Hamburg. Zahl der Ermittlungsverfahren hat sich 2019 verdoppelt. Berliner fordern PS-Beschränkung für junge Fahrer.

In Hamburg sind 2019 deutlich mehr Fahrer illegaler Autorennen strafrechtlich verfolgt worden. Bei der Staatsanwaltschaft gab es in diesem Jahr 55 Ermittlungsverfahren wegen verbotener Autorennen.

Es seien 14 Anklagen erhoben und 6 Strafbefehlsanträge gestellt worden, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach, mit. Die übrigen Verfahren wurden - bis auf zwei noch offene Verfahren - eingestellt oder auf andere Weise erledigt.

Zahl der ermittelten Autorennen verdoppelt

Im Vorjahr waren es mit 25 Ermittlungsverfahren noch nicht mal halb so viele gewesen. Im Jahr 2018 hatte die Staatsanwaltschaft 7 Anklagen erhoben und 2 Strafbefehle beantragt.

Kontrollgruppe Autoposer der Polizei

Im Oktober 2017 waren illegale Autorennen von einer Ordnungswidrigkeit zur Straftat hochgestuft worden. Seitdem kann schon die Teilnahme an solchen Rennen laut Strafgesetzbuch mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Zuvor gab es nur Geldbußen bis zu 400 Euro. Der neue Paragraf 315d im Strafgesetzbuch sieht zudem bis zu zehn Jahre Gefängnis vor, wenn durch ein „verbotenes Kraftfahrzeugrennen“ der Tod eines anderen Menschen verursacht wird.

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Seit September 2017 verfolgt die Kontrollgruppe Autoposer der Hamburger Polizei auch Raser. Die 13 Beamten haben seitdem Tausende Autos überprüft.

565 Verfahren in Berlin

In Berlin stieg die Zahl neuer Ermittlungsverfahren in diesem Jahr gegenüber 2018 um mehr als 30 Prozent, wie der Erste Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann sagte. Im Vorjahr wurden 565 solcher Verfahren eingeleitet. "Seit der Gesetzesänderung 2017 bis zum Ende dieses Jahres werden wir bei den Ermittlungsverfahren die 1000er-Marke überstiegen haben", sagte Winkelmann.

Auch in Nordrhein-Westfalen Köln registrierten Ermittler deutlich mehr illegale Rennen auf der Straße. Allein von Januar bis September ermittelten die Beamten in 456 Fällen – im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 387 Verfahren. In Köln gibt es eine spezielle Ermittlungsgruppe. Bis Ende September wurden mehr 93 illegale Rennen aufgenommen. In Bayern verurteilten die Gerichte 2018 genau 40 Teilnehmer illegaler Autorennen. Auch 2019 wurden schon mehrjährige Haftstrafen gegen Raser verhängt.

Die schnellen Autos sind meist gemietet

Die Berliner Raser seien meist männliche Deutsche zwischen 18 und 30 Jahren, sagte Amtsanwalt Winkelmann. Es gebe hier keine Saison für viel zu schnelles und riskantes Fahren. "Es wird das ganze Jahr über gerast." Die hochmotorisierten Fahrzeuge im Luxussegment würden meist gemietet.

Meist treffe es die jungen Männer, wenn sie von der Polizei gestellt werden und der Führerschein eingezogen wird, so Winkelmann. Die Beamten seien aber auch vom Zufall abhängig, um Raser auf frischer Tat zu stoppen. Es komme vor, dass die Polizei bei der Verfolgung von Rasern abgehängt wird.

Drakonische Strafen verhängt

In den Gerichtsprozessen reichten die Reaktionen der Angeklagten dann von Bestreiten bis Bereuen. Oberamtsanwalt Winkelmann setzt als Ankläger verstärkt auf die Technik, mit der in Fahrzeugen immer mehr Daten ausgelesen werden, die als Beweise im Prozess verwendet werden.

Von den bis Ende November insgesamt ermittelten 967 Berliner Fällen seien 368 Anklage erhoben worden. 160 Raser wurden laut Winkelmann bereits rechtskräftig verurteilt. 107 Mal wurden Geldstrafen verhängt - die bislang höchste betrug 23.850 Euro, in Tateinheit mit Beleidigung. Es habe aber auch mehrere Freiheitsstrafen ohne Bewährung gegeben. In bislang 277 Fällen mussten die Ermittlungen eingestellt werden.

PS-Beschränkung für junge Fahrer gefordert

Schreckt die Strafverfolgung ab? Winkelmann rechnete in der Hauptstadt in absehbarer Zeit nicht mit weniger Fällen. "Es geht um den Kick bei der spontanen Verabredung an der roten Ampel mit röhrendem Motor." Er forderte Einschränkungen für junge Fahrer beim Führerschein. "Was schadet es denn, wenn nur gestandene, etwas ältere Fahrer in so PS-starken Fahrzeugen ans Steuer dürfen?" Er kritisierte die "aggressive Werbung" von Herstellern hochmotorisierter Autos als kontraproduktiv.