Der Mann lächelt. Dreht sich locker auf seinem Stuhl um und zwinkert einer Mitangeklagten schelmisch zu. “Koks-König“ Hans-Joachim “Joe“ Marx ist schon zu oft wegen Drogenhandels zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
Hamburg. Zu viele Jahre seines nunmehr 54-jährigen Lebens hat der Hamburger schon im Knast verbracht, als dass ihn diese neue Verurteilung schockieren könnte. Nein, geradezu entspannt wirkt Marx, fast schon abgebrüht, als das Gericht gegen ihn neun Jahre Haft verhängt und die Sicherungsverwahrung anordnet. Es ist die Reaktion eines Mannes, dessen düstere Karriere ihn vom Zirkusarbeiter zum Zuhälter und schließlich zum Dealer brachte. Der in Anspielung an die weiße Droge einst tönte, es werde "in Hamburg schneien - und zwar im Sommer". Der sein Leben gern verfilmt wissen wollte mit ihm als Hauptrolle.
In dem jüngsten Prozess vor dem Landgericht gegen Marx und drei Mitangeklagte ging es wieder um Kokain. Der "Koks-König" wurde wegen des Handels mit neun Kilogramm Rauschgift verurteilt, Drogen mit einem Schwarzmarktwert von rund einer halben Million Euro. Die Mitangeklagten erhielten sechs beziehungsweise vier Jahre Freiheitsstrafe, eine Frau wurde wegen Beihilfe zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. "Joe" Marx sei bei dem Deal der "Spiritus rector gewesen", also der lenkende Geist, sagt der Vorsitzende Richter. Die Anordnung der Sicherungsverwahrung bedeutet, dass Marx auch nach Verbüßen der Haft im Gefängnis bleiben muss, bis er laut einem Gutachter als nicht mehr gefährlich gilt.
Das Kokain sollte nach Überzeugung des Gerichts aus Südamerika nach Deutschland eingeführt werden. Zweieinhalb Kilogramm waren im Dezember 2007 in Hamburg sichergestellt worden. Ein Mitangeklagter hatte es in einem Schiffsmaschinenteil nach Deutschland geschmuggelt. Laut Urteil war es "Joe" Marx, der die weiße Droge in Südamerika besorgt hatte. Unter anderem in Telefonaten hatten er und die Mittäter den Deal verabredet und dabei die neun Kilo Kokain als "neun Kinder" bezeichnet, um Fahnder zu täuschen. Vergebens.
14 Monate hat der Prozess gegen den "Koks-König" gedauert, jetzt, am 56. Verhandlungstag, erging das Urteil. Vergleichsweise fast schon ein "kurzer Prozess" gegen Marx, der in einem früheren Strafverfahren an 100 Verhandlungstagen das Gericht mit insgesamt 600 Seiten Beweisanträgen bombardiert hatte.
Auch diesmal hatte er für den Tag der Urteilsverkündung weitere Beweisanträge angekündigt. Doch dann blieb Hans-Joachim "Joe" Marx stumm. Ungewöhnlich für einen Mann, der sich so gern reden hört. Und der jetzt lächelt.