Hamburg. Hamburger Soko greift durch, um den Konflikt zwischen Hells Angels und Mongols zu beenden. Geladene Maschinenpistole sichergestellt.

Das Mobile Einsatzkommando (MEK) hat am Mittwoch acht Wohnungen in Hamburg und Norderstedt gestürmt und einen Mann festgenommen. Die Aktion steht in Zusammenhang mit weiteren Ermittlungen in dem sogenannten Rocker-Krieg zwischen den Hells Angels und Mongols, der bereits zu Schießereien mit Verletzten auf St. Pauli sowie diversen Verhaftungen geführt hatte. Derzeit sind die Beamten der Sonderkommission Rocker damit beschäftigt, die sichergestellten Teile abzutransportieren.

Geladene Pistole und Maschinenpistole gefunden

Bei den Durchsuchungen ging es laut Polizei hintergründig um Verstöße gegen das Waffengesetz gegen drei Verdächtige im Alter von 27 und 28 Jahren. Ein 32-Jähriger wurde verdächtigt, mit Kokain zu handeln. Zudem wird gegen einen 28 Jahre alten Iraner wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt, außerdem bestünde gegen ihn der Verdacht des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Der 28-Jährige wurde bei einem der Einsätze verhaftet.

Zudem stellten die Beamten in einer Wohnung in der Palmaille in Altona eine scharfe, geladene Handfeuerwaffe sowie eine Maschinenpistole mit gefüllten Magazinen sicher. Der Besitz der Maschinenpistole stellt einen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz dar. In einem Lokal in der Berner Chaussee fanden die Beamten zudem eine Machete.

Verdacht auf Hehlerei mit Autoteilen

Offenbar hat die Polizei mit der Aktion am Mittwoch die Durchsuchungen vom Dienstag fortgeführt, bei der die Bereitschaftspolizei eine Werkstatt am Billwerder Steindamm gestürmt hatte. „Die Betreiber stehen im Zusammenhang mit den Hells Angels“, sagte am Mittwoch der Leiter der SoKo Rocker, Mirko Streiber. Es bestehe der Verdacht der gewerbsmäßigen Hehlerei mit Fahrzeugteilen. Die Polizisten hatten die Halle am Dienstagnachmittag gestürmt. „Dort waren Tausende offensichtlich gestohlene Autoteile von Fahrzeugen der Marke BMW gelagert.“

Vier Männer im Alter von 27, 28, 32 und 45 Jahren stehen im Verdacht, die Autoteile über eine Internetplattform vertrieben zu haben. Die Polizei rechnet die Verdächtigen dem Umfeld der Hells Angels zu. Die Durchsuchung dauerte am Mittwochnachmittag noch an. Die Beamten hätten Tausende Teile und Beweismittel sichergestellt, hieß es.

Verstoß gegen das Umweltrecht: Öl ins Erdreich gelaufen

Auch die Wasserschutzpolizei war am Mittwoch im Einsatz, weil die Betreiber der Werkstatt Öl ins Erdreich sickern ließen. Die Strafen nach dem Umweltrecht könnten manchmal richtig wehtun, sagte ein Polizeisprecher. Die Sanierung des Bodens sei aufwendig und teuer.

Der vor knapp zwei Wochen verhaftete Hells Angel ­Dariusch F. ist indes wieder auf freiem Fuß. Ihm war eine Tatbeteiligung im Zusammenhang mit Schüssen auf ein Taxi Ende Dezember auf dem Kiez vorgeworfen worden. Jetzt sah ein Richter keinen hinreichenden Tatverdacht mehr gegen den Mann.

Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg

Juli 2015

Das Mobile Einsatzkommando landet mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Penthouses von Erkan U. an der Hoheluftchaussee und stürmt die Wohnung – auf der Suche nach einer Schusswaffe.

Oktober 2015

Im Oktober explodiert eine Handgranate unter dem Lamborghini des Mongols-Präsidenten Erkan U. – wieder an der Hoheluftchaussee.

November 2015

Schaulaufen von Mongols und Bandidos in Kutten auf der Reeperbahn. Ermittler der Polizei werten die Aktion in erster Linie als Provokation – inoffiziell gilt der Hamburger Kiez als Gebiet der Hells Angels.

November 2015

Tage später wird Erkan U. von einem Rollkommando in seinem Penthouse überfallen und verprügelt. Dabei stehlen ihm die Angreifer seine Präsidenten-Lederkutte, ziehen sie an der Reeperbahn einem Transvestiten an, der damit schließlich vor Susis Showbar an der Großen Freiheit tanzt – eine Demütigung, die per Handyvideo über Facebook verbreitet wird.

Anfang Dezember 2015

Anfang Dezember wird der bis dahin "amtierende" Hamburger Mongols-Präsident Erkan U. vom Mobilen Einsatzkommando in seinem Penthouse verhaftet. Stunden später übernimmt Kevin S. dessen Rolle.

Mitte Dezember 2015

Die Polizei stürmt und durchsucht zehn Wohnungen und verhaftet drei Mongols-Rocker.

28. Dezember 2015

Am Montag nach Weihnachten wird in der Nähe der Reeperbahn auf ein Taxi geschossen. Dabei werden zwei Mitglieder der Mongols verletzt. Der Chef der Hamburger Gruppe, Kevin S., bleibt unverletzt. Ein weiterer Rocker bricht sich bei der Flucht einen Fuß. Die Polizei nimmt in der Folge zwölf Mitglieder der Hells Angels fest, muss sie aber wieder auf freien Fuß setzen.

2. Januar 2016

Bei einer Messerstecherei am frühen Morgen des 2. Januar wird ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Abend des selben Tages stürmt das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.

4. Januar 2016

Die Hamburger Polizei gründet die "Soko Rocker" mit 50 Beamten, um der eskalierenden Gewalt zwischen mit Mongols und Hells Angels entgegen zu treten. Unter anderem sollen Szenetreffs beobachtet und ein Verbot der Mongols geprüft werden.

12. Januar 2016

Hamburger Beamte nehmen drei Männer fest, die verdächtigt werden, am 2. Januar ein Mitglied der Mongols niedergestochen zu haben.

19. Januar 2016

Großrazzia in Norddeutschland: Die "Soko Rocker" nimmt zwei Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 35 Jahren fest. Insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse im Norden wurden vollstreckt. 250 Beamte waren im Einsatz.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt eine Werkstatt am Billwerder Steindamm, die offenbar einem Hells Angels-Mitglied gehört. Verdacht: Gewerbsmäßige Hehlerei mit Autoteilen. Die Beamten haben Tausende offensichtlich gestohlene BMW-Autoteile sichergestellt, die in der Halle gelagert wurden.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" nimmt zwei Männer in Haft, die dringend tatverdächtig des schweren gemeinschaftlichen Raubs sind. Das Opfer des Raubes wird ebenfalls wegen eines ausstehenden Haftbefehls verhaftet.

3. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt acht Wohnungen in Hamburg und Norddeutschland. Ein 28 Jahre alter Iraner wurde bei dem Einsatz festgenommen. Es wurde unter anderem eine geladene Maschinenpistole gefunden und sicher gestellt.

5. Februar 2016

Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen in Schnelsen und Eidelstedt und verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen des Raubs vom 2. Februar.

11. Februar

Die "Soko Rocker" verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Raub vom 2. Februar, außerdem werden zwei Wohnungen in St. Georg und Billstedt durchsucht.

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