Hamburg. Langjähriger Unterstützer der Hells Angels war in Hamm durch mehrere Schüsse getötet worden. Polizei fahndet nach Motorradfahrer.

Am dritten Tag nach den Todesschüssen in einem Hinterhof in Hamm hat die Polizei am Montag erneut den Tatort an der Eiffestraße nach Spuren abgesucht. Mit Metalldetektoren suchten die Beamten Grünflächen und Gehwege nach Projektilen aus der Schusswaffe ab.

Durch mehrere Schüsse aus nächster Nähe war in der Nacht zu Sonnabend an der Eiffestraße ein 55 Jahre alter Mann niedergestreckt und getötet worden. Der Täter hatte dem Mann offenbar gezielt aufgelauert. Opfer Adnan S. wird dem Rockermilieu zugerechnet. Er gilt als Supporter, also Unterstützer der Hells Angels. Ob die vermutlich gezielte Tötung des Mannes mit seinem Bezug zum Rockermilieu zu tun hat, oder ob es ein anderes Motiv für den Mord gibt, ist laut Mordkommission offen.

Nachbarn hörten die Schüsse

Es waren mehrere, kurz hintereinander abgegebene Schüsse, die die Nachbarn aus dem Mehrfamilienhaus, in dem der 55-Jährige lebte, in der Nacht gegen 2 Uhr hochschreckten. Kurz darauf entdeckten sie Adnan S., den viele dort unter seinem Spitznamen „Addy“ kannten. Leblos lag der Mann im Hinterhof auf der Rasenfläche vor seiner Wohnung. Zwei Rettungssanitäter, die zufällig in der Nähe waren, begannen sofort mit der Versorgung des Verwundeten. Sie und der kurz darauf eintreffende Notarzt konnten nicht mehr helfen. Adnan S. war tot.

Zeugen hatten zuvor einen Mann vom Tatort weglaufen sehen. „Der Verdächtige flüchtete zunächst zu Fuß in den Dahlenstieg. Dort bestieg er ein Motorrad und fuhr in unbekannte Richtung davon“, sagt Polizeisprecherin Karina Sadowsky. Die Polizei setzte 16 Peterwagenbesatzungen ein, um nach dem Mann zu fahnden. Die Suche blieb ohne Erfolg. „Derzeit liegt zu dem Gesuchten keine nähere Beschreibung vor. Auch zu dem Motorrad konnten bislang keine Erkenntnisse erlangt werden“, so Sadowsky.

Der Täter scheint gut vorbereitet gewesen zu sein

Ermittlungen ergaben, dass der Mann sich vor seinem gewaltsamen Tod in einem Billard-Café ganz in der Nähe seiner Wohnung aufgehalten haben dürfte. Der Täter, auch das schließt die Polizei nicht aus, könnte schon eine Weile in der Nähe gelauert haben. Alles lässt darauf schließen, dass der Mörder des 55-Jährigen gut vorbereitet war. Anwohner berichteten später der Polizei von einem Mann, der sich in den vergangenen Tagen in der Gegend herumgetrieben habe. Einige hatten geglaubt, dass es ein Einbrecher sein könnte, der Tatgelegenheiten sucht. Jetzt erscheint der Unbekannte in einem anderen Licht. Möglicherweise hat er die Wohnung des 55-Jährigen, dessen Gewohnheiten und Umfeld ausgekundschaftet.

Bislang war Adnan S. bei der Polizei nicht im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen im Rockermilieu aufgefallen. Bei der Soko, die nach dem gewalttätigen Streit zwischen den mittlerweile aufgelösten Hamburger Mongols und den Hells Angels ermittelte, hätte man ihn nicht auf dem Zettel gehabt“, so ein Beamter. Der 55-Jährige war offenbar schon seit Jahrzehnten mehr ein Fan und Bewunderer der Rockerbande. Zu einem der führenden Mitglieder und dessen Familie soll er sehr freundschaftliche Beziehungen gehabt haben. Mit typischer Rockerkriminalität oder durch Handlangerdienste für die Hells Angels, die eine der Hauptaufgaben der Supporter sind, sei er nicht aufgefallen. Dass der 55-Jährige die „Höllenengel verehrte, ist aber offensichtlich. Auf seinem Facebook-Profil prangt die 81, die beiden in der Farbe des berüchtigten Motorradclubs gehaltenen Zahlen stehen für „H“ und „A“, die Anfangsbuchstaben der Hells Angels.

Bekannte beschreiben Adnan S. als lebensfroh

Ansonsten beschreiben Bekannte den gebürtigen Serben, der bereits als Kind nach Deutschland kam, als lebensfroh. Als einen, der gern einen „draufmachte“, mit berühmten Boxern posierte und selbst die Muskeln trainierte.

Bekannte berichten auch von einem möglichen anderen Motiv. Darin geht es um ein Erbe, das in seiner Heimat auf ihn wartete. Deswegen soll es innerhalb der Verwandtschaft Streit gegeben haben. Die Polizei konnte dieses Motiv weder bestätigen noch dementieren.

Sollte der Hintergrund der Tat im Rockermilieu liegen, drohen neue, blutige Auseinandersetzungen. Das hatte sich bei dem Rockerkrieg zwischen Hells Angels und Mongols gezeigt. Dabei ging es um Gebietsansprüche und Anteile im Rotlichtmilieu. Nach anfänglichen Provokationen war die Situation eskaliert. Hells Angels hatten auf dem Kiez auf Mongols geschossen. Die Polizei richtete daraufhin die Sonderkommission ein, die monatelang gegen die Gruppierungen vorgehen musste. Dabei wurden auch immer wieder Waffen sichergestellt, darunter Pistolen mit Schalldämpfern und größere Mengen Munition, die offenbar in der Auseinandersetzung eingesetzt werden sollten.

Zeugen, die möglicherweise auch schon in den Vortagen verdächtige Beobachtungen im Bereich des Tatortes gemacht haben oder Hinweise auf den Täter geben können, werden gebeten, sich mit dem Landeskriminalamt unter der Rufnummer 4286-56789 in Verbindung zu setzen.