Hamburg. Sie brachen zwei Wohnungen auf. Ihre Beute: Geld, Schmuck, Parfüm – und Damen-Hygieneartikel. Was Einbruchs-Experten sagen.

Dreist, gewieft oder einfach extrem professionell. Einbrecher machen es der Hamburger Polizei immer schwerer, sie zu fassen. Vor allem bei ihrem Verhalten direkt nach der Tat haben die Verbrecher dazugelernt. „Sie verschwinden in der Gesellschaft“, sagt der Leiter des Landeskriminalamtes (LKA), Frank-Martin Heise. In der Regel seien es gut organisierte Gruppierungen aus Südosteuropa oder aus Südamerika, die hier auf Einbruchstour gehen. Gerade in den Sommerferien, so befürchtet die Polizei, wird die Zahl der Einbrüche noch einmal zunehmen, da die Täter es ausnutzen, dass viele Hamburger im Urlaub sind.

Wenn nach einem Einbruch die Einsatzwagen zum Tatort fahren, kann es gut sein, dass die Täter, oft Frauen, ganz gemütlich im Café gegenüber sitzen, an einem Cappuccino nippen und gelassen dem Treiben der Beamten zusehen. „Die Täter passen sich immer besser ihrem Umfeld an“, sagt Oberkommissar Matthias Hoppe, Sachgebietsleiter beim LKA 19, das zuständig für die professionellen Einbrecherbanden ist. „Schon vom Aussehen her machen sie sich so zurecht, dass man ihnen nicht zutraut, dass sie einen Einbruch begehen“, so Hoppe.

„Ganz im Gegenteil. Sie kleiden sich nicht nur wie jeder andere. Sie verhalten sich auch so. Selbst wenn es kurz vorher bei einem Einbruch zu einem Kontakt mit dem Opfer oder Nachbarn gekommen ist, bewegen sich diese Täterinnen ganz normal weiter.“ Kurz gesagt – sie laufen nicht weg. „Das erschwert die Sofortfahndung“, sagt Hoppe. „Man muss anerkennen, dass sich die Tätergruppe auch in diesem Bereich professionalisiert habe“, ergänzt LKA-Chef Heise. „Sie wissen nach einem Kontakt genau, dass die Polizei kommt und setzen sich vielleicht genau in das Straßencafé gegenüber und beobachten, was die Polizei tut.“

Einbrecher in Hamburg: Warum Hinweise so wichtig sind

Deswegen sei man noch mehr auf die Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. „Wir sind zwar schnell und nehmen, wenn es gerechtfertigt ist, Verdächtige fest“, sagt Heise über die Polizei. „Aber dazu brauchen wir noch mehr die 1,8 Millionen Hamburger, die uns unterstützen. Sie müssen wissen, dass es für uns wichtig ist, einen Hinweis auf Personen zu bekommen, die beispielsweise aus einem Haus kommen, von denen man aber weiß, dass sie dort nicht hingehören.“

Entwischt sind zwei Frauen, die am 1. Juni in Hoheluft auf Einbruchstour gingen. In einem Mehrfamilienhaus brachen sie zwei Wohnungen auf, indem sie die Zylinderschlösser abdrehten. Ihre Beute: Geld, Schmuck, aber auch Kosmetika, Parfüm und „ungewöhnlicherweise auch Damenhygieneartikel“, so Hoppe. Auf dem Weg aus dem Haus wurden sie gefilmt. Die Bilder zeigen die überrascht wirkenden Frauen, die beim Erkennen der Kamera noch versuchen, ihr Gesicht zu verbergen. „Das war auch das einzig Verdächtige an ihnen“, so Hoppe.

„Letztlich war es aber schon zu spät. Die Kamera hatte bereits ihre Gesichter aufgezeichnet.“ Beides sind mutmaßlich Südosteuropäerinnen, eine um die 25 Jahre alt und schlank, die andere um die 40 und etwas korpulent. „Das ist der Typus von Täterinnen, mit denen wir es aktuell zu tun haben“, sagt Hoppe. „Man kann an ihnen gut zeigen, dass sie sich dem Umfeld anpassen.“

Polizei observierte lange eine Einbrecherbande

Vermutlich seien beide bereits über alle Berge. „Solche Tätergruppen sind hoch agil“, sagt LKA-Chef Heise. „Eben sind sie noch in Hamburg. Eine Stunde später sind sie dann in einer anderen Stadt.“ Manchmal schafft es die Polizei, an ihnen dranzubleiben. So am 24. Mai, als Beamten in Hamburg eine Gruppe Südamerikaner auffiel, die dann observiert wurde. „Sie wurden beobachtet, wie sie in einen Wagen mit französischen Kennzeichen stiegen. Diese Gruppe ist dann nach Bremen gefahren“, sagt Hoppe. Dort hätten sie sich in einer Gegend mit Einzelhausbebauung umgeschaut.

„Teilweise sind sie auch auf die Grundstücke gegangen“, so der Oberkommissar. Dann stiegen sie wieder in den Wagen, um weiter in die angrenzende Gemeinde Lilienthal zu fahren. „Dort haben sie wieder verschiedene Häuser inspiziert. Auf einem Grundstück blieben sie länger“, so Hoppe.

Die eingesetzten Beamten stellten fest, dass es dort zu einem Einbruch gekommen war. Die Polizei observierte die Gruppe weiter. Erst in Hamburg wurden sie gestoppt und festgenommen. „Es handelte sich um einen 37 Jahre alten Peruaner, einen 32 Jahre alten Chilenen und eine 26-jährigen Chilenin“, so Hoppe. Im Auto fanden die Beamten Einbruchswerkzeug, das zum Aufhebeln benutzt wurde, und Beute aus dem Einbruch in Lilienthal. Außerdem konnte die Polizei das Zimmer ausfindig machen, das das Trio in einem Hostel angemietet hatte.

Zahl der Einbrüche geht insgesamt zurück

„Wir haben dort diverse Gegenstände sichergestellt, die aus Einbrüchen stammen dürften“, so Hoppe. Zumeist waren es Schmuck und Uhren. „Wir konnten einen Teil der Beute einem weiteren Einbruch in Groß Flottbek zuordnen, der am Tag zuvor passierte“, sagt der Oberkommissar. Jetzt hofft man durch die anderen Schmuckstücke, den Tätern noch weitere Einbrüche zuordnen zu können.

Die gute Nachricht: Die Zahl der Einbrüche ist in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der versuchten Taten an.

Wer die Frauen erkennt, wird gebeten, sich mit der Polizei unter der Rufnummer 42 86 - 56 789 in Verbindung zu setzen.