Hamburg. Von 38.000 Tatverdächtigen in Hamburg hatten 16.600 keinen deutschen Pass. Starker Zustrom von ausländischen Banden.

Im ersten Halbjahr 2016 hat die Hamburger Polizei gegen 38.000 Personen wegen Straftaten ermittelt – davon hatten 16.600 Personen keinen deutschen Pass. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden damit 16,7 Prozent mehr ausländische Tatverdächtige registriert. Sie machten einen Anteil von 43 Prozent an allen Verdächtigen aus, Tatverdächtige mit deutschem Pass dagegen 57 Prozent. 9,5 Prozent (3882 Personen) aller Verdächtigen waren Flüchtlinge. Das geht aus einem internen Papier der Polizei hervor, das dem Abendblatt vorliegt.

Bei der Statistik handelt es sich um eine bereinigte Auswertung, ausländerrechtliche Vergehen sind herausgerechnet. Die gestiegene Zahl der ausländischen Tatverdächtigen ist durch die starke Zuwanderung und die Aktivitäten von ausländischen Banden – etwa bei Wohnungseinbrüchen – zu erklären. Im Gesamtjahr 2015 war gegen 68.868 Personen ermittelt worden, davon 28.400 Ausländer (41 Prozent).

„Die Straftaten von Flüchtlingen betreffen insbesondere Körperverletzung und Diebstahl“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) dem Abendblatt. Beim Taschendiebstahl machen sie 30,6 Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen aus. Bei Drogenhandel und Drogenschmuggel bilden sie 27,5 Prozent der Tatverdächtigen. Das häufigste Delikt waren Körperverletzungen: Wegen dieses Vorwurfs wurde gegen 1014 Flüchtlinge ermittelt (zehn Prozent der Gesamtverdächtigen). Laut Innenbehörde handelte es sich bei der Hälfte der Fälle um körperliche Angriffe der Flüchtlinge untereinander. „Dies ist auch den prekären Verhältnissen in einigen Unterkünften geschuldet“, sagte Grote.

Hier geht es zur großen Ansicht des Hamburger Kriminalitätsatlas.

Bei den Beleidigungen auf sexueller Grundlage machen Flüchtlinge 18,2 Prozent, bei schweren Sexualdelikten 18,9 Prozent aller Tatverdächtigen aus – ein großer Teil dieser Fälle resultiert aus den Übergriffen in und infolge der Silvesternacht auf St. Pauli. Die Polizei rechnet in der Analyse damit, dass diese Anteile für das Gesamtjahr deutlich niedriger ausfallen werden. Rechnerisch wurde gegen jeden zwölften Flüchtling, der in Hamburg lebt, im ersten Halbjahr des Jahres ermittelt. Der Anteil der Tatverdächtigen an der Gesamtzahl der Flüchtlinge ist seit Jahren etwa unverändert.

Besonders groß ist der Anteil von Flüchtlingen aus dem Nahen und Mittleren Osten, die 46,3 Prozent der Tatverdächtigen mit Asylhintergrund ausmachten. Hier stellen die Afghanen mit 665 Tatverdächtigen die größte Gruppe vor den Syrern (567 Tatverdächtige). Vom Westbalkan kommen 13,5 Prozent, aus Nordafrika zwölf Prozent. 75 Prozent der Flüchtlinge unter Tatverdacht waren Asylbewerber vor der Anerkennung oder Ablehnung.

Mit 56,9 Prozent war nur eine knappe Mehrheit der tatverdächtigen Flüchtlinge auch in Hamburg gemeldet. 28,9 Prozent wohnen in anderen Bundesländern. 13,7 Prozent haben keinen bekannten Wohnsitz. 0,5 Prozent sind außerhalb Deutschlands gemeldet.

Die Zahl der Polizeieinsätze in Flüchtlingsunterkünften ist seit Dezember um 60 Prozent zurückgegangen. Sie machen aktuell 0,38 Prozent der Gesamteinsätze aus. Innensenator Grote will die Prävention ausbauen. „Es gibt Spielregeln und Werte, die wir deutlich einfordern“, sagte Grote.