Kurz vor dem 1. Mai nimmt die Zahl der brennenden Autos in Hamburg stark zu. Allein in dieser Nacht wurden 18 Wagen angezündet.
Hamburg. Insgesamt 18 Autos sind in der Nacht in Hamburg durch Brandstiftungen zerstört oder beschädigt worden. Dieses Mal schlugen die unbekannten Täter an der Klaus-Groth-Straße (Borgfelde), Archenholzstraße (Billstedt), Schafgarbenweg (Osdorf) und Euckenstraße (Tonndorf) zu. Zwölf Autos wurden direkt angezündet, sechs weitere durch die Hitzeentwicklung schwer beschädigt. Kurz vor dem 1. Mai steigt die Zahl der Brandstiftungen an Fahrzeugen in Hamburg stark an - ob ein Zusammenhang besteht, ist unklar.
Die Feuerserie begann um 2.58 Uhr an der Klaus-Groth-Straße. Eine Anwohnerin entdeckte brennende Fahrzeuge und alarmierte die Rettungskräfte. Die Serie ging um 4.04 Uhr weiter: Anwohner aus der Archenholzstraße meldeten der Polizei zu diesem Zeitpunkt mehrere brennende Fahrzeuge. Um 5.10 Uhr brannte es in Tonndorf. Die vorerst letzte Brandstiftung ereignete sich um 5.25 Uhr am Schafgarbenweg in Osdorf.
Die Täter wurden trotz Großfahndung, bei der zahlreiche Menschen kontrolliert wurden, nicht gefasst. Verletzt wurde bei den Bränden niemand. Die Kriminalpolizei ermittelt. Die Schadenshöhe ist noch unklar. In Hamburg werden seit Monaten immer wieder Autos angezündet.
Für Hinweise, die zur Aufklärung der Brandstiftungen führen, ist weiterhin eine Belohnung von bis zu 20.000 Euro ausgesetzt. Hinweise bitte an das Landeskriminalamt unter der Rufnummer 4286-56789.
Lesen Sie dazu auch den Abendblatt-Bericht vom 13. April:
Auto-Brandstifter: Polizei setzt auf Handy-Ortung
Das Polizeikonzept gegen die wachsende Zahl von Auto-Brandstiftungen nimmt Formen an. Drei Monate lang will Innensenator Michael Neumann (SPD) das im LKA ausgearbeitete Maßnahmenpaket dem Vernehmen nach ausprobieren, bevor es einer endgültigen Bewertung unterzogen wird. Das Konzept sieht unter anderem vor, dass vermehrt regional kundige Beamte Jagd auf die Täter machen sollen. Zudem sollen hochtechnisierte Fahndungsmethoden eingesetzt werden.
Unter anderem setzt die Polizei, wie aus Ermittlerkreisen durchsickerte, auf Telefonüberwachung. Dabei soll nach Abendblatt-Informationen unter anderem untersucht werden, welche Mobiltelefone zum Zeitpunkt von Anschlägen an entsprechenden Tatorten registriert wurden. Die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen würden derzeit noch überprüft, heißt es aus der Behörde.
Hintergrund: Moderne Mobiltelefone lassen sich relativ genau orten. Die Polizei kann durch das Auslesen sogenannter Funkzellen feststellen, welcher Handynutzer sich zu welchem Zeitpunkt wo befunden hat. Stellen die Ermittler fest, dass eine bestimmte Nummer häufiger im Umfeld von Brandorten auftaucht, können sie den Besitzer des Telefons zum Gespräch bitten.
Möglich erscheint auch, dass die Ermittler etwaige Fluchtbewegungen verfolgen können. Allerdings erfordern entsprechende Maßnahmen viel Zeit und Personal. Gerade in dicht besiedelten Wohngebieten, wo sich die meisten der bislang mehr als 120 Autobrandstiftungen des laufenden Jahres ereigneten, sind in jeder Funkzelle Dutzende Mobiltelefone registriert. Erfasst werden die Telefone nämlich nicht nur, wenn von ihnen Daten ausgesendet werden. Auch Handys, mit denen aktuell nicht telefoniert wird, sind gewöhnlich für Fahnder durch das Auslesen der Funkzelle sichtbar.
Weitere Details zum Konzept sollen nach dem Willen von Innensenator Neumann nicht an die Öffentlichkeit dringen. "Manchmal ist es besser, wenn ein Gegenüber nicht weiß, wie man sich verhält", sagt Neumann dem Abendblatt. Klar ist, dass der Senator wie auch die Polizeiführung stärker lokale Polizeibeamte in die Suche nach den Tätern einbinden will. Die bis zu 200 Personen starke Soko "Florian", die für Schwerpunkteinsätze im gesamten Stadtgebiet eingesetzt wurde, war relativ erfolglos geblieben.