Hamburg. Das Rauschgift hat einen Wert von über 20 Millionen Euro. Zöllner fanden es auf einem Frachter in einem besonders kreativen Versteck.
Die Menge des sichergestellten Kokains entspricht zwar nur rund einem Zehntel des Rekordfunds vom April 2010. Auf der Straße hätte das Rauschgift, das der Zoll in einem Frachter aus Brasilien beschlagnahmt hatte, den Dealern trotzdem noch rund 20 Millionen Euro in die Kasse gespült. Am Freitag präsentierte die Generalzolldirektion am Hamburger Dienstsitz den spektakulären Fund.
Schiff noch auf der Nordsee durchsucht
Zoll beschlagnahmt 116 Kilogramm Kokain im Hafen
Der entscheidende Tipp auf die anstehende Drogenlieferung war am 26. Februar von einer „internationalen Partnerbehörde des Zolls“ gekommen, nähere Angaben dazu wollte René Matschke, Leiter des Hamburger Zollfahndungsamtes, „aus Quellenschutzgründen“ nicht machen. Der Tipp sei als so glaubwürdig eingestuft worden, dass sich unverzüglich das hochmoderne SWATH-Zollschiff „Borkum“ auf den Weg zur Elbmündung machte.
Bis zum Einlaufen in den Hamburger Hafen wollten die Beamten mit der Kontrolle des Frachters nicht mehr warten – als zu groß stuften sie die Gefahr ein, dass die Drogen schon vor der Kontrolle von Bord geschafft werden könnten. Das Seeschiff wurde deshalb noch auf der Nordsee überprüft. Dabei stießen die Zöllner in den Inspektionsschächten der Baumaschinen auf mehrere mit jeweils ein Kilogramm Kokain befüllte Pakete. Insgesamt stellten sie rund 96 Kilogramm der Droge sicher.
„Das Kokain war von großer Reinheit“
Kurz darauf setzte der Frachter seinen Weg fort und wurde im Hamburger Hafen von 30 Beamten des Hauptzollamtes Hamburg-Hafen erneut durchsucht. Ergebnis: 20 weitere Kilogramm Kokain, die in den Baumaschinen entdeckt wurden. Auch wenn die Behörde den Tipp nicht erhalten hätte, so wäre der Frachter „definitiv“ im Hafen kontrolliert worden, sagte Michael Schrader, Leiter des Hauptzollamtes Hamburg-Hafen. Grund: Aus Brasilien stamme ein beträchtlicher Teil der Drogenlieferungen, zudem habe der Zoll schon einmal einen Drogenschmuggel im Zusammenhang mit der Lieferung von Baumaschinen aufgedeckt.
„Das Kokain war von großer Reinheit“, sagte Matschke. „Für den Straßenverkauf wäre es so gestreckt worden, dass die Menge an Kokain auf 300 Kilogramm angewachsen wäre.“ Der Straßenverkaufswert, so Matschke, hätte dann mehr als 21 Millionen Euro betragen.
Hier geht’s zur Kriminalstatistik 2015
Im laufenden Jahr seien in Hamburg bereits 500 Kilogramm Kokain beschlagnahmt worden, was einer gestreckten Menge Rauschgift von rund 1,5 Tonnen (Straßenverkaufswert: rund 90 Millionen Euro) entspreche. Laut Matschke würde bis zu 75 Prozent des für Deutschland bestimmten Kokains im Hamburger Hafen sichergestellt. Heroin hingegen würde vor allem über die Balkanroute nach Deutschland geschmuggelt
Wer hinter dem aktuellen Drogenschmuggel steckt, ist noch nicht aufgeklärt, der Zoll ermittelt gegen unbekannt. Matschke: „Die Besatzung und der Empfänger der Baumaschinen stehen nicht im Verdacht.“