Ein 17 Jahre alter Jugendlicher rammt einem Fahrgast im Streit um ein offenes Fenster ein Messer in den Rücken. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Hamm-Nord. Beamte der Kriminalpolizei haben einen 17 Jahre alten Intensivtäter nach einer Messerstecherei in einer U-Bahn festgenommen. Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich die Tat bereits am 13. Februar. Anderthalb Wochen nach der Tat wurde der Jugendliche wiedererkannt und schließlich gestellt. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.
An dem frühen Sonntagmorgen kam es in einem Waggon der Linie U 2 kurz vor der U-Bahn-Station Burgstraße zu einem Streit wegen eines offenen Fensters. Laut Polizei waren mehrere Fahrgäste daran beteiligt. Während der Auseinandersetzung zog der 17-Jährige plötzlich ein Messer und stach dieses in den Rücken eines 20 Jahre alten Kontrahenten. Nachdem der Serbe zunächst von ihm abgelassen hatte, kehrte er erneut zurück und trat auf das verletzte Opfer ein. Anschließend flüchtete der Angreifer, ebenso wie dessen Begleiter, in unbekannte Richtung.
Das 20 Jahre alte Opfer kam mit einer Schnittverletzung im Rücken in ein Krankenhaus. Offenbar verhinderte dessen dicke Lederjacke eine lebensgefährliche Verletzung. Die Polizei geht davon aus, dass sie die Wucht des Messerstichs abfing.
Fahnder der Kripo stellten nach der Tat Bilder aus Überwachungskameras sicher. Der 17 Jahre alte Täter ist aufgenommen worden. Polizisten erkannten ihn wieder, weil er bereits mehrfach wegen Raubes und Körperverletzungsdelikten aufgefallen war. Er wurde schließlich verhaftet. Bei der Vernehmung verweigerte er die Aussage und schwieg zu den Vorwürfen.
Auf den ersten Blick ist es ungewöhnlich, dass ein derart schwerer Übergriff in Bussen und Bahnen erst so spät öffentlich wird. Derartige Delikte sind von besonderem Interesse. Deren Zahl ist im vergangenen Jahr gestiegen. Waren es 2009 noch rund 900 Taten, waren es im vergangenen Jahr mehr als 1000 Körperverletzungen im Bereich der Regionalbahnen, S-Bahnen und Bahnhöfe. Eine endgültige Statistik für das Jahr 2010 liegt noch nicht vor.
In Hamburg hatte zuletzt der brutale Übergriff auf Artur G. für großes Aufsehen gesorgt. Der 42-Jährige war in der Neujahrsnacht von drei jungen Männern am S-Bahnhof Veddel bewusstlos geschlagen worden. G. hatte sie zuvor in der Bahn gebeten, von einem Rentner abzulassen, den das Trio offenbar zuvor belästigt hatte. Auf dem Bahnsteig brachten die Männer ihr Opfer zu Fall und traten auf den Kopf des mittlerweile bewusstlos gewordenen Artur G. ein. Zehn Tage lag er im Krankenhaus.
Gerade dann, wenn die Polizei Fotos aus Überwachungskameras sichergestellt hat, lässt sie genau das auch aus ermittlungstaktischen Gründen gerne wissen. In der Regel stellen sich dann die Täter. Die Handschellen klicken aber spätestens dann, wenn die Fotos veröffentlicht werden und sich Zeugen melden, die die Verdächtigen erkannt haben. Im Fall von Artur G. stellten sich die drei Täter, nachdem die Veröffentlichung ihrer Fotos in Aussicht gestellt worden war.
Dass die Polizei den aktuellen Fall erst anderthalb Wochen später veröffentlicht, liegt nach eigener Aussage an der unklaren Ausgangslage. Zunächst sei das Ausmaß der Brutalität nicht bekannt gewesen. Die Verletzung des Opfers war nicht lebensbedrohlich. Eine, wenn auch körperliche Auseinandersetzung, ist bei 1000 jährlichen Schlägereien allein in Bussen und Bahnen traurige Realität.
Die Polizei hatte zunächst mehrere Jugendliche festgenommen, darunter auch den späteren Messerstecher. Allerdings war nicht bekannt, wer genau welche Tat begangen hatte. Alle Verdächtigen kamen nach der sogenannten Personalienfeststellung wieder auf freien Fuß.
"Erst im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass es sich bei dem 17-Jährigen um den Haupttäter handelte", sagt ein Beamter. Als sich der dringende Tatverdacht gegen ihn erhärtete, beantragte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen ihn sowie einen Durchsuchungsbeschluss für dessen Wohnung. Für die Fahnder war eine Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt aus taktischen Gründen wenig hilfreich. Zu groß wäre die Gefahr gewesen, dass der 17-Jährige einen Fluchtversuch gestartet hätte. Am Dienstag nahmen ihn Polizisten schließlich fest.
Der Jugendliche war bereits im Alter von 16 Jahren wegen zwei Körperverletzungsdelikten verurteilt worden. Zu den Urteilen sagt die Staatsanwaltschaft aufgrund seiner Minderjährigkeit nichts. Der 17-Jährige wartet nun in Untersuchungshaft auf seinen Prozess.