Hamburg. Der 55-Jährige soll zusammen mit zwei anderen Männern ein weltweites Netzwerk mit kinderpornografischen Inhalten betrieben haben.

Eine Erdgeschosswohnung in Wilhelmsburg: Hier wohnte der „Super-User“ des weltweiten Kinderpornonetzwerks „Boystown“. Keiner der rund 400.000 Nutzer dieser Plattform im Darknet, in der Filme und Fotos von sexuellen Missbrauchs von Kinder, vornehmlich Jungen, getauscht wurden, war so aktiv wie Fritz-Otto K. (55), da sind sich die Ermittler sicher. Über 3500 Einträge in verschiedenen Rubriken sollen von ihm stammen.

Bereits am 14. April hatten Beamte des Bundeskriminalamtes den Mann verhaftet. Sie durchsuchten seine Wohnung, dabei durchwühlten sie auch viele Kartons, die dort direkt am Fenster standen. „Er war erst zwei Monate zuvor hier eingezogen und passte eigentlich nicht hierher, weil er vergleichsweise jung ist“, so ein Bewohner des Mehrfamilienhauses.

Hamburger soll Kinderporno-Plattform mit betrieben haben

Der Schlag gegen die Internetplattform gilt als herausragender Erfolg. Mitte April wurden auch die mutmaßlichen Drahtzieher, ein 40-Jähriger aus Paderborn – dem Ort, aus dem auch der in Wilhelmsburg verhaftete „Super-User“ stammt –, ein 58-Jähriger aus dem Landkreis München und ein 58-Jähriger Deutscher, der in Südamerika in Paraguay lebt, verhaftet.

Lesen Sie auch:

Das Trio soll seit 2019 die Plattform betrieben haben. Es war eine der größten Plattformen dieser Art, die je festgestellt wurden. Weltweit wurde auf die Bilder und Filme zugegriffen. Die Betreiber boten zudem Live-Chats an, in den sich die Nutzer über ihre abartigen Neigungen austauschten.

Fünf Terabyte Daten bei Verdächtigem sichergestellt

Fritz-Otto K. hatte sich bereits im Juli 2019 registriert und hatte seitdem täglich Dutzende Posts mit den schrecklichen Bildern und Filmen dort gemacht, so der Vorwurf der Ermittler. So stellten Beamte allein bei dem Mann in seiner Wohnung in Wilhelmsburg fünf Terrabyte Daten sicher, bei denen es sich zu einem Großteil um Kinderpornografie handeln dürfte.

Dem Aufschlag gingen mehrmonatige Ermittlungen voraus, bei denen auch die Strafverfolgungsbehörden in den Niederlanden, Schweden, den USA, Australien und Kanada eingebunden waren. Beamte des BKA durchsuchten in Deutschland insgesamt sieben Wohnungen, um Unterlagen und Technik sicherzustellen. Die kinderpornografische Plattform "Boystown" wurde gleich nach dem Ende der Aktion abgeschaltet.