Nach der Räumung des besetzten Hauses “Liebigstraße 14“ in Berlin zogen am Wochenende auch Protestler durch die Hansestadt.

Hamburg/Berlin. Nach der Räumung des linksalternativen Wohnprojekts in der Liebigstraße 14 ist es am Wochenende zu Ausschreitungen in Berlin und Hamburg gekommen. In der Nacht zu Sonntag versammelten sich rund 200 Menschen am Kottbusser Tor in Kreuzberg, wie die Polizei mitteilte. Sie waren teilweise vermummt und brannten Feuerwerk ab. Die Beamten nahmen einen 16-Jährigen vorläufig fest, weil er gezielt Knallkörper auf Passanten und Polizisten geworfen haben soll. Sie stellten auch Farbbeutel sicher.

Schon am Freitagabend war es zu Ausschreitungen und Kundgebungen von Sympathisanten der Hausbesetzer gekommen. In Hamburg gingen dabei unter anderem auch Schaufenster zu Bruch. Bei keiner der Versammlungen gab es den Angaben zufolge Verletzte.

Randale in Berlin-Friedrichshain und Mitte

Für Freitag- und Sonnabendabend kursierten laut Polizei diverse Aufrufe zu Protesten auf Internetseiten. In der Revaler Straße in Friedrichshain nahmen daraufhin bis zu 200 Leute an einer Kundgebung teil. Thema der Veranstaltung war die Räumung der „Liebig 14“. Polizisten stellten bei mehreren Demonstranten Vermummungsutensilien und Messer sicher. Sie lösten die Veranstaltung schließlich auf.

Fast zeitgleich warfen teilweise vermummte Randalierer nahe des Alexanderplatzes die Scheiben von 30 Geschäften ein und beschädigten sechs Autos. Etwa 50 Menschen zogen über die Alte Schönhauser Straße und die Weinmeisterstraße bis zur Rochstraße. Noch vor dem Eintreffen der Polizei flüchteten sie. Ob der Vorfall im Zusammenhang mit der Hausräumung stand, konnte die Polizei nicht sagen.

250 Personen bei Protestzug zum Hamburger Rathaus

Auch bei einer Solidaritätsdemonstration in Hamburg ist es am Freitagabend und in der Nacht zu Sonnabend zu Sachbeschädigungen gekommen. Wie die Polizei mitteilte, nahmen rund 250 Personen an einem Protestzuges vom Gänsemarkt in Richtung Rathausplatz teil. Sie versuchten dabei, Barrikaden zu errichten und die Fensterscheibe eines Juweliergeschäfts einzuwerfen. Auf das Rathaus sei eine Flasche geworfen worden.

Nach dem Ende des Marsches hatten den Angaben zufolge Randalierer im Stadtteil Altona Feuerwerkskörper gezündet sowie sechs Schaufensterscheiben und zwei Glaswerbeaufsteller zerstört. Etwa 80 Personen zogen laut Polizei durch St. Pauli und warfen dort ebenfalls Feuerwerkskörper. Die Polizei nahm einen Mann fest, insgesamt 15 Personen kamen in Gewahrsam. Die Beamten sprachen zudem fünf Platzverweise aus. Verletzt wurde laut Polizei niemand. Bereits am Mittwochabend war es im Stadtteil St. Pauli wegen der Hausräumung zu Ausschreitungen gekommen.

Begleitet von Protesten hatte ein Großaufgebot der Polizei am Mittwoch in Berlin-Friedrichshain das linksalternative Wohnprojekt in der Liebigstraße 14 geräumt. Das Gebäude im Osten Berlins war 1990 besetzt worden. Die Bewohner erhielten später Mietverträge, wurden aber gekündigt, als zwei private Investoren das Haus Ende der 90er Jahre kauften. Vor Gericht unterlagen die Bewohner nach langjährigen Prozessen. (dapd)