Hamburg. Nach einer Razzia an der Hafenstraße demonstrierten am Abend rund 400 Menschen gegen das Vorgehen der Polizei.
Einen Tag nachdem die Polizei bei einer Drogenrazzia mit rund 250 Einsatzkräften eine Wohnung an der Bernhard-Nocht-Straße auf St. Pauli durchsucht hat, sind am Dienstagabend rund 400 Menschen gegen den Einsatz vom Vorabend auf die Straße gegangen. Im Vorfeld hatten linke Gruppen zu einer Demonstration um 20 Uhr vor der Davidwache aufgerufen.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, um den Protestzug zu begleiten. Auch Wasserwerfer und Räumpanzer parkten in der Nähe der Reeperbahn, die zwischenzeitlich für den Verkehr gesperrt wurde. Von der Davidwache zogen die Demonstranten weiter in Richtung Schanzenviertel. Auf Höhe Neuer Pferdemarkt fand eine kurze Zwischenkundgebung statt. Die Demonstration löste sich schließlich um 21.45 Uhr am Sievekingplatz auf. Nach Angaben der Polizei blieb es weitgehend friedlich.
Bewohner bestreiten Drogenfund
Bei dem Schwerpunkteinsatz am Montagabend waren 34 Personen vorläufig festgenommen worden. Da keine Haftgründe vorlagen, wurden die Verdächtigen am Abend wieder entlassen. Ihnen gegenüber wurde jedoch ein Aufenthaltsverbot für St. Pauli ausgesprochen.
Die Polizei stellte bei dem Einsatz zudem 50 Tütchen mit insgesamt 91 Gramm Marihuana und neun Kokain-Kügelchen sicher. Zunächst hatte das Abendblatt berichtet, man habe die Drogen in einer Wohnung an der Bernhard-Nocht-Straße gefunden. Bewohner der Hafenstraße stellen das jedoch anders dar. Demnach seien in der betroffenen Wohnung keine Drogen gefunden worden. "Darauf legen wir großen Wert", so ein Bewohner.
Wo genau die Beamten das Marihuana und die Kokain-Kügelchen sichergestellt haben, ist jedoch unklar. Die Staatsanwaltschaft Hamburg wollte sich "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht auf eine Abendblatt-Anfrage am Donnerstag äußern.
Drogenrazzia in der Hafenstraße
Bereits im Anschluss an die Razzia hatten am Montagabend rund 150 Menschen gegen den in ihren Augen „brutalen Polizeieinsatz“ demonstriert. Vereinzelt kam es dabei zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Einsatzkräfte setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein.
In einer Stellungnahme, die am Dienstag auf dem linken Internetportal „linksunten.indymedia“ veröffentlicht wurde, sprachen die Verfasser von einer zunehmenden „Militarisierung“ auf St. Pauli. „Dass der Krieg gegen Drogen einzig und allein ein Krieg gegen Menschen ist, wird direkt vor unserer Haustür tagtäglich offensichtlich“, so die Verfasser weiter. Die sprechen von einer Machtdemonstration der Polizei und werfen ihr Rassismus vor.
(Der Artikel wurde am 21.7. aktualisiert.)