Gut 24 Stunden nach dem Angriff auf eine Wache sind in Hamburg erneut Polizisten angegriffen worden. Sie hatten wegen Drogendelikten ermittelt.
Hamburg. In Hamburg sind in der Nacht zum Sonnabend erneut Polizeibeamte angegriffen worden. Bei einer geplanten Festnahme wegen Verdacht des Rauschgifthandels im Lokal „Ahoi“ an der Hafenstrasse sei es zu Tumulten mit den Gästen gekommen, berichtete ein sprecher der Polizei. Kurze Zeit später habe sich auf der Balduintreppe eine größere Menschengruppe gebildet. Aus der Gruppe heraus seien Flaschen und Steine gegen die anrückende Hundertschaft der Polizei geworfen worden. Vier Polizisten seien dabei angegriffen und verletzt worden, so der Polizeisprecher. Ein Polizei soll auf Grund seiner Verletzungen dienstunfähig sein. Die Polizei habe mit einem größeren Aufgebot die Ansammlung aufgelöst und mindestens vier Personen vorläufig in Gewahrsam genomme.
In der Nacht zum Freitag war die Polizeiwache 16 im Schanzenviertel angegriffen worden. Als Beamte die Wache verlassen wollten, wurden sie von Vermummten mit Steinen beworfen. Auch Scheiben im Erdgeschoss der Polizeiwache wurden eingeworfen. Zwei Streifenwagen wurden in Brand gesetzt. Im Stadtteil Hammerbrook gingen zwei Dienstfahrzeuge des Zolls in Flammen auf. Auf diese Angriffe hat die Polizeiführung inzwischen reagiert. Noch in der Nacht zum Sonnabend wurden mit einem Hubwagen in fünf Meter Höhe an der Aussenfassade mehrere Videokameras zur Überwachung installiert.
Das sagen Politiker und Polizei zu den Anschlägen
Auch am Sonnabend gab es noch keine heiße Spur zu den Angreifern auf die Polizeiwache. Mit Hinweis auf den zuständigen Staatsschutz betonte ein Sprecher der Hamburger Polizei, über den Stand der Ermittlungen gebe es derzeit keine Informationen. Er könne aber so viel sagen, dass die Täter weiter unbekannt seien.
Einem Bericht des NDR zufolge sehen die Ermittler offenbar eine neue, eigenständige Gruppierung als Täter. Die Beamten seien erstaunt darüber, dass die Vermummten ein hohes Risiko eingingen, gefasst zu werden, berichtete der Rundfunksender. „Das war kein Überfall. Das war ein echter Anschlag“, sagte Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) in einem Interview mit NDR Info. Ungewöhnlich nannte er vor allem die Tatsache, dass die Täter nicht davor zurückschreckten, Beamte zu töten. Denn die Angreifer wollten nach Polizeiangaben erst die Türen der Wache verriegeln, um dann Brandsätze durch die Fenster zu schleudern.
Wie NDR 90,3 berichtete, hatte eine 34-jährige Polizistin ganz allein verhindert, dass die Täter die Eingangstür der Polizeiwache mit einem Schloss verriegeln konnten. Als sie einem der Vermummten auf die Straße folgte, um ihn festzunehmen, sei sie mit faustgroßen Steinen beworfen worden.Unterdessen hat Ahlhaus angekündigt, sich als Vorsitzender der Innenministerkonferenz im kommenden Jahr verstärkt zu dem Thema Gewalt gegen Polizisten einzusetzen.
Schon am Freitag beschlossen die Innenminister bei ihrer Herbsttagung in Bremen ein verstärktes Vorgehen bei Gewalt gegen die Polizei. Die Bundesregierung solle sobald wie möglich einen Gesetzentwurf vorlegen, um der wachsenden Zahl von Übergriffen zu begegnen, teilten die Minister mit.
In Berlin, wo es in der Nacht zu Freitag ebenfalls mehrere Anschläge gegeben hatte, zündeten unbekannte Täter in der Nacht zu Sonnabend erneut zwei Autos an. Gegen eine Deutsche Bank-Filiale flogen Farbbeutel. Ein Mann wurde am Freitagabend festgenommen, nachdem er Fensterscheiben an einem Luxuswohnhaus in Berlin-Kreuzberg beschädigt hatte. In diesem Fall geht die Polizei allerdings nicht von einem politischen Motiv aus.