Hamburg. Unternehmen aus Stade im Visier der Hamburger Ermittler. 21-Jähriger angegriffen. Geschäftsführer wehrt sich.

Es geht um Einschüchterung, Gewalt und hohe Preise für kleine Appartements: Eine Zimmervermietung aus Stade ist in das Visier der Hamburger Polizei geraten. Für Wohneinheiten soll die Firma Preise von bis zu 56 Euro pro Quadratmeter aufgerufen haben. Mieter, die nicht zahlen wollten oder konnten, sollen von einem Schlägertrupp aufgesucht worden sein. Der Geschäftsführer der Zimmervermietung weist die Vorwürfe jedoch entschieden zurück.

Laut Polizei wurde zuletzt im April dem Mieter einer Wohnung an der Wilstorfer Straße in Harburg, einem 21-jährigen Somalier, ein Knochenbruch im Gesicht zugefügt. „Dabei kamen auch Schlagwerkzeuge zum Einsatz“, so ein Polizeisprecher. In dem Fall soll der Junior-Chef der Zimmervermietung vor Ort mit einem Mitarbeiter und zwei weiteren Männern erschienen sein, die den Somalier angriffen. Beide Verdächtige sitzen vorläufig in Haft, weil sie keinen festen Wohnsitz haben. Einer der Männer ist ein 22-jähriger Syrer, die Herkunft des anderen Verdächtigen ungeklärt.

Zimmervermietung wirbt mit "Fair Play – für uns Ehrensache"

Auf Anfrage des Abendblattes bestritt der Geschäftsführer der Zimmervermietung nicht, dass der 21-jährige Somalier angegriffen wurde. „Es ging aber überhaupt nicht um Miete.“ Vielmehr hätten seine beiden Mitarbeiter die zwei weiteren Männer als „Schutz“ mitgebracht. „Die Wohnung ist völlig verwahrlost gewesen“. Als der 21-Jährige die Gruppe des Unternehmens vor Ort sofort unflätig beschimpft habe, hätte einer der Begleiter „die Nerven verloren“. Dies bedauere man, so der Geschäftsführer.

Bei der Zimmervermietung handelt es sich um eine Firma, die sich im Internet als moderner Anbieter für „bezahlbaren Wohnraum“ präsentiert. Sie wirbt mit dem Slogan „Fair Play – für uns Ehrensache“ und bietet unter anderem Objekte in Neugraben und St. Georg sowie in Berlin und auf Mallorca an. Meist sind dies Appartements, in denen mehrere Mieter jeweils möblierten Zimmer von zehn bis 15 Quadratmeter bewohnen.

Polizei sind weitere mögliche Übergriffe bekannt

Wie es nun aus Polizeikreisen heißt, soll es in weiteren Fällen zu Übergriffen und Bedrohungen gekommen sein, weil es angebliche Rückstände bei den Mietzahlungen gab. So soll einem anderen Mieter eine Pistole an den Kopf gehalten worden sein. Der Verdacht der Polizei lautet unter anderem auf Nötigung und gefährliche Körperverletzung, auch einem möglichen Mietwucher durch die Firma wird nachgegangen. „Einzelne Mieter sollen mitsamt ihrer Habe auch aus dem jeweils angemieteten Zimmer geworfen worden sein“, so die Polizei.

Der Chef der Zimmervermietung wies auch diese Vorwürfe von sich. Es würde Mietern in der Regel ordentlich gekündigt, die verlangten Preise seien nicht überzogen, wenn man die gemeinsame Nutzfläche in den Wohnungen berücksichtige. „Von einer Bedrohung mit einer Schusswaffe ist mir nichts bekannt. Wir sind Vermieter, keine Gangster.“

Wohnung des Junior-Chefs der Firma durchsucht

Bei Durchsuchungen gegen den 30-jährigen Junior-Chef der Firma und einen weiteren Mitarbeiter wurden laut Polizei Geschäftsunterlagen und eine Schreckschusswaffe sichergestellt. Die Polizei bittet weitere Mieter, die bedroht worden sein könnten, sich unter der Telefonnummer 42865 6789 zu melden.