Hamburg/Berlin/Halstenbek. Am Donnerstag durchsuchte die Polizei eine Wohnung in Halstenbek. Mehrfach Vorbestrafter könnte Verfasser von 200 Drohmails sein.
Nach einer bundesweiten Serie von Drohschreiben mit rechtsextremistischen Inhalten hat die Polizei einen Verdächtigen ermittelt. Der Mann stehe unter dem Verdacht, Verfasser zahlreicher Mails unter anderem mit Bombendrohungen an Gerichte und andere Einrichtungen zu sein, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin am Freitag mit.
Kriminalpolizisten aus Berlin und Schleswig-Holstein durchsuchten am Donnerstagnachmittag eine Wohnung in Halstenbek im Kreis Pinneberg und stellten Beweismittel sicher, wie mitgeteilt wurde. Es gehe unter anderem um die Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten.
Verdächtiger ist der "Feuerteufel von Rellingen"
Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich laut Abendblatt-Informationen um den 30-jährigen Andre M. aus Halstenbek. Er ist der Polizei seit Jahren bekannt, wurde 2014 als Feuerteufel von Rellingen verhaftet und stand 2008 vor Gericht, weil er angeblich einen Bombenanschlag auf das Rellinger Apfelfest geplant haben soll. Damals wurde er in diesem Punkt freigesprochen, aber wegen mehr als 100 Taten von Sachbeschädigung, Brandstiftungen, Reifenstechereien und einem Buttersäureanschlag verurteilt, saß mehrere Jahre in der Psychiatrie.
Nach seiner Entlassung aus der Psychiatrie wurde Rellingen 2014 von einer Brandserie heimgesucht. Immer wieder standen Autos in Flammen, zudem wurden Reifen von Fahrzeugen zerstochen. Lange Zeit observierte die Polizei Andre M., ehe er im September 2014 wieder festgenommen wurde. Nachweisen konnte man ihm nur wenig. Am 10. Mai 2017 wurde er in letzter Instanz zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt. Im Herbst 2018 kam er wieder frei.
Mails mit "Nationalsozialistische Offensive" unterzeichnet
Die Mails seien zum Teil mit "Nationalsozialistische Offensive" unterzeichnet gewesen. Sie gingen demnach an Behörden in Hamburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Brandenburg.
Jetzt sollen die beschlagnahmten Beweismittel ausgewertet werden, um den Verdacht gegen den Mann zu erhärten. Gleichzeitig werde ermittelt, ob er auch Verfasser von weiteren der insgesamt 200 Drohschreiben sei, die Gegenstand der Ermittlungen sind.
Rechtsextreme Drohmails seit Sommer 2018 verschickt
Seit dem vergangenen Sommer wurden Drohmails verschickt. Im März wurden etwa der Hauptbahnhof Lübeck und das Finanzamt Gelsenkirchen vorsorglich geräumt. Auch gegen das Hotel Atlantic und verschiedene Gerichte wurden ähnlich lautende Drohungen ausgesprochen - darunter auch das Hamburger Amtsgericht und das Landgericht. Zuvor hatte es auch in Frankfurt Bombendrohungen gegen das Oberlandesgericht und die Staatsanwaltschaft gegeben. Ob alle Drohungen der vergangenen Monate mit dem aktuellen Ermittlungskomplex zusammenhängen, war zunächst unklar.
Zuletzt war nach einer Bombendrohung, die in einem Regionalzug auf einen Spiegel geschmiert worden war und die zu einer mehrstündigen Sperrung des Bahnhofs Neumünster geführt hatte, ein Bekennerschreiben gleichen Musters an das Hamburger Abendblatt geschickt worden.
Helene Fischer sollte sich zu Deutschland bekennen
In dieser, ebenfalls mit "Nationalsozialistische Offensive" unterzeichneten E-Mail droht der Verfasser mit Bombenanschlägen auf Züge und der Erschießung von Ausländern. Außerdem fordert er von Helene Fischer, dass die Schlagersängerin "ein Video bei Youtube hochladen tut, wie sie zu Deutschland steht".
In der Debatte um angebliche Linksextremisten hatte auch die Ida-Ehre-Schule in Eimsbüttel zuletzt eine rechtsextreme Drohmail erhalten und war deshalb geräumt worden. Ob diese ebenfalls im Zusammenhang mit der bundesweiten Serie steht, ist aber noch unklar.