Hamburg. Rocker und Komplizen behaupteten, Zivilpolizisten zu sein und kidnappten Lkw-Fahrer – wenig später flog das falsche Spiel auf.
Ab kommenden Mittwoch werden sich Hells Angel Martin P. (39), Mitglied des Charters „Hellport“ und nach Einschätzung der Polizei Kopf der Tätergruppe, und sieben Komplizen wegen Handels mit 1,1 Tonnen Kokain vor Gericht verantworten müssen. Die Sicherstellung der Drogen war der Polizei im November vergangenen Jahres geglückt.
Mittlerweile kam heraus: Die Tat war deutlich spektakulärer als ursprünglich bekannt. Die Täter hatten, um an das Kokain zu kommen, einen Lastwagenfahrer (35) mit Hilfe einer fingierten Polizeikontrolle gekidnappt. Er hatte ahnungslos das Rauschgift auf der Ladefläche seines Fahrzeugs transportiert.
Hells Angel gab sich als Polizist aus
Durch Ermittlungen der Soko „Rocker“ war die Polizei auf den Riesen-Deal gekommen. Aus Santos in Brasilien, einem berüchtigten Drogenumschlagplatz in Südamerika, war das Kokain, versteckt in einem mit Gelatine beladen Container, nach Hamburg gekommen. In einem Leihwagen warteten die Kriminellen an der Ausfahrt des Containerterminals Altenwerder – und wurden dabei ihrerseits von der Polizei beobachtet. Dann folgten sie dem Laster, der den Container mit dem Kokain geladen hatte, über die A7 bis Garlstorf.
Dort setzten sie ein Blaulicht auf ihr Fahrzeug und lotsten den Wagen von der Autobahn. Der Hells Angel und zwei Komplizen zogen den Fahrer mit den Worten „This is Police“ aus dem Führerhaus, legten ihm Handschellen an und zogen ihm ein T-Shirt über den Kopf. Das Trio fuhr mit dem entführten Fahrer nach Hamburg, während sich Michael M. (41) und Michal H. (48) in den mit Kokain beladenen Laster setzten und in die Reginenstraße auf das Gelände einer Spedition fuhren.
Kidnapper ließen ihr Opfer in Harburg laufen
Martin P. und seine Komplizen setzten den entführten Fahrer in Harburg aus. Der Mann lief zur Wache der Bundespolizei am Bahnhof Harburg. Von dort wurde das Landeskriminalamt informiert.
Die Polizei ließ die Täter auf dem Speditionsgelände das Kokain aus dem Versteck holen. Gut eine Tonne Kokain, abgepackt in Paketen zu einem Kilo, war bereits in einem Lagerhaus, als das Sondereinsatzkommando zugriff und fünf der acht Männer festnahm. Die drei anderen, darunter Hells Angel Martin P., nahm die Polizei eine gute Stunde später in Othmarschen fest.
Teil der Bande bekam Marihuana aus Spanien – per Post
Gegen einen Teil der Bande wurde bereits in einem anderen Verfahren ermittelt. Sie hatten sich Marihuana aus Spanien per Post schicken lassen. Der rege Paketverkehr fiel auf. So kam man auf die Gruppe, die sich aus fünf Männer und einer Frau zusammensetzte.
Sie hatten nach Erkenntnissen von Ermittlern in wechselnder Beteiligung zahlreiche Drogengeschäfte von Januar bis November 2018 durchgeführt. Die liefen offenbar gut. So wurden im Rahmen des Einsatzes neben einem Kilo Marihuana auch 170.000 Euro Bargeld sichergestellt.