Kiel. Innenminister legt Polizeiliche Kriminalstatistik für Jahr 2019 vor und zollt der Polizei Respekt. Aufklärungsquote gestiegen.

Die Zahl der registrierten Straftaten in Schleswig-Holstein ist 2019 erneut gesunken. Sie lag mit 183.445 Taten auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren, wie Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) am Donnerstag in Kiel bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das vergangene Jahr sagte. Wie Grote zeigten sich auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die oppositionelle SPD erfreut über die positive Entwicklung, sie forderten aber deutlich mehr Experten insbesondere zur Bekämpfung der wachsenden Kriminalität im Internet.

Im Vergleich zu 2018 sank die Zahl der Straftaten um fast 3500 Vergehen. Zugleich stieg die Aufklärungsquote um 0,2 Prozentpunkte auf 54,7 Prozent – höher war sie zuletzt 1963 mit 55,6 Prozent gewesen. „Insgesamt leben wir in unserem Land in Sicherheit, zumindest in relativer Sicherheit“, sagte Grote. Die Realität entspreche also einem anderen Bild, als es manche in sozialen Netzwerken darstellten.

Weniger Wohnungseinbrüche

Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank das fünfte Jahr in Folge auf 4476 registrierte Fälle. Grote und der Leitende Kriminaldirektor Peter Fritzsche führten dies auf gezielte Arbeit der Polizei zurück, aber auch auf Prävention durch besseren Einbruchsschutz und nachbarschaftliche Wachsamkeit.

Dass die Zahl der Mordversuche und tatsächlichen Morde von 22 auf 53 Fälle stieg, führte Grote auf die hohe Zahl von Steinwürfen von Brücken zurück. Es habe 30 solcher Steinwürfe gegeben, bei denen zum Glück niemand ums Leben kam, sagte Grote. „Steinwürfe von Brücken sind keine Dumme-Jungen-Streiche, sondern versuchter Mord.“

Phänomen „importierte Kriminalität“

Das Phänomen „importierte Kriminalität“ bereitet laut Fritzsche zunehmend Probleme. Als Beispiele nannte er südamerikanische Banden, die Medizingeräte wie Stethoskope aus Praxen oder Krankenhäusern entwenden, Banden aus den Niederlanden mit Nordafrikanern, die Geldautomaten aufsprengen, und polnische Banden, die teure Autos, aber auch zunehmend wertvolle elektronische Module aus Landmaschinen entwenden.

In der Türkei sitzen kriminelle Callcenter, von denen falsche Polizisten bei Schleswig-Holsteinern anrufen und Vermögen herauslocken wollen. Rund 2500 solcher Anrufe habe es 2019 gegeben, berichtete Fritzsche. Die Polizei im Norden habe inzwischen 4000 Täterstimmen aufgezeichnet, etwa 200 Stimmen seien identifiziert und einige Täter zu Haftstrafen verurteilt worden.

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Die SPD-Polizeipolitikerin Kathrin Bockey forderte mehr Schlagkraft gegen Cybercrime. Nötig seien mehr Spezialisten bei der Polizei. Vor allem ältere Menschen müssten vor der zunehmenden Raffinesse von Online-Betrügern besser geschützt werden.

Die GdP wertete die positiven Zahlen auch als Erfolg guter Polizeiarbeit. Die Zahlen gäben aber nur „ein sehr eingeschränktes Bild über die tatsächliche Sicherheitslage“ wieder. So würden Staatsschutzdelikte nicht in der PKS erfasst. Der GdP-Landesvorsitzende Torsten Jäger betonte zudem, eine Tat wie im hessischen Volkmarsen, als ein Mann mit seinem Auto in eine Menge fuhr und mehr als 120 Menschen verletzte, werde als ein einziger Fall gewertet. Die Gesellschaft, Veranstalter und Sicherheitsbehörden müssten sich auf diese Gefahren einstellen.