liegt noch nicht allzu lange zurück, da hat David T. als Angeklagter in einem Verhandlungssaal gesessen und ist zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Jetzt droht dem 26-Jährigen eine erneute Strafe: Seit Mittwoch muss sich der Hamburger, ein preisgekrönter Judo-Kämpfer, der auch schon bei Weltmeisterschaften antrat, vor dem Landgericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft David T. Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor. Ins Visier der Ermittler geriet der Verdächtige durch Überwachung des Telekommunikationssystems Encro-Chat.

Ermittler konnten in Echtzeit die verbrecherischen Aktivitäten mitverfolgen

Diese verschlüsselten Handys galten lange Zeit als Marke des Vertrauens vornehmlich unter Kriminellen — bis Spezialisten der Polizei das System infiltrierten und die Daten entschlüsselten. Von diesem Moment an konnten die Ermittler quasi live und in Echtzeit die verbrecherischen Aktivitäten von Tätern mitverfolgen — und dann den Zugriff auf die Verdächtigen vorbereiten.

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Mehr als hundert solcher Verhaftungen sind im Laufe des vergangenen Jahres allein in Hamburg erfolgt. Einer von denen, die seitdem in Untersuchungshaft sitzen, ist jetzt David T. Die Staatsanwaltschaft hat den 26-Jährigen angeklagt, weil er zwischen April und Oktober 2020 Kokain, Marihuana und Amphetamin über Encro-Chat angeboten, erworben und verkauft haben soll.

In seiner Wohnung wurden neben Drogen auch 21.000 Euro Bargeld beschlagnahmt

So habe er beispielsweise am 20. April Kilogramm Kokain 29.500 Euro zum Kauf angeboten. Nur zwei Tage später habe er gemeinsam mit einem Mittäter dreißig Kilogramm Marihuana ("Haze") besorgt und die Lieferung von Köln nach Hamburg organisiert, so die Vorwürfe weiter. Laut Anklage erzielten die beiden Männer beim Weiterverkauf der Drogen einen Gewinn von mindestens 150.000 Euro. Zum Prozessauftakt will der Angeklagte zunächst zu den Vorwürfen nichts sagen.

Es sei aber nicht ausgeschlossen, so seine Verteidiger, „dass im Laufe des Verfahrens noch einiges von ihm kommt“. Der Zugriff auf David T. erfolgte am 2. Oktober. Dabei sind, so die Staatsanwaltschaft, in seiner Wohnung neben Drogen auch ein Schlagstock, ein Einhandmesser und 21.000 Euro Bargeld beschlagnahmt worden. Als der 26-Jährige seinerzeit verhaftet wurde, hatte die Polizei zudem von der Sicherstellung eines Lamborghini gesprochen.

2016 wurde er Deutscher Meister

David T. ist ein athletischer Mann mit breitem Kreuz und etlichen Tätowierungen. Im Internet sind Fotos zu sehen, auf denen er mal im Judo-Anzug mit schwarzem Gürtel, mal mit freiem Oberkörper posiert. 2016 wurde er Deutscher Meister, später trat er bei der Weltmeisterschaft an. Heiligabend des Jahres 2017 war David T. dann in eine Messerstecherei vor einer Diskothek am Dammtor verwickelt, bei der ein Mann lebensgefährlich verletzt wurde.

Das Landgericht verhängte schließlich gegen den 26-jährigen Angeklagten wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung drei Jahre und vier Monate Haft. Dagegen hatte David T. Revision eingelegt. Das Urteil ist seit November rechtskräftig.